7. Der Verrat

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Die nächsten Tage waren anstrengend. Sehr anstrengen, denn das Mondfest war schon bald und es gab eine Show zu planen und zu choreographieren. Wir hatten zehn Tänze einzutrainieren und zehn Kleidungs- und Requisitenwechsel, die reibungslos hintereinander funktionieren mussten. Es sollte zu einer kleinen Rundreise aus verschiedenen Tänzen werden. Und nach all den Monaten in denen ich wenig Sport gemacht hatte, wirkte sich das jetzt auch auf meine Kondition aus. Ich war wortwörtlich am Arsch. Entschuldigt den Ausdruck.

Ich fand zu nichts mehr Zeit. Ich war Tag und Nachts am trainieren und wenn ich nicht trainierte und einstudierte, dann hielten mich die Träume wach, die immer schlimmer zu werden schienen je näher das Mondfest kam.

Der Mann den ich im Traum gesehen hatte, war nun immer klarer geworden. Er hielt mir die Hand freundlich hin und rief mit zutraulicher Stimme meinen Namen, als würde er mich sein leben lang kennen. Seine dunkelgrünen Augen funkelten mich jedes Mal an und beim lächeln zeigte er Grübchen. Dieser unbekannte Mann war noch das angenehmste im Traum, denn dieser wechselte dann schlagartig wieder in dieses Blutbad. Noch immer hörte ich unklar Stimmen schreien und konnte mittlerweile erkennen, das ich ein kleines Wesen im Arm hielt. Ich sah Blut von einem Messertropfen und eine dunkle Hose, die zu einer Person passte, die ich nicht erkannte, die aber mit dem Messer wegrannte. Die Träume wurden Nacht für Nacht furchteinflößender und klarer, aber dennoch verstand ich nicht was sie mir sagen sollten, außer das ich kaum schlief.

Ich war sogar so müde, das als ich dann mal Snow antraf, ihr kaum zuhörte und fast im stehen einnickte. Es tat mir leid, weil ich sie wirklich vermisste und sie sich nicht meldete. Einzig allein durch den Empathielink konnte ich spüren, das es ihr gut ging.

Sie hatte mich gefragt was los sei und das einzige was ich machen konnte, war meinen Kopf gegen ihre Schulter zu lehnen und fast einzuschlafen, das musste ziemlich seltsam ausgesehen haben. Besonders weil Snow wie erstarrt dort gestanden und sich keinen Zentimeter gerührte hatte, ehe Santos nach ihr gerufen hatte und sie weiter gehastet war. Diese kurze Begegnung blieb die einzige bis zum Mondfest.

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Und dann war das Mondfest endlich gekommen. Dort wo wir noch vor ein paar Tagen im Sand trainiert hatte, war der Sand nun von einem Parkett überdeckt. Um das Parkett standen in einem Halbkreis viele Tische mit Bänken auf denen sich der ganze Stamm einfinden würde. Hinter dem Parkett war ein kleiner Backstagebereich, denn wir zum umziehen gebrauchten und das war auch von Nöten.

Ich hoffte nur das Snow sich unter Kontrolle halten konnte. Normal wurde sie schon wütend, wenn mich auch nur ein Mann am Arm berührte oder mich anlächelte. Ich vertraute darauf, das sie es schaffen würde ruhig zu bleiben und nicht auf die Tanzfläche zu stürmen um Ben oder Sascha umzubringen. Ich musste jetzt auf sie vertrauen, so wie ich es schon seit Ewigkeiten tat.

Zuerst konnte ich jedoch beruhigt sein, ich kam erst gegen Ende der Show dran. Neben mir hampelte Ally schon nervös hin und her. Sie trug ein schwarzes Gewand, mit dem sie zusammen mit Sascha einen Contemporary tanzen würde. Wir hatten festgestellt das sich im unteren Rang einige musikalische Talente aufhielten und hatten diese gefragt uns bei dieser Show zu helfen. Wenn wir sie schon machen mussten, dann auch richtig. Deshalb gab es diesmal auch Live Musik.

„Du brauchst nicht so nervös sein." ich sah Ally mit dem ruhigsten Blick an, den ich hatte.

Sie kaute auf ihrer Lippe. „Aber der ganze Stamm ist hier versammelt."

„Denk sie dir einfach weg. Denk du tanzt ganz alleine mit Sascha und konzentrier dich auf ihn und die Musik. Du wirst da draußen nicht alleine sein. Genieße diesen Augenblick." ich legte meine Hand auf ihre Schulter. „Sie werden dich lieben."
„Genau!" Ben kam zu uns und legte ihr einen Arm um. „Wer könnte dich denn nicht lieben?"

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