»Victoria? Victoria? Hörst du mich?«, fragt mich jemand, doch ich bin unfähig zu antworten. Ich sehe nur schwarz und kann mich nicht bewegen. Wo bin ich und was ist passiert?
»Holt die Anderen ihr Vollidioten!«, schreit die gleiche Person und ich kriege leicht Angst. In der Stimme ist Wut, Verzweiflung und Schmerz zu hören. Ich öffne leicht meine Augen, sehe jedoch niemanden vor mir.
»Carlos. Wach auf. Bitte, wach auf!«, schreit jemand und ich stehe langsam aus dem Auto auf. Vor mir sehe ich zwei sterbende Männer auf dem Boden und einen blutbeschmierten Rafael. Der andere Mann ruft jemanden an und ich sehe wie Rafael seinen Kopf auf die Brust von Carlos platziert.
»Ich bringe die Person um, die dir das angetan an. Ich schwöre es dir«, verspricht er ihm. Jetzt erinnere ich mich leicht wieder. Wir sind gegen einen Baum geprallt, dank eines anderen Autos, das dies bestimmt geplant hat.
»Rafael«, sage ich leise und erst gibt er keine Reaktion ab. Er dreht sich langsam um und ich sehe Tränen in seinen roten Augen. Ich habe ihn noch nie so gesehen oder auch nicht gedacht, ich würde ihn jemals so sehen. Schmerz und Wut scheinen in seinen Augen und ich bin unfähig wegzuschauen.
»Geht es dir gut?«, fragt er mich besorgt und kommt mir näher. »Ja, mein Arm und Kopf tun nur bisschen weh.« Ich mache eine kurze Pause, schaue ihn an und frage: »Ist- ist er tot?«
Rafael atmet leicht aus und nickt nur. Waren sie befreundet? Warum trauert er so um ihn? Ich bin mir sicher, irgendwann werde ich das noch herausfinden - wenn ich dann überhaupt noch hier bei ihm sein werde.
Aber ich möchte ihn jetzt nicht alleine lassen - ich möchte ihm irgendwie helfen den Schmerz loszuwerden oder zu lindern. Vielleicht kennen wir uns doch besser, als wir denken. Ich bin so dankbar, dass ich nicht so verletzt bin wie die Anderen.
Vor mir sehe ich einen anderen Wagen auf uns rasen und ich hoffe, dass es Leute von Rafael sind. Als diese aus dem Van steigen, erkenne ich sie glücklicherweise wieder. Sie nehmen die beiden Leichen und stecken sie in irgendwelche Tüten, die sie soeben aus dem Kofferraum geholt haben.
Widerlich, dass sie auf sowas schon vorbereitet sind. Für diese Leute ist Mord bestimmt normal. Wir warten ab, bis sie die Leichen wegstecken und setzen uns dann in den anderen Van. Rafael sitzt nur emotionslos da und schaut in die Leere.
Was ich nur alles machen würde, um ihm zu helfen, obwohl wir uns nicht mal so lange kennen. Die Fahrt ist still und keiner redet ein Wort.
•••
Ich liege müde auf meinem Bett und entspanne mich nach diesem grauenhaften Tag. Warum sehe ich eigentlich so viele Leichen? Das ist überhaupt nicht gut für mich und mein Trauma später.
Wie es Rafael jetzt wohl geht? Ich muss ihm helfen, egal wie. Er hat sich auch gekümmert um mich - außer, als er mich eingesperrt hat im Zimmer für einen ganzen Tag. Aber ich habe ihm schon verziehen.
Ich gehe ein Risiko ein und begebe mich in verschiedene Zimmer, bis ich seins finde. Angespannt klopfe ich an, doch kriege keine Antwort - trotzdem öffne ich die Tür und sehe Rafael an seinem Handy auf dem Bett sitzen. Er schaut nach oben und guckt mich emotionslos an.
»Wenn du hier bist, um darüber zu reden, wann du zu deiner Familie kannst, lass uns morgen oder später darüber reden«, erklärt er schnell, damit er mich loswird.
»Eigentlich bin ich hier, um zu sehen, wie es dir geht«, vertraue ich ihm an während ich mich neben ihn setze. Sein Kopf schießt nach oben und er schaut mich verwundert an. »Du kannst mir vertrauen, Rafael.« Dabei lege ich meine Hand auf seine und er atmet aus.
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Shot Into Dark
RomanceVictoria Wilson plant, mit ihrer Familie nach Italien zu fliegen, um dort ihre Sommerferien zu genießen. Aber als sie bereits im ersten Restaurant sitzen, zeigt sich die Kriminalität in Matera. Daraufhin sieht sie etwas, das nicht für ihre Augen bes...