Ältere Menschen

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Nach einer Weile haben wir uns voneinander gelöst und die Wohnung verlassen. Wir sitzen nun auf meinem Bike und fahren zu einem kleinen süßen Café außerhalb der Stadt. Seit wir die Wohnung verlassen haben, sagt keiner von uns beiden auch nur ein Wort. Mia klammert sich an meiner Hüfte fest und ich versuche so angenehm wie möglich zu fahren, ohne das Sie angst bekommt. Auch nach so vielen gemeinsamen Fahrten hat Mia noch immer angst davor.

Ich sehe das dass kleine Café, am Rande von einem Park mit einem kleinen See, nicht stark besucht ist heute. Das Bike parke ich auf dem Parkplatz für Motorräder und helfe Mia vom Bike abzusteigen. Wir legen die Helme auf den Sitz und schlendern zum Café Eingang. Draußen auf der Terrasse sitzt ein älteres Ehepaar Händchen haltend und sich immer noch verliebt in die Augen schauend. Es ist schön die beiden so zu sehen und zu wissen das sie sich nach all den Jahren, scheinbar noch immer lieben wie am ersten Tag. Auch ich würde gerne mal mit jemandem hier so sitzen, Sie verliebt anschauen und Händchenhalten. Jemandem dem ich bedingungslos liebe und die mich bedingungslos liebt.

Irgendwann, ganz bestimmt Nea. Irgendwann.

Meine innere Stimme hat recht. Irgendwann wird auch für mich die richtige dabei sein, Sie lässt sich nur verdammt viel Zeit.

Wir setzen uns auf eine der Bänke die an der Hauswand stehen und blättern durch die Karte, als auch schon eine junge Frau, circa Mitte 20, auf uns zukommt.

„Hallo und Willkommen im goldenen Seeblick. Darf es bei euch schon etwas zu trinken sein?" „Ja einen großen Kaffee für die junge Dame hier und einen Earl Grey Tee mit einem Schuss Milch für mich bitte" bestellt Cosima für uns. Die Bedienung notiert sich das und verschwindet wieder nach drinnen.

„Earl Grey mit Milch?" frage ich skeptisch, was Mia zum kichern bringt. „Ja mit Milch. Mecker nicht bevor du es probiert hast. Meine Uroma hat mir das vor ihrem Tod gezeigt und seit dem trinke ich das super gerne". Es klingt wirklich eklig, doch ich werde es wenigstens mal versuchen. Aber Sie hat wirklich einen interessanten Geschmack. Durch ihre Sonnenbrille kann ich nicht sehen wo oder was sie ansieht, doch sie scheint glücklicher auszusehen als vor einigen Stunden. Ein zartes Lächeln liegt auf ihren Lippen, was wiederum mich lächeln lässt. Die Bedienung kommt wieder und stellt unsere Getränke ab.

„Hier probier. Und wenn es dir wirklich nicht schmeckt, darfst du meckern" sagt Mia und hält mir ihre Tasse hin. Vorsichtig hebe ich die Tasse an meine Lippen und probiere einen kleinen Schluck. Verdammt, Mia und ihre Uroma haben recht, das schmeckt echt gut!

„Okay, gewonnen. Es klingt zwar komisch, schmeckt dafür aber echt gut" gebe ich zu und Mia kichert. Ich lehne mich wieder nach hinten an die Wand und schließe für einen Moment meine Augen. Ich höre den Vögeln beim singen zu und genieße die leichte Brise die heischt. An diesem Ort ist es einfach perfekt. Niemand stört einen und man kann wunderbar ... „Entschuldigt ihr zwei. Aber mein Mann und ich wüssten zu gerne seit wann Sie beide zusammen sind" unterbricht die ältere Dame meine Gedanken. Sie ist wirklich Zuckersüß, das sie uns beide tatsächlich für ein Pärchen hält.

„Wir sind nur beste Freundinnen" kichert Cosima und ich nicke zustimmend. „Ach wie schade. Sie beide würden so ein schönes Paar abgeben. Aber gut, was nicht ist kann ja noch werden" zwinkert die Dame und geht wieder zu ihrem Mann zurück.

Mia hat ein Grinsen im Gesicht und sieht auf den See vor uns, sagt aber nichts mehr dazu.

Mir allerdings schwirren immer noch die Worte der älteren Dame im Kopf herum. Wie meint Sie das mit, was nicht ist kann noch werden? Sehen Mia und ich wirklich aus wie ein Paar?

„Danke das du mir geholfen hast mit der Wohnung. Und danke das du mich seit dem ersten Tag an unterstützt" durchbricht nun Mia meine Gedanken. „Du bist mir eben verdammt wichtig Cosima. Ich habe das gerne gemacht und tue es immer wieder wenn du mich brauchst".


Den restlichen Vormittag verbringen wir damit über die Einrichtung der neuen Wohnung zu diskutieren, im Internet nach Möbeln zu schauen und Kaffee beziehungsweise Tee zu trinken.

Gegen Mittag verabschiedet sich das ältere Ehepaar und damit sind wir nun alleine hier. Von der Bedienung haben wir uns einen Stift und ein Blatt Papier geben lassen um schon mal zu notieren wo Mia am besten nach Möbeln schauen kann, oder gegebenenfalls Sie online bestellt zum abholen. Ich versuche wirklich alles damit Sie heute noch einen guten Tag hat und nicht mehr an Drew und ihren Jahrestag denkt.

Wir haben bezahlt und sitzen nun wieder auf meinem Motorrad. Aber anstatt den Weg in meine Wohnung zu fahren, biege ich an der Ampel links ab und damit auf die Landstraße an Ottawa vorbei in die Berge. Der Fahrtwind bläst uns entgegen und die Sonne strahlt hell. Es ist einfach ein Gefühl von Freiheit einfach so, ohne wirkliches Ziel, durch die Gegend zu fahren. Ab und zu sehe ich im Spiegel zu Mia, die aber immer mehr entspannt und scheinbar immer weniger Angst davor zu haben scheint.


Wir fahren bestimmten einige Stunden lang einfach nur durch die Berge und genießen dabei die Aussicht. Immer mal wieder spüre ich sowohl mein, als auch Mia's Handy vibrieren, ignoriere es aber. Nichts ist gerade wichtig, außer das es uns gut geht.

Als es langsam anfängt dunkel zu werden, schlage ich den Weg zu meiner Wohnung an.

Dort angekommen steigen wir von meinem Bike ab, als meine geliebte Nachbarin Mrs. Smith schon ganz aufgeregt auf uns zu läuft.

„Vorhin war so ein seltsamer Typ hier und hat nach dir gefragt Kindchen" sagt Sie und sieht dabei Cosima an. Egal wer es war, niemand weiß das Mia bei mir wohnt. Vor allem weiß niemand wo ich wohne. Das kann nur eines bedeuten... „Hat er einen Namen genannt? Wie sah er aus?" „Er sagte er wäre dein Freund und suche dich schon den ganzen Tag. Er war etwa 1.80 groß, hatte braune Haare und einen Vollbart" erzähle uns Mrs. Smith. Verdammt. Die Beschreibung passt perfekt auf Drew.

„Was haben Sie zu ihm gesagt Mrs. Smith?" „Ich habe ihm höflichst darauf hingewiesen das ich als Vermieterin nichts über meine Mieter sagen darf. Egal ob die betreffende Person hier wohnt, oder nicht. Er brummte dann noch etwas in seinen Bart und ist mit seinem Auto ziemlich schnell wieder verschwunden". Gott sei dank. Mrs. Smith ist nicht wirklich meine Vermieterin, aber was solche Situationen betrifft ist Sie einfach unschlagbar im Lügen.

„Danke Minerva! Sie haben alles richtig gemacht. Das war nicht ihr Freund sondern ihr Exfreund, von dem Sie sich schon vor Wochen getrennt hat" „Da sieht man mal wieder das ich bei solchen Sachen immer den richtigen Riecher habe" zwinkert Sie und läuft wieder ins Haus. Wir laufen ihr direkt hinter und betreten die Wohnung. Mia steht der Schock noch immer tief ins Gesicht geschrieben. Da fällt mir wieder ein das mein Handy bestimmt 20 Nachrichten enthalten müsste und daher ziehe ich es aus meiner Hosentasche.


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