15. Der Flirt

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Thea verbrachte tatsächlich den restlichen Tag damit, sich mit ihren jüngeren Schwestern anzufreunden und nahm sich Zeit. Selbst Hazel wurde etwas offener, als sie merkte das Thea gar nicht so schlimm war. Es war bestimmt nicht einfach für sie. Sie wusste von den ganzen Familienmitgliedern, kannte sie aber nicht. Ich war echt froh das Thalia so eine gute Verbindung zu ihr hatte und die beiden sich so verstanden.
Erst am frühen Abend verabschiedetet sich Thea von uns, weil sie zurück zu ihrem Sohn und Emma musste. Es war ein wenig traurig, aber ich war zufrieden, als sie versprach, das wir diesmal in Kontakt bleiben würden. Allein schon, weil ich bei diesem Karneval dabei sein musste. Hazel und Thalia hatten begeistert zugestimmt und waren danach in Thalias Zimmer gegangen.

Ich lehnte an der Veranda vorm Garten und trank das kalte Bier während ich auf den Strand hinaussah. Nachdenklich dachte ich an Emma und auch daran wie die Wachen verhört werden konnten. Mir war mittlerweile egal ob Santos wusste, wo ich war oder nicht, wenn er mich haben wollte, dann sollte er mich persönlich einfangen. Ich würde erst Ruhe geben, wenn der Mörder gefasst und seine Strafe bekommen hatte.

„Hey..." Snow trat auf einmal von hinten heran.
Ich sah über meine Schulter in ihr hübsches Gesicht. „Hi." ich wandte mich wieder an den Strand, wo die Sonne so tief stand, dass sich der Himmel rötlich färbte.
„Danke, das du Thea nicht alles gesagt hast, was...unsere Scheidung angeht."
„Bedank dich nicht." ich nahm einen Schluck vom Bier. „Es ging sie einfach nichts an, das ist der einzige Grund, warum ich es ihr nicht gesagt habe."
Ich spürte wie sie sich neben mich stellte, aber nichts sagte.
Schweigend standen wir da, während mir so vieles durch den Kopf ging.

„Ich hatte jemanden kennengelernt." ich sah sie an.

Ihr Ausdruck war nicht zu lesen. „Warum sagst du mir das?"
„Weil ich dich nicht verletzen will, indem du es hinten herum von irgendjemand anderes erfährst. Und ich sage es dir nur, weil ich sie wirklich gemocht habe." ich sah wieder auf den Strand und wartete einen Moment.

„Du redest in der Vergangenheit."
„Kurz bevor wir wieder in diese Welt gegangen sind, habe ich schluss gemacht. Ich war nicht bereit es real werden zu lassen, denn das würde auch gleichzeitig bedeuten das ich dich verloren habe." ich sah ihr nun in die Augen. „Ich wollte dich nicht verletzen, wenn du mich mit ihr siehst. Für mich sind 15 Jahre herum, aber nicht für dich."

Ich bemerkte das sie das Geländer so feste krallte, dass ihre Fingerknöchel weiß wurden. Ihre Augen funkelten. „Du sorgst dich um mich?"

„Snow, ich bin deine beste Freundin. Ich bin kein Unmensch, natürlich mache ich mir Gedanken darüber wie es mit uns weiter geht." ich lehnte mich auf und wandte mich nun richtig an sie. Ihre Haare hatte sie zusammengeflochten und schien sich schon für den Abend fertig gemacht zu haben. „Wir werden die Wärter verhören. Wir werden sie so lange gefangen halten, bis wir alle befragt haben die dieses Tattoo tragen und dann lassen wir sie frei."

„Aber Santos..."

„...Santos ist mir scheiß egal. Wenn er mich habe will, dann soll er persönlich versuchen mich zu holen." sagte ich düster. „Ich werde jedes Risiko eingehen um den Mörder zu finden, denn niemand wird verschont. Unseren Sohn wegen. Sie sollen ruhig kommen, ich bin vorbereitet und ich lasse mich nicht einfach wieder wegsperren. Ich habe ein Recht darauf zu erfahren, wer uns Tyron genommen hat."

„Herfjǫtur, du musst vorsichtig bleiben. Du legst dich sonst mit einen ganzen Drachenreiterstamm an."

„Verteidigst du sie jetzt etwa? Ist dir deine Drachenreiterehre wichtiger als unser Sohn?"

„Nein." brummte sie. „Ich will nur nicht, das du zum Staatsfeind Nummer eins der Drachenreiter erklärt wirst. Glaub mir, ich will den Mörder genauso wie du finden, aber ich versuche es nicht ganz so auffällig zu machen."

Silver EyesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt