1. Ein heftiger Anfang

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Es war mitten in der Nacht, als ich aus meinem Schlaf gerissen wurde. Es war stockdüster und still. Einzig allein das gleichmäßige Atmen der Frau neben mir und das brummen des Handys waren zu hören. Den Göttern sei Dank, war Snow eine Tiefschläferin und nicht so leicht zu wecken wie ich. Einen Moment bedachte ich sie mit einem Blick. In der Dunkelheit konnte ich nicht viel erkennen. Nur das weiß ihrer Haare, die ihr im Gesicht hingen und ihre zierliche Gestalt. Ich konnte es nicht genau sehen, aber vermutlich waren ihre Züge entspannt. Und zeigten keine Ausdruckslose kalte Maske, wie sie immer vorhanden war, wenn Snow wach war. Sie achtete sehr darauf keine Gefühle zu zeigen und hatte ihren stolz. Auf viele Menschen wirkte sie wie ein gefühlloser Roboter. Was nicht ganz so richtig war. Ich kannte sie besser, als sie sich selbst. Ich konnte ihren Blick lesen, denn sie mir mit ihren dominanten silbernen Augen zuwarf. Den silbernen Augen, die im Moment geschlossen waren und dessen Sturm aus schwarzen Eis im Moment versiegt war.

Brrrrrr! Brrrrr!

Wieder vibrierte es.

Ich versuchte im dunklen mich umzudrehen und sah auf den Nachttisch. Der Bildschirm leuchtete auf. Ich wurde angerufen. Mitten in der Nacht?

Ich gähnte und versuchte schlaftrunken den Namen zu entziffern. Der Name der Person, die es wagte meine Nachtruhe zu stören.

Enzo.

Entnervt drückte ich meinen Ex-Mann weg. Wenn es wichtig war, dann konnte er es mir am nächsten Tag sagen. Aber nicht jetzt. Der Wikinger hatte sie doch nicht mehr alle. Mitten in der Nacht.

Zufrieden kuschelte ich mich wieder unter die Decke und rückte zur Frau neben mir heran. Besitzergreifend legte ich den Arm um sie, nahm die Hitze ihres Körpers war, die durch die Decken zu mir herüber drang. Zufrieden atmete ich tief durch, roch den so vertrauten Duft nach ihr. Leder und Parfüm. Der Geruch war mir so vertraut, wie sie mir vertraut war. Er beruhigte mich, als ich meinen Kopf an ihren Rücken lehnte und die Augen schloss. Ich hörte wie sie entspannt ausatmete, aber nicht davon aufwachte. Müde schmunzelte ich unwillentlich, kuschelte mich noch näher und versuchte wieder einzuschlafen.

Die Betonung lag jedoch auf dem ''versuchte''.

Brrrr! Brrrr!

Innerlich stieß ich einen Fluch gegen meinen Ex-Mann aus und versuchte das Klingeln zu ignorieren.

Rwww!

Ok, das war nicht mein Handy gewesen, das war...

„Wenn du nicht gleich dieses vibrierende Ding ausschaltest, dann kannst du auf der Couch schlafen!" kam es eisig aus ihr hervor. Snow bewegte sich schnaubend.

„Hast du vibrierendes Ding gesagt?" das hatte ich mir nun doch nicht verkneifen können. Ich liebte es sie aufzuziehen und das gelang mir immer ziemlich gut.

Ich hörte ein weiteres drohendes Knurren. „Herfjǫtur, du weißt wie ich das gemeint habe."

„Dieses vibrierende Ding heißt übrigens Handy, beziehungsweise das Ding was ich meine. Das was du meinst, weiß ich ni...Aua!" ich rieb mir die Seite in die sie mich geschlagen hatte. Ich stieß ein grunzen aus. „Ist ja gut." ich rollte von ihr weg, auf meine Bettseite und angelte nach meinem Handy. Müde setzte ich mich auf und ging dran. „Bist du eigentlich bescheuert? Es ist mitten in der Nacht!"

„Wir müssen reden!" kam es nur knapp hervor. Ich runzelte die Stirn bei seiner ernsten Stimme. Enzo war sonst immer für jeden Witz zu haben.

„Wir haben mitten in der Nacht. Was immer es ist, es kann warten." brummte ich, während ich im Augenwinkel sah, wie Snow sich drehte. Vermutlich hatte sie seine Stimme mit ihren guten Ohren hören können.

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