Anzeige mit Folgen

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 Ich lese sie mir alle durch und es ist genau wie erwartet. Es sind lauter Drohungen und Beleidigungen. Zwar hat die Person von einer unbekannten Nummer geschrieben, doch weiß ich sofort von wem Sie kommen. Auch Mia checkt ihre Nachrichten, genau das selbe wie bei mir. Drew wird wohl nie aufgeben, wenn wir ihn nicht stoppen.

„Mia, hör mir zu. Ich weiß es ist nicht leicht für dich, aber du musst Drew anzeigen". Ihr klappt ein wenig der Mund auf, doch sie nickt leicht und setzt sich ergeben auf einen der Stühle am Küchentisch. Wir reden noch eine Weile darüber was heute alles passiert ist und das wir Morgen Früh direkt zur Polizei gehen werden.

Relativ früh legen wir uns auch schon schlafen, da wir wissen das es morgen ziemlich anstrengend werden wird.


Die Nacht allerdings scheint für uns beide nicht wirklich gut gewesen zu sein. Ich werde mehrere male wach da Cosima mich entweder geschlagen, oder gar getreten hat, oder ich einen verdammt gruseligen Alptraum hat.

Am Morgen klingelt Ihr Wecker um 8 Uhr und wir sehen beide ziemlich zerstört aus. Ich habe Augenringe des Grauens und Cosima's Frisur ist völlig zerzaust. Beinahe hätte man meinen können das wir verdammt wilden Sex hatten, aber dem ist leider nicht so.

Wir frühstücken gemeinsam und machen uns dann fertig, um auf die Wache zu fahren.


Dort angekommen weist man uns einer netten Polizistin zu, die uns an ihren Schreibtisch führt und uns bittet zu erzählen wieso wir hier sind. Mia hat den ganzen Morgen nicht wirklich viel erzählt und ist auch jetzt ziemlich still, also ergreife ich das Wort. Ich erkläre der Dame das wir wegen einer Anzeige hier sind. Wir zeigen ihr die Nachrichten von der unbekannten Nummer und auch das Video, das Mia bekommen hat. Ich erzähle ihr auch das er bei uns vor dem Haus stand und nach Ihr gefragt hat.

„Das Problem an der Sache ist, das die Nachrichten von einem Wegwerf Handy stammen und wir keine Handfesten Beweise haben, das es Mr. Schneider ist, der Sie bedroht. Solange er keinen Fehler begeht und seine Identität preis gibt, oder Sie vor zeugen angreift, kann ich nur eine Anzeige gegen unbekannt aufnehmen. Diese allerdings wird wahrscheinlich ins leere laufen". Na danke aber auch... Leider hat die Polizistin recht mit dem was Sie sagt. Mia sieht noch betrübter aus als vor dem Gespräch und ich weiß mir nicht mehr zu helfen. Wir machen trotzdem die Anzeige gegen unbekannt und verlassen das Revier wieder.


Zuhause angekommen verschwindet Mia sofort in dem Gästeschlafzimmer mit den Worten das Sie ein wenig Zeit für sich selbst braucht. Natürlich lasse ich ihr diesen Freiraum auch und gehe daher auf den Balkon um eine zu Rauchen. Mir schwirren tausend Gedanken durch den Kopf was nun alles passieren könnte. Es reicht von harmlosen Dingen, bis hin zur absoluten Apokalypse, in der er Mia etwas tödliches antut. Wir müssen ja schließlich immer noch mit ihm zusammen arbeiten, als wäre nie etwas vorgefallen.


Gegen 12 Uhr entschließe ich mich in das Fitnessstudio in Ottawa zu fahren um mich etwas abzureagieren. Ich erhebe mich und laufe zu dem Zimmer in dem Mia die ganze Zeit ist.

„Hey Mia, ich wollte dir nur besch... Was zur Hölle?" schreie ich gegen Ende fast hysterisch.

Ein Bild des Grauens breitet sich vor mir aus. Mia sitzt, mit dem Kopf nach unten gerichtet, auf dem Boden, hält eine Rasierklinge in der Hand und auf ihren Oberschenkeln sind tiefe Schnitte zu sehen.

Sofort lasse ich mich auf meine Knie sinken und nehme ihr vorsichtig die Klinge aus der Hand. „Mia ... bitte Sieh mich an" flüstere ich ihr zu und hoffe auf eine Reaktion ihrerseits.

„Ich ..." „Hey Mia, es ist alles okay. Du kannst mit mir reden wenn du willst" sanft lege ich ihr eine Hand auf den Arm, während Sie mich mit Tränen unterlaufenen Augen ansieht.

Nimm Sie in den Arm. Ich glaube das kann Sie grade ziemlich gut gebrauchen.

Diesmal höre ich nur zu gerne auf die Stimme in meinem Inneren. Vorsichtig, darauf bedacht Mia nicht zu erschrecken oder sonstiges, ziehe ich Sie an mich heran und drücke Sie leicht. Ihr Kopf liegt ruhig auf meiner Schulter und ihre Arme hat Sie um meinen Hals gelegt. Ihr Duft steigt mir in die Nase. Eine Mischung aus Vanille und einem Hauch Rose.

Ich hatte nur von einer Umarmung gesprochen, nicht davon das du ihren Duft inhalieren sollst, meine liebe. Jetzt versuch wenigstens Sie darauf anzusprechen, oder zumindest ihre Wunden zu versorgen.

Langsam löse ich mich aus der Umarmung, um ihr in die verweinten Augen zu sehen. In ihrem Blick liegt so viel Schmerz, Trauer, Angst und Kummer.

„Ich bin gleich wieder da" flüstere ich und stehe auf um das Zimmer zu verlassen. Ich renne förmlich in das Badezimmer und suche dort nach dem Erste Hilfe Kasten. Eilig ziehe ich diesen aus dem Schrank, greife nach einer Flasche Desinfektionsmittel, einem Handtuch und verlasse das Bad wieder, um zu Mia zu laufen.

Ich knie mich wieder vor sie, versuche so gut wie möglich ihre frischen Wunden zu säubern und zu versorgen. Nicht eine Miene hat sie währenddessen verzogen, geschweige denn etwas gesagt. Grade als ich den Verband schließe, greift Sie nach meiner Hand. Sofort sehe ich zu ihr auf und damit in ihre, vom weinen, gerötete Augen.

„Es tut mir leid" flüstert Sie und lässt meine Hand wieder los. Im nächsten Moment kippt Sie einfach zur Seite weg, wie ein nasser Sack.

Das darf doch einfach alles nicht wahr sein! Erst das mit Drew und den Drohungen, dann die Missglückte Anzeige und nun auch noch das mit Mia!

Sofort strecke ich meine Arme aus und halte Sie davon ab mit dem Kopf auf dem Boden aufzuschlagen. Ich hebe Sie vorsichtig auf meine Arme und trage Sie in mein Bett. Natürlich ist mir klar das Sie ohnmächtig ist, aber das liegt wohl an all dem Druck und dem Stress der letzten Zeit. Ihre Wunden sind nicht tief genug um an Blutverlust zu leiden, das weiß ich dank meiner Ersthelfer Ausbildung die gemacht habe. Damals hatte ich es getan um vielleicht einen besseren Job zu bekommen, wenn es mit der Schauspielerei nicht klappte, aber heute bin ich dankbar dafür. Nachdem ich Sie ins Bett gelegt habe, holte ich ein feuchtes Tuch und lege es ihr auf die Stirn, während ich mich neben sie auf die Bettkante setze. Wieso zur Hölle noch eins habe ich all das nicht mitbekommen? Hat Sie das gemacht um den Druck in ihrem Inneren los zu werden, oder wollte Sie sich vielleicht selbst umbringen? Das ist nur ein kleiner Teil meiner Gedanken die mir durch den Kopf gehen, während ich ihre Hand in meiner halte und Sie ansehe. Klar ist allerdings eines ganz gewiss. Mia kann vorerst nicht alleine in der neuen Wohnung leben, nicht unter diesen Umständen. Entweder ziehe ich mit ein, oder Sie sucht sich Hilfe und wohnt so lange bei mir, bis Sie wieder stabil genug ist um alleine zu wohnen.  

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