Bestrafung

4.6K 110 5
                                    

Ich bemerke, wie er mich zurück in sein Schlafzimmer bringt und drinnen dann die Tür abschließt. Dabei hält er mich immer noch fest und in mir sammelt sich Panik und Furcht. Abrupt drückt er mich gegen die Wand und schaut mir finster in die Augen.

Ich bereue sofort meine Entscheidung. Rafael kommt mir immer näher, was mich dazu bringt mich noch mehr gegen die Wand zu drücken. Er kommt meinem Ohr gefährlich nah und flüstert: »Ich hasse es, wenn man mich sauer macht.«

Ich atme schwer aus und warte, dass er wegzieht, doch das passiert nicht so schnell, wie ich dachte. »Du wirst mir versprechen auf mich zu hören und das zu machen, was ich von dir verlange«, droht er mir.

Ich lasse mir doch nichts sagen von ihm! Ohne nachzudenken, frage ich ihn: »Sonst was? Mich zu töten traust du dich sowieso nicht.« Meine Angst ist aus dem Nichts verschwunden und ich fühle mich so selbstsicher, wie lange mehr nicht.

Ich warte auf eine noch wütendere Reaktion, doch höre ihn dann lachen. Spinnt der jetzt völlig? »Du weißt wirklich noch nicht, wer ich wirklich bin. Ein Anruf und deine ganze Familie und deine Freunde sterben einen grausamen Tod.«

Die Angst kommt wieder zurück und mir fällt das Atmen immer schwerer. Rafael schaut mich immer noch belustigt an und merkt an: »Wie grausam du dich wohlfühlen würdest, wenn du ihre Leichen vor dir sehen würdest.«

Die Tränen machen Weg zu meinen Augen und ich kann mich nicht mehr zurückhalten. »Rede nie wieder so mit mir, Victoria. Du bist niemand besonderes«, spuckt er mir förmlich ins Gesicht.

Dieser Satz toppt alle Anderen und ich fange an zu weinen. Wie kann er nur so herzlos sein? Ich hätte von Anfang an bemerken sollen, dass er ein Monster ist und sich nie ändern wird. Im Moment verachte ich ihn wie noch nie zuvor!

Langsam zieht er sich von mir weg und schaut mich kein einziges Mal mehr an und verlässt ruhig das Zimmer. Ich stehe kurz vor einem Nervenzusammenbruch und hocke mich auf den Boden. Meine Tränen fließen ununterbrochen und ich werde immer mehr sauer.

•••

Nachdem ich fertig bin mit Essen, sehe ich Giulia an der Tür stehen. Ich stehe auf und umarme sie kräftig. Was ich jetzt brauche, ist eine Freundin zum Reden - wenigstens habe ich hier jemand so toll wie sie getroffen.

»Ich muss dir etwas erzählen«, beichte ich ihr und schäme mich immer noch für gestern. Rafael hat mich unfassbar bloßgestellt und erniedrigt. »Ich weiß schon Bescheid. Rafael hat es mir erzählt.«

Erschrocken reiße ich die Augen auf und wundere mich darüber, dass Rafael mit Giulia über so etwas spricht. Eigentlich dachte ich, dass er eher verschlossen sei - anscheinend doch nicht.

»Lass uns lieber nicht drüber reden! Sonst kommt wieder diese negative Stimmung.« Am Ende des Satzes lacht sie leicht und ich lächle sie an. Sie hat recht - ich sollte mich auf wichtigere Sachen konzentrieren.

Zum Beispiel, wie ich wieder nach Hause komme und wann. »Victoria?«, reißt mich Giulia aus meinen Gedanken und ich schaue sie leicht verwirrt an. »Ja?«, frage ich sie. »Du hast mir grade nicht zugehört. Rafael möchte dich in deinem Zimmer sehen.« Dabei schaut sie traurig und ich spüre, wie ich nervös werde.

Ängstlich nicke ich nur und laufe nach oben. Dort sehe ich Rafael auf meinem Bett sitzen an seinem Handy, der direkt nach oben schaut, als ich die Tür hinter mir schließe. »Ich muss mit dir über etwas reden.«

Dabei steht er auf und nähert sich mir, was mich dazu bringt aus Angst einen Schritt zurückzugehen. Er nickt nur enttäuscht und fängt dann trotzdem an zu reden: »Wir müssen mit paar meiner Männer zurück nach Amerika flüchten, da es hier zu gefährlich ist und ich dort nur mein zweites Lager habe.«

Ich verstehe nicht, warum er mir das erzählt und schaue ihn fragend an. »Du wirst mitkommen. Versuch dich auch nicht herauszureden. Ich habe lange über diese Entscheidung nachgedacht.« Grade als ich ansetzen will, um ihm zu erklären, dass ich nur über meine Leiche mit ihm irgendwo hin flüchte, wird die Tür stürmisch geöffnet.

»Rafael! Tut mir leid, für die Unterbrechung, doch wir haben diesen Ring gefunden beim Tatort. Es hat vielleicht etwas mit ihm zu tun«, plaudert einer seiner Männer aus. In seiner Hand sehe ich einen blutverschmierten Ring, der irgendein Symbol eingezeichnet hat. Er ist dunkelblau und hat silberne Verzierungen.

Irgendwie kommt er mir bekannt vor... Warte, das ist ein dummer Gedanke. Bestimmt bilde ich mir das nur ein.

Schnell versuche ich meine Gedanken abzulenken und schaue zu Rafael. Er schaut mich ausdruckslos an und verlässt das Zimmer. Danke für nichts.

Shot Into DarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt