20. Friedensverstöße

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Zum Glück kam ich wieder zu mir. Und zum Glück atmete ich Sauerstoff. Ich fühlte mich komplett gerädert nach dem Sturz und ich brauchte einen Moment um zu bemerken, das ich an einen Stuhl geschnallt war. Stahlstangen umgaben meine Arme und befestigten sie an den Lehnen. So stark, das ich sie nicht zerbrechen konnte. Meine Beine waren ebenfalls gefesselt. Blinzelnd versuchte ich die Umgebung zu erkennen. Es war dunkel und roch nach Stahl und Eisen. Ich vermutet das wir in einer Fabrik waren, die verschwommenen Umrisse waren allerdings noch nicht klar. Es war still und eiskalt. Meine Kleidung tropfte noch vor Nässe und hier war vielleicht eine Temperatur von 10 Grad. Das war keine gute Kombination. Angestrengt sah ich mich um und bekam eine klare Sicht. Ich befand mich wirklich in einer Fabrik ähnlichen Raum, aber soweit ich erkennen konnte war ich alleine. Ich machte einen kurzen Körpercheck. Ich war ein wenig angeschlagen, mein Nacken schmerzte auch und ich war unterkühlt, aber ansonsten sah es nicht schlecht aus. Würde ich nur aus diesem Stuhl herauskommen. Doch anscheinend war er extra gegen einen Walkürenausbruch gesichert.

Hinter mir wurde eine Schiebetür aufgerissen.

„Was sollen wir denn jetzt mit ihr machen?" fragte eine hohe weibliche Stimme.

„Der Boss meinte, wir sollen aus ihr heraus bekommen, wo das Artefakt ist. Im wäre egal wie. Hauptsache wir bekommen was aus ihr heraus." antwortete der Mann.

„Na super. Diese Walküre stinkt, wie sollen wir das aushalten? Ihr Gestank ist so stark und widerlich." sagte die Frau angeekelt.

Die Schritte kamen Näher.

„Vielleicht redet sie ja schnell." sagte der Mann und in dem Moment traten die beiden in mein Blickfeld.

Beide waren in der Wächterkleidung und beide hatten seltsamerweise eine Glatze und gelbe Augen. Ich tippte auf Geschwister. Sie starrten mich angewidert an.

Der Mann trat vor und zog einen Stuhl vor mich. „Wie schön, dass du Wach bist, dann können wir ja gleich anfangen." er ließ sich darauf nieder und sah mich an. „Wir haben ein paar Fragen an dich. Wenn du brav bist, werden wir dich nachher schnell sterben lassen. Wenn du herum zickst, wird der Prozess äußerst unangenehm."
Das unmenschliche Grinsen das seine Schwester nun zeigte, gefiel mir gar nicht.

„Also..." der Mann machte es sich gemütlich. „...du hast bestimmt schon etwas von Meginjarder gehört?"

„Natürlich hat sie das!" zischte seine Schwester. „Sie hat ihn schließlich versteckt."

„Das weiß ich selber, Chantal!" zischte er und wandte sich dann mit gefälschtem freundlichem Blick an mich. „Also, wenn du uns verrätst wo der wäre, dann wäre das wirklich Prima."

Seine Schwester namens Chantal schnaubte. „Du Blöd, sie ist eine Bodvarsson, sie wird nicht einfach so reden."

„Lass es mich doch versuchen!" brummte er zurück. „Also, willst du uns verraten wo Meginjarder ist? Umso leichter wird es für dich."

Eigentlich wollte ich nicht reden. Ich wollte wissen was aus Raven geworden war. Ich hoffte das ihr nichts schlimmes geschehen war.

„Letzte Chance." sagte der Mann. „Rede, oder erleide schmerzen."

Ich funkelte ihn stur an. Ich war Herfjǫtur Bodvarsson, ich hatte schon viel Folter und schmerzen miterlebt. Mich brachte man nicht so einfach zum reden und ich würde ihnen ganz bestimmt nicht verraten, wo sich der Gürtel befand.

Der Mann stand seufzend auf. „Also gut, du willst es ja so. Dann ergreifen wir eben andere Methoden."

„Ich habs dir doch gleich gesagt. Die Walküre wird nicht reden."

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