Prolog

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ROSA

***

„Ich weiß, was du denkst, Vögelchen."

Jung und frei sein, das wünschen sich viele. Doch wenn man beides ist, hunderttausend Kilometer von Zuhause entfernt und niemand da ist, der einem sagt, wie man sich zu verhalten hat, dann ist das der geilste Scheiss auf Erden. 

Die Freiheit zu tun, was man will, zu eskalieren und auf das Studium und jeden zu scheißen, der dir blöd kommt, beflügelt mich. Es lässt mich in höhere Sphären aufsteigen und mich unsterblich fühlen.

Diese Collegeparty ist nicht meine erste und definitiv nicht meine letzte, aber sie fühlt sich trotzdem anders an. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mir zum ersten Mal etwas Stärkeres reingezogen habe, als das übliche Dope meiner Mitbewohnerin im Studentenheim. 

Die Lichter der sauteuren Anlage faszinieren mich, während ich mich mit erhobenen Händen um mich selbst drehe. Sie vermischen sich zu einer bizarren Masse aus Farben und Formen, die um mich herum in der Luft schwirren. Ich greife nach ihnen, doch ich bekomme sie nicht zu fassen. Kein einziges Mal. 

Trotzdem spüre ich die glühende Euphorie in mir, sie fließt in meinem Blut und erhellt jedes meiner Organe. Sie leuchten im Dunkeln und das ganz ohne fluoreszierende Flüssigkeit. Ich habe das Gefühl zu schweben, barfuß über quietschrosa Wolken zu laufen, während unter mir eine Welt aus Zuckerwatte und großen, roten Lollies entsteht. 

Mit meinen Fingern gleite ich durch meine Haare, spüre, wie weich sie sind und rieche an ihnen. Sie duften nach Popcorn, denke ich und kichere. Noch immer drehe ich mich, doch ich werde langsamer und schließe die Augen. Lasse die ganzen Vibes auf mich wirken, während um mich herum die Party im vollen Gange ist.

Auf einmal packen mich zwei fremde, kräftige Hände an meiner Taille und ziehen mich an einen ebenfalls kräftigen Körper. Ich schnappe nach Luft und reiße die Augen auf, sehe für einen Moment alles verschwommen, was nicht nur am minutenlangen Drehen liegt, sondern definitiv auch am Alkohol. 

Die Hände fühlen sich gut an, wandern über meinen Bauch bis zu meinen Brüsten hoch und wieder runter, während sich die Hüften des Fremden an meinem Po reiben. Während mein Herz versucht den Gefühlen Herr zu werden, die auf mich einprasseln, spüre ich wie mir der Schweiß den Rücken runter rinnt. 

Fühle seinen Atem auf meiner erhitzten Haut und erschaudere, als seine Versuche noch härter ausfallen. Und damit meine ich nicht die Bewegungen, sondern das Ding, was an meinem Hintern reibt. Ich bin nicht prüde und auf den Mund gefallen schon gar nicht, aber so ein heftiges Flirt oder mehr Paarungsverhalten habe ich schon länger nicht mehr erlebt. 

Ich lecke mir über die trockenen Lippen und versuche mich aus seinem Griff zu befreien, doch erfolglos. Er umfasst mich wie ein Schraubstock und keucht an mein Ohr. Er ist einer dieser Kerle, die denken sich alles nehmen zu können, was ein Gehirn und zwei Beine hat. 

Doch da ist er an die falsche Adresse gelangt, denn ich bin zwar ein Fan von flüchtigen Beziehungen und die rein-raus-Methode ist mir sehr vertraut, aber für solche machthungrigen Machotypen habe ich keinen Platz. Weder neben mir noch von hinten oder in mir. Noch immer wummern die Bässe und die Lichtshow ist in vollem Gange.

Um mich wird noch immer wie wild getanzt und sich die Seele aus dem Leib geschwitzt. Keiner schenkt mir Beachtung, was bei einer Studentenverbindungs-Party nichts unnormales und mir nicht neu ist, aber heute hätte ich dann doch gerne Hilfe. Aber so muss ich mich wohl selbst darum kümmern und da dieser debile Neandertaler meine Körpersprache nicht versteht, muss ich eben drastischere Maßnahmen ergreifen. 

Gangs of Sinaloa - Killing LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt