GUZMAN
„Dieser Anlass ist die Gelegenheit dich zu zeigen. Du repräsentierst noch immer ein Kartell und wir sind an der Spitze der Nahrungskette. Das soll auch so bleiben, verstanden?"
***
„Wieso musste ich noch einmal mitkommen?", nörgle ich und zupfe an meinem schweineteuren Smoking. Eine Extraanfertigung für diesen Abend und mit zehntausend Dollar ein richtiges Schnäppchen. Aber für meinen Alten ist nichts gut genug, nicht einmal sein eigener Sohn.
„Es ist der Geburtstag des Gobernadors, Guzman", klärt er mich mit belehrendem Tonfall auf und langweilt mich zu Tode. Was geht mich dieser alte Greis an?
Die Limousine hält und nachdem die Tür geöffnet wurde, steigt zuerst mein Vater und dann ich aus.„Dann hätte Catalina dich begleiten sollen, Papa", erwidere ich und unterdrücke ein Gähnen. Ich habe von letzter Nacht noch immer einen heftigen Kater. Die Kopfschmerzen haben sich in meinen Schläfen festgesetzt und veranstalten ein richtiges Konzert.
Kein Wunder, wenn man bedenkt, wann ich nach Hause gekommen bin. Das war um sieben Uhr morgens. Seitdem war ich im Bett und hab gepennt, bis mein Vater kam und mich aus dem Bett riss. Echt ein mieser Start in den Tag.
„Wenn du dich nicht jede Nacht abschießen würdest, dann wäre dir nicht entgangen, dass sie krank ist", meint er und verliert langsam die Geduld, was mich zum Schmunzeln bringt. Unser Verhältnis ist nicht das Beste, aber wenn ich mich so gut es geht unsichtbar mache, dann ist es auszuhalten.
„Was hat sie für ein Glück", murmle ich und richte das Revers. Das Anwesen des Gouverneurs von Sinaloa ist eines der größten in ganz Mexico. Es umfasst mehrere hundert Hektare und ist mit dem neuesten Scheiss ausgestattet und das obwohl Juan Martin Martinez schon über Siebzig ist. Dafür ist seine Frau, Nummer vier, etwa doppelt so jung wie er. Mich interessiert es einen Scheiss, soll er eine Puta vögeln, die seine Tochter sein könnte.
Zusammen mit meinem Vater werden wir von einem Lackaffen begrüßt, der uns einen Drink serviert und uns dann in Richtung Haupthaus schickt. Keine Ahnung, wie man sich hier zurechtfinden soll. Häuser soweit das Auge reicht, wahrscheinlich hält er seine Frauen in den verschiedenen Gebäuden fest, um sie zu besitzen oder so einen Scheiss. Zutrauen würde ich es ihm, jeder Mann, der in diesem eine große Nummer ist, hält sich eine Schar Nutten, oder Sklavinnen. Je nachdem, wie man es nennen will.
„Dieser Geburtstag ist die Chance, dich in die Gesellschaft Sinaloas und ganz Mexicos zu etablieren. Also streng dich an und sauf nicht zu viel!", trichtert mein Alter mir ein. Ich frage mich, was er wirklich von mir hält. Ich bin sein einziges Kind - na ja, das Einzige, von dem ich weiß - und er behandelt mich seit meiner Geburt wie ein Angestellter.
Das hat in meiner Kindheit bis hin zu meiner Teenagerzeit zu krassen Problemen geführt, bis ich mit achtzehn endlich in die Staaten konnte. Eigentlich hätte ich an einer spießigen Uni studieren sollen, doch nach zwei Monaten habe ich hingeschmissen und flog nach Miami zu meinem Onkel. Renaldo ist ein anständiger Kerl, der mir beigebracht hat, sich wie ein Mann zu verhalten und sich das zu nehmen, was man will. Im Gegensatz zu meinem Vater, der mich nach vier Jahren wieder in den Kreis der Familie aufgenommen hat.
Seitdem versucht er mich in die Familiengeschäfte einzuführen. Ich habe bei Renaldo alles gelernt, was ich wissen muss. An seiner Seite habe ich in Miami ein Geschäft aufgebaut, dass sich sehen lassen kann. Wir haben die ganze Stadt in unserer Hand, verticken achtzigprozentiges Koks aus Südamerika und haben unseren Konkurrenten die Hölle heiß gemacht. Diese Cabronnes werden sich nie wieder in unsere Geschäfte drängen.
„Hast du mich verstanden?", knurrt er in meine Richtung. Ich verdrehe genervt die Augen, was das Fass bei ihm zum Überlaufen bringt. Denn er bleibt stehen und baut sich vor mir auf. Er ist zwar einen Kopf kleiner als ich, aber seine Kraft ist immer noch beachtlich. Seine dunklen Augen starren mich an, wollen meinen Trotz dem Erdboden gleichmachen, doch das war einmal.
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Gangs of Sinaloa - Killing Love
Chick-LitCuliacan, Mexico 2018 Die 22 jährige Rosa de la Cruz fährt zurück in ihre Heimat. Der Grund: Die Beerdigung ihres Grossvaters. Der das Oberhaupt einer der Bikergangs in Sinaloa war und dessen Tod ein grosses Loch in viele Herzen gerissen hat. So auc...