Selbstverteidigung

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2 Stunden sind vergangen, seit dem ich mit Rafael gesprochen habe. Er kann mich doch nicht einfach so gegen meinen Willen mitnehmen - eigentlich könnte er das doch. Ich möchte einfach mein altes Leben zurück.

Wenigstens bin ich dann wieder in Amerika und nicht in einem Land, wo ich mit 90 % aller Leute draußen nicht sprechen kann, um mir Hilfe zu holen. »Victoria! Komm runter«, ruft Rafael von unten und ich rolle meine Augen.

Leider habe ich keine andere Wahl als ihm zu gehorchen. Ich möchte ihn nie wieder mehr so sauer wie gestern sehen, als ich die Polizei versucht habe anzurufen. Unten angekommen, sehe ich Rafael mit einem dunkel bekleideten Mann sprechen, der dann jedoch schnell wieder verschwindet.

»Worüber wolltest du mit mir sprechen?«, frage ich ihn neugierig und mache mir bisschen Sorgen. Er gleitet mit seinen Augen von unten nach oben an meinem Körper. Verdammt, jetzt fühle ich mich noch unwohler, da ich ein schwarzes Oberteil mit Ausschnitt trage.

Okay, beruhig dich. »Wir gehen zusammen in die Lagerhalle, um dort bisschen Kämpfen und Selbstverteidigung zu üben - falls doch etwas passiert auf unserer Flucht und ich dich nicht beschützen kann«, erklärt er und ich nicke.

Das hört sich nicht wirklich schlecht an. Insgeheim freue ich mich sogar, da ich es schon früher geliebt habe zu trainieren und kämpfen. Aus dem Nichts platziert Rafael seine Hand an meinem Rücken und drückt mich leicht mit sich durch die Haustür. Wir steigen erneut in einen Van und fahren los.

•••

Im Moment halte ich nicht zum ersten Mal eine Pistole in der Hand und soll auf einen Pappaufsteller in Form eines Menschen mit Markierungen schießen. Man zwang mich und meine Schwestern schon vorher sowas zu üben - warum weiß ich nicht.

Hinter mir höre ich ein Kichern und drehe mich um. »Du musst dich nicht schlecht fühlen, wenn du nicht triffst«, sagt Rafael dann und lacht. Die Männer hinter ihm steigen ein in sein Lachen und ich werde sauer. Jetzt zeig ich's denen.

Ich sollte eigentlich nur auf den sich nicht bewegenden schießen, doch entscheide mich dazu alle abzuschießen. Als ich das erste Mal direkt ins schwarze Loch treffe, höre ich wie hinter mir niemand mehr lacht - doch ich höre nicht auf.

Ich schieße alle bis auf einen fast perfekt ab und drehe mich selbstbewusst um. Rafael schaut mich undefinierbar an und seine Männer nur mit großen Augen. »Woher kannst du so gut schießen?«, fragt er mich interessiert. »Ich wurde schon öfter trainiert bei sowas. Frag nicht warum, ich weiß es selbst nicht.« Ich schaue ihn leicht amüsiert an während er schmunzelt und mir befielt ihm zu folgen.

Jetzt stehe ich in einem Kampfraum und weiß, was er will. Kämpfen üben. Das wird lustig. Im Kämpfen war ich einer der Besten beim Training Zuhause. Ich stelle mich mit einem mir unbekanntem Mädchen auf eine Matte und warte ab, was als nächstes passiert. »Kämpft. Valentina du kannst ruhig alles geben.« Dabei deutet er an, dass ich mich ja schon auskenne.

Ich lächle nur arrogant und sehe schon wie Victoria auf mich aggressiv zukommt. Ich ducke mich schnell und stelle ihr ein Bein, was sie dazu bringt nach vorne auf ihre Nase zu fallen. Das hat bestimmt sehr wehgetan, aua. Die Leute um uns herum beobachten uns interessiert und Valentina steht mit einem gekränkten Ego wieder auf.

»Ich mach dich platt«, warnt sie mich, doch erreicht damit nichts bei mir. Provozierend lächle ich sie an und mache sie noch wütender. Valentina kommt auf mich zugerannt und möchte mir in den Bauch schlagen, doch ich komme ihr zuvor und drehe ihren Arm schmerzhaft um und werfe sie auf den Boden.

Sie klopft auf die Matte und deutet damit, dass sie fertig ist. War so klar. Eigentlich hätte ich ihr die Nase und mehr brechen können, doch das ist Training und sie tut mir jetzt schon leid. Jetzt merke ich erst, wie sehr ich das hier vermisst habe.

»Wir sind fertig«, merkt Rafael an und ich folge ihm hinaus, während ich aus meiner Wasserflasche trinke. »Du bist gut«, sagt er zu mir und ich nicke nur gelangweilt. Wenn er nur wüsste, was ich noch alles kann. Gott, so habe ich das nicht gemeint.

»Was passiert, wenn ich mich weigere mit dir nach Amerika zurückzufliegen?« frage ich ihn neugierig und schaue ihn angespannt an.

Shot Into DarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt