Kapitel 36

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Jax's POV

"Es ist wirklich nicht so schwierig, wenn man erst einmal den Dreh raus hat, Annabelle, ehrlich.", versuchte ich sie zu überzeugen.

Wir beide saßen uns in meinem Hintergarten im Schneidersitz gegenüber und ich versuchte, ihr bei zu bringen, wie der Mind-Link funktionierte. Laut Gesetz durfte sie erst dann offiziell Luna des Rudels werden, wenn sie es verstanden und sich mit dem Rudel verbunden hatte.

Zu sagen, dass sie schockiert war, als ich ihr zum ersten Mal davon erzählte, wäre eine Untertreibung gewesen. Tatsächlich hatte sie über den Gedanken daran gelacht. Ich musste es ihr beweisen, indem ich Xavier mit meiner Gedankenverbindung andockte und volle zehn Minuten lang mit ihm darüber sprach. Außerdem haben wir ein Spiel gespielt, das heißt: an welche Zahl ich dachte, wobei Annabelle genau darauf achtete, dass wir in keiner Weise schummelten. Nachdem wir offensichtlich nicht geschummelt hatten, musste sie sich eingestehen, dass sie uns glaubte.

Vor Frustration stöhnte sie auf und fuhr sich mit ihren Händen übers Gesicht. ,,Gut, wenn es so leicht ist, wieso kann ich das denn dann jetzt nicht?"

Ich lächelte sie an und nahm ihre Hände in meine. ,,Bei dir wird es vielleicht ein bisschen problematischer, denn dein Wolf ist noch nicht ganz vollständig aufgetaucht. Ja, du hast dich verwandelt, aber es gibt noch genug Sachen, die man machen muss, damit man ein vollständiger Werwolf ist. Du musst ihn spüren, ihn kennen, ihn trainieren und lernen, was für euch beide am besten ist, schließlich ist kein Mensch wie der andere.

Mind-Link funktioniert, wenn ein Wolf zu einem anderen spricht, nicht von Mensch zu Mensch." erklärte ich ihr.

,,Warum machen wir uns dann überhaupt die Mühe, wenn es für mich im Moment unmöglich ist, das zu tun? Warum arbeiten wir nicht an etwas anderem, wie zum Beispiel der Stärkung der Verbindung, damit ich in Zukunft so etwas wie 'Mind Linking' kann." Ich konnte sehen, dass sie darüber frustriert war, keine Verbindung herstellen zu können. Sie runzelte die Stirn und rupfte das Gras aus dem Boden. Ich sollte das jetzt vermutlich nicht denken, aber sie sah gerade so verdammt süß aus.

,,Das stärkt deine Verbindung mit ihr, jeden Tag arbeitet dein Gehirn, um neue Wege zu finden und wenn du mit deinem Wolf mehr machst, wird er vielleicht auch aktiver.", versuchte ich zu erklären. Ich denke nicht, dass ihr bewusst war, wie wichtig das war. Wenn sie auch nicht mit dem Mind-Link umgehen konnte, dann durfte sie auch offiziell nicht den Titel tragen. Wenn sie keine Luna würde, hatte ich eine von zwei Wahlen: entweder trat ich zurück und gab meinen Alpha-Titel an jemand anderen ab oder akzeptierte sie so, wie sie ist, ohne dass sie das mit dem mind linken konnte.

Es war eine unmögliche Entscheidung. Wenn ich mein Rudel ihr vorzog, würde uns das beide sicherlich zerbrechen lassen, und das, nachdem ich so lange gewartet hatte, ihr Herz auf diese Weise zu finden. Auf der anderen Seite aber, wenn ich sie meinem Rudel vorzog, müsste meine Schwester als Alpha antreten. Sie war aber nicht der Alpha-Typ, sie hatte nie Interesse an irgendetwas gezeigt, was mit der Alpha-Rolle zu tun hatte, und ich fürchtete, dass sie, wenn ich zurücktrat, das Rudel schwächen würde und es schließlich zusammenbrechen würde.

Ich schaute in die Augen meiner Mate und lächelte sie an, ,,Ich weiß, du kannst es, Annabelle."

Mit den ermutigenden Worten, die ich ihr sagte, konnte ich aufeinmal ein Funkeln in ihren Augen sehen. Sie schaute nicht länger gelangweilt, sie sah jetzt entschlossener aus. ,,Lass uns loslegen."

,,Okay, schließ deine Augen... fokussiere dich auf meinen Wolf, seine Augenfarbe, Fellfarbe, seine Größe... auf alles. Fokussiere dich auf eine Verbindung mit ihm.", erklärte ich.

Sie nickte, nahm einen tiefen Atemzug und schloss ihre Augen. Für einige Minuten war sie still, aber danach spürte ich einen leichten Stoß in meinem Kopf. Ich lächelte mit einem Megawatt Lächeln zu ihr.

The Alpha and his MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt