Matera

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Ich kann immer noch nicht glauben, dass das gestern in der Pizzeria wirklich passiert ist. Erst denke ich, dass der Urlaub perfekt wird und schon am Abend passiert etwas Lebensgefährliches.

Plötzlich fällt mir ein, dass meine beste Freundin noch nichts weiß. Diese liebt Drama auf jede Art und Weise - egal, ob es schlimm endet oder nicht.

Ich gehe rüber zu dem Tisch in meinem Zimmer, um mein Handy zu nehmen. Nicole geht direkt ran und begrüßt mich. »Endlich meldest du dich auch mal. Warum hast du mich so lange warten lassen?«, fragt sie leicht genervt, was mich dazu bringt mit den Augen zu rollen.

»Dir auch hallo, Nicole. Ich habe vergessen, dass ich dich anrufen sollte, nach unserer Landung - tut mir leid.« Sie atmet als Antwort laut aus.

»Egal jetzt. Also erzähl - gibt es etwas Interessantes, was du mir unbedingt erzählen musst? Hast du schon eine Affäre mit einem Italiener?«, fragt sie schelmisch, was mich zum Kichern bringt. Ich antworte: »Wenn du nur wüsstest.« Sie lässt mich nicht richtig aussprechen, sondern fordert mich sofort dazu auf, ihr alles zu erzählen. »Nein, ich habe keinen heißen Italiener getroffen, Nicole. Es ist eher etwas Schlimmes passiert.«

Sie will wissen, was damit gemeint ist, also erzähle ich es ihr: »Wir waren gestern Abend in einem richtig schönen Restaurant in der Innenstadt - dann kamen plötzlich irgendwelche kriminelle Männer rein und bedrohten den Geschäftsführer auf Italienisch. Sie hatten alle Waffen dabei und drohten unschuldigen Menschen, also habe ich etwas sehr Riskantes gemacht. Ich habe unter dem Tisch den Notruf gewählt und habe der Polizei den Namen des Restaurants genannt, die dann zum Glück gekommen sind.«

Nicole sagt kein einziges Wort mehr, was mich dazu bringt sie zu fragen, ob alles gut ist. »Wie kannst du das nur so ruhig erzählen, Vicky? Ich wäre durchgedreht an deiner Stelle!« Ihre Reaktion bringt mich nur zum Schmunzeln - kurz bevor ich ihr jedoch noch andere Sachen erzählen kann, bittet mein Vater, der an der Türschwelle steht, mitzukommen.

»Ich muss jetzt leider auflegen - wir reden später.« Ohne ihr Zeit zu lassen, beende ich den Anruf, da sie sonst weitersprechen wollen würde. Meinen Vater sollte man lieber auch niemals warten lassen.

Schnell laufe ich ihm hinterher und sitze schlussendlich in dem Zimmer meiner Eltern - meine Schwester neben mir. »Ich und eure Mutter haben beschlossen heute wieder zurückzufliegen nach Manhattan, da wir nicht riskieren wollen, dass diese Männer oder andere Kriminelle euch wieder begegnen und deren Drohungen der Wahrheit entsprechen. Wir würden spontan heute schon einen Flug nehmen.«

Violet und ich stöhnen nur genervt auf, weil uns Matera sehr gefallen hat. »Können wir wenigstens ein letztes Mal shoppen gehen in der Stadt? Wir kommen auch vor Sonnenuntergang wieder, versprochen!«, flehe ich unsere Eltern an. Meine Mutter antwortet nur: »Ich bin mir nicht so sicher - was wenn euch was passiert?« Glücklicherweise schafft mein Vater es, sie zu überreden, was uns die Chance gibt neue, tolle Klamotten aus Italien nach Hause zu bringen. Wieso mein Vater es uns erlaubt hat heute noch herauszugehen verstehe ich nicht wirklich, freue mich aber schlussendlich einfach drüber mit Violet.

»Wir nehmen unsere Handys mit, bleiben nicht zu lange draußen und passen auf uns auf. Versprochen!«, sagt meine Schwester. Mom nickt nur und geht immer noch leicht besorgt zurück ins Badezimmer.

•••

»Die Klamotten hier sind so schön, V!«, gibt meine Schwester zufrieden zu. Ich lächele daraufhin nur und möchte grade rein ins nächste Geschäft, als Violet merkt, dass es immer dunkler wird.

»Verdammt! Bis wir wieder zurück im Hotel sind, ist es schon längst dunkel, weswegen wir Ärger bekommen werden.« Genervt stöhne ich auf und zerre Violet förmlich in die Richtung des Hotels. »Rennen bringt jetzt auch nicht wirklich viel, das ist dir schon klar«, motzt meine Schwester und reißt ihren Arm aus meiner Hand. Was du nicht sagst, du Genie.

Wir beide bleiben stehen, damit ich Dad anrufen kann, doch sehe dann, dass es hier kein Netz gibt. Ich bin am Arsch. »Egal, lass uns einfach weiterlaufen und hoffen, dass es nicht zu sehr dunkel wird.«

Müde laufe ich mit Violet durch verschiedene Straßen, komme dabei dem Hotel immer näher, dank der Hilfe, die wir von einer alten Frau bekommen haben. »Warte mal, ich muss sehr dringend auf Toilette - ich gehe kurz in diese Bar und komme auch schnell wieder.« Sie lässt mir keine Zeit zu antworten, sondern rennt einfach rein. Jetzt lässt sie mich auch noch in der Dunkelheit alleine - beste Schwester überhaupt.

»Nein, bitte nicht!« Diese Worte scheine ich zu hören, aber rede mir ein, dass das nur Einbildung war. Wieder einmal höre ich komische Geräusche hinter dem kleinen Gebäude und kriege das dringende Verlangen herauszufinden, was dort passiert.

Ich entschließe mich dazu den Geräuschen zu folgen und traue meinen Augen nicht, als ich das Geschehnis vor mir sehe.

Shot Into DarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt