Silver Eyes

10. Eine schwere Entscheidung

Ich saß alleine am Tisch in der Cafeteria oder eher dem Essensaal des Gefängnisses. Es gab irgendeinen Eintopf, nicht gerade mein Lieblingsessen, aber besser als gar nichts zu essen zu bekommen. Nachdenklich stocherte ich in meinen Essen herum und hatte die Ärmel hochgekrämpelt.
Seitdem eine Mitinsassin das Walkürentattoo auf dem Arm entdeckt hatte, hielten alle respektvollen Abstand. Auch einer der Gründe warum ich alleine hier saß. Dies störte mich jedoch nicht. So konnte ich nachdenken. Ich hatte vieles noch zu verarbeiten.
Tyrons Tod war noch immer wie eine frische Wunde, aber ich sah es nun klarer. Ich musste den Mörder finden, um Antworten zu erhalten und ich würde ihn auch finden. Ich musste einfach nur hier raus.

Und dann war da die Sache mit Thalia. Wenn die Prophezeiung stimmte, dann würde sie es nicht bis zu ihrem 18. Lebensjahr schaffen. Das musste ich verhindern. Ich konnte sie nicht auch noch verlieren.

Gedankenverloren starrte ich auf die Uhr. Fast sechs...
„Hey, du bist Herfjǫtur, richtig?" eine zierliche Person schob sich gegenüber von mir auf den Platz.

Eine Asiatin mit schwarzen langen Haaren, aber blauen Augen. Das wirkte attraktiv und dennoch war sie nicht viel größer als ich.

Ich funkelte sie düster an. „Wer fragt das?"

„Äh..." sie sah mich verlegen an. „Ich bin Sam. Ich bin gerade erst neu hier hingekommen."

„Weshalb?"

„Ich habe mich mit ein paar Typen angelegt, die sich an einer Frau vergreifen wollten."

„Und deswegen bist du hier?" ich sah sie misstrauisch an.

Sie zuckte mit den Schultern. „Wohlmöglich sind sie Tod."

„Das klingt schon eher nach einem Grund, warum du hier bist." ich nickte und wandte mich wieder an mein essen.

„Warum bist du hier drin gelandet?" fragte sie.

Ich sah sie einen Moment an und schätze ab, ob sie wusste wen sie hier vor sich hatte oder nicht. „Ich habe den Sohn von einem Anführer getötet. Aus Notwehr."

„Und du hast dich einfach festnehmen lassen? Du bist Herfjǫtur Bodvarsson." sie runzelte die Stirn.

Ich sah sie schief an. „Du hast von mir gehört?"

„Natürlich." sie zog eine Grimasse. „Ich bin jetzt seit zwei Tagen hier und habe einige Gerüchte gehört. Was ich nur nicht verstehe, warum gehen die dir alle aus dem Weg?"

„Es wird seine Gründe haben." sagte ich düster.

Doch Sam blieb sitzen und aß gemütlich weiter. „Also ich meine ich habe mal von so nh Kriegerin gehört, die ist wirklich Angst einflößend. Angeblich könnte sie jemanden Killen ohne mit der Wimper zu zucken. Sie wäre knallhart und unbesiegbar, aber...du bist die doch nicht."

Ich zog die Augenbrauen hoch und sah sie schief an. „Wer denkst du denn, wer ich bin?"

Sie starrte mich einen Moment an, dann riss sie die Augen auf. „Halt warte, du bist DIE Herfjǫtur Bodvarsson?"

„In Fleisch und Blut." ich nickte und hoffte sie mit meinem Blick zu verschrecken. Ich wollte meine Ruhe haben.

Doch sie blieb einfach sitzen. „Oh Götter, das ist echt Krass. Ich habe mir dich irgendwie anders Vorgestellt."

„Wie denn das?" ich funkelte sie an.

Sie deutete mit der Gabel auf mich. „Na irgendwie...größer."

„Ich bin nicht klein."

„Du bist so groß wie ich." sie sah mich abschätzend an und grinste dann. „Hey, aber das sollte keine Beleidigung sein. Nein, ehrlich nicht. Es ist..."