9. Schuldig im Sinne der Anklage

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„Herfjǫtur Bodvarsson, Sie werden beschuldigt, den Sohn von unserem Anführer Santos de Lima umgebracht zu haben! Liam de Lima." dröhnte die Stimme des mir verhörenden Wachen entgegen.

Meine Hände waren über den Tisch mit Ketten befestigt. An mich waren Kabel angelegt worden und auch da hatte ich mich nicht gewehrt. Ich hatte das Blut an meinen Händen angestarrt. Es war mittlerweile getrocknet.

Ich hatte auch nicht aufgesehen, als ich in einen Raum geführt worden war. Es gab einen Kreis wie ein Hufeisen, aus einzelnen Sitzen. Am offenen Teil, stand mein Tisch an dem ich mit dem Verhörer saß. Um die Tische des kleinen Hufeisens, saßen mir zwei unbekannte draco eques, Felipa, Ben, Santos de Lima und ja, selbst Snow. Sie hatte so lange Terror gemacht, bis man sie hier hingelassen hat, weil sie mit dabei gewesen war. Sie hatte bereits als Zeuge aussagen müssen. Ich wusste nicht was sie gesagt hatte, aber ich durfte ja auch nichts sagen, außer jetzt.

Wieder starrte ich auf meine blutigen Hände.

„Bodvarsson!" donnerte der Woche vor mir, der übrigens eine Halbglatze und Schnurrbart trug, mich damit sehr an einen 80er Jahre Film erinnerte. „Sprechen Sie."

Ich hörte das Piepen des Detektors, dem ich nichts vorspielen konnte.

„Kann ich mir die Hände waschen?" entgegnete ich.

„Du bist eine Gefangene, du stellst keine Fragen!" donnerte er. „Du bist eine Mörderin, du musst mit dem Blut klar kommen."

Ich biss mir auf die Lippe und sagte nichts mehr.

„Wessen Blut ist es?" der Mann senkte seine Stimme wieder und schien mein, auf die Hände starren, bemerkt zu haben.

„Es ist weder meins noch Liams." gab ich wieder und starrte auf meine Hände. „Weißt du wie viel Blut ein Kleinkind in sich hat? Es ist so viel. Das hätte ich nie für möglich gehalten."

„Miss Bodvarsson, haben sie etwa ein kleines Kind umgebracht?" er kniff die Augen zusammen.

Ich stieß ein irres lachen aus. „Nein."

Er schlug auf den Tisch. „Jetzt reißen sie sich zusammen. Zu wem gehört das Blut?"

Ich hob meine rot verfärbte Hand. „Es klebt überall an mir. Es ist einfach irre. Wie kann er so viel Blut besessen haben. So viel Blut."

„Sollen wir einen Psychiater rufen?" fragte einer der unbekannten draco eques.

Ich sah ihn hinterlistig an. „Oh ich denke der wird mir nicht helfen können. Es ist nicht das erste Mal, das ein Sohn in meinen Armen stirbt."

„Ein Sohn?" fragte der Verhörer nun.

Ich starrte meine Hände an. „Mein Sohn. Er wurde erstochen und wissen sie von wem?"

„Von wem?"

Ich sprang donnernd vor. „Von einem eurer Wachen!"

Grob wurde ich zurück gerissen und in den Stahlstuhl katapultiert.

Ich funkelte ihn mörderisch an. „Ich werde jeden einzelnen umbringen, der mir im Weg steht. Ich werde den Mörder finden, der meinen Sohn umgebracht hat."

„Sie werden gar nichts!" sagte der Verhörer. Seine blauen Augen funkelten ausdruckslos.

„So viel Blut." ich schüttelte den Kopf. „Wie kann in einem drei Jährigen so viel Blut sein?"

Ein Stuhl knallen war zu hören.

Ich sah auf. Snow hielt sich die Hand vor den Mund und stürmte heraus. Sie war ganz blass geworden.

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