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Ich ließ mich ins Gras fallen. Alles in mir schmerzte, insbesondere mein Kopf und mein Arm. Wenn ich zu Hause bin, sollte ich die Wunde versorgen. Doch im Moment dachte ich gar nicht daran, nach Hause zu gehen. Dort wurde ich eh nur ignoriert oder beschimpft. Was für toxische Eltern hatte ich eigentlich? Es war zum Heulen. Und das tat ich auch. Meine Augen brannten.
Ich hatte so viele Aggressionen in mir; gegen meinen Eltern, gegen die Schule und gegen mich selbst. Ich hasste mich einfach. Alles, was ich tat, war falsch oder nicht gut genug. Ich hasste mein Leben. Es erschien alles sinnlos.
Nachdem ich paar Minuten einfach nur geschrien hatte, legte ich mich wieder ins Gras und sah zum Himmel hinauf. Ich bemerkte, dass es langsam wieder hell wurde. Ich sah auf mein Handy. Es war schon sieben Uhr. Zurück nach Hause schaffte ich es nicht, wenn ich pünktlich zur Schule musste. Fuck. Ich seufzte. Wusste nicht, was ich jetzt tun sollte. Wenn ich ohne meine Schuluniform in die Schule kommen würde, würde ich eine Menge Ärger bekommen. Uff. Ich stand auf und rannte so schnell wie möglich nach Hause. Meine Eltern waren schon auf der Arbeit, zum Glück. Ich lief in mein Zimmer, zog mich so schnell wie ich konnte um, schnappte meinen Rucksack und verließ das Haus wieder. Natürlich hatte ich jetzt keine Zeit gehabt, meine Wunde zu versorgen, aber na ja auch egal. Was sollte schon passieren? Ich konnte ja immer noch ins Krankenzimmer gehen und die Schnitte desinfizieren, also in der Pause.
Es wunderte mich, dass ich es noch paar Minuten vor dem Klingeln ins Klassenzimmer schaffte. Alle saßen schon auf ihren Plätzen und als ich hereinkam, sahen mich die meisten missbilligend an. Nur Minho zeigte mir ein Lächeln, doch er sah mich auch besorgt an.
Ich ließ mich auf mein Stuhl fallen, legte meine Arme aufs Pult und bettete mein Kopf darauf. Und erst als der Lehrer uns begrüßte, hob ich meinen Kopf wieder. Die Anwesenheit wurde jetzt kontrolliert und ich passte so gut wie gar nicht auf, ich reagierte nicht mal, als mich Mr Park aufrief. Deswegen bekam ich wieder Ärger. Uff, das war alles ein Teufelskreis.
"Um, alles okay bei dir?", fragte mich Minho. Ich wandte meinen Kopf zu ihm. Seine Augen wanderten zu meinem Arm und ich wusste auch wieso; der Ärmel war blutig. Minho zog vorsichtig den Ärmel hinauf, es brachte nichts, mich dagegen zu wehren. Und unser Lehrer bekam davon auch nichts mit.
"Das musst du sofort desinfizieren, Jisung! Sonst entzündet sich das noch", flüsterte Minho mir zu.
"Keine Sorge, mir gehts gut", sagte ich und zog den Ärmel wieder hinunter.
"Ja ja, und ich bin der Präsident von Korea", erwiderte er und meldete sich. Und kurzerhand wurde er auch schon aufgerufen.
"Entschuldigung Mr Park, Jisung gehts grad gar nicht gut. Können wir zur Krankenschwester gehen?", fragte Minho sehr höflich. Alle Augen waren auf mich gerichtet. Es war richtig unangenehm. Meine social anxiety meldete sich wieder.
"Ja, das ist in Ordnung", sagte Mr Park. Ich zeigte keine Bewegung, weswegen Minho mich zum Gehen brachte. Ich fühlte mich total schwach.
Minho klopfte an und es wurde auch prompt geöffnet. Ich wurde zu einer Liege bugsiert.
"Was ist denn passiert?", fragte die Krankenschwester, Ms Seo.
"Ich kümmere mich schon darum, ich brauche nur Desinfektionsmittel für Wunden und Verbandszeug", sagte Minho und zog mein Ärmel erneut herauf. Ms Seo nickte und brachte die Sachen in Sekundenschnelle. Minho bedankte sich höflich und kümmerte sich nun um mich, was ich total überflüssig fand.
"Was machst du nur für Sachen", sagte Minho. Ich bemerkte, dass er Tränen in den Augen hatte.

Dead InsideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt