Die Bikerbitch und der Affe

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GUZMAN

„Ganz genau. Und du bist ein Ex-Knacki, dessen Vater eine alte Werkstatt betreibt."

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Ich trommle mit den Fingern aufs Lenkrad, während ich über die fast verlassene Landstraße brettere. Schont seit drei Stunden bin ich unterwegs und kann nicht fassen, dass ich diese ganze Scheisse mitmachen musste. 

Der Himmel über mir hellt langsam auf, sieht fast mädchenhaft aus mit all dem Rosa und den leichten Wolken, die sich am Horizont verteilen. Als das Navi endlich angibt, das es nur noch paar hundert Meter bis zum Ziel sind, atme ich auf. 

Ich biege auf den Nebenpfad ab, der zum Treffpunkt führt. Es ruckelt ganz schön, aber das kann der SUV gut aushalten. Immerhin hab ich es hier auf der Rückbank schon heftiger getrieben. Bei der Erinnerung muss ich beinahe lachen, doch das bleibt mir im Halse stecken, als ich sie sehe. Die Sonne erhellt sie und erzeugt beinahe einen Heiligenschein. 

Wobei der nicht ganz zu ihrem Wesen passt, was mich an ziemlich schmutzige Dinge denken lässt, die ich mit ihr angestellt habe und noch anstellen werde. Vielleicht schon bald. Das würde nicht nur mir gefallen, sondern auch meinem besten Stück, der sich bei der Erinnerung schon bemerkbar macht. Ein Grunzen befördert mich wieder ins hier und jetzt zurück. 

Armando ist der Chemiker meines Vaters und bei jedem Deal dabei, um die Ware zu prüfen, bevor wir sie kaufen. Wie sagt man so schön? Man sollte keine Katze kaufen, die sich bereits im Sack befindet. 

„Gut halten wir an, länger hätte ich echt nicht warten können", brummt er und steigt schon aus, bevor ich gehalten habe. Blöder Pendecho! 

Ich ziehe die Handbremse an und stelle den Motor aus. Einen Moment bleibe ich sitzen, stecke mir die Waffe in den Hosenbund, steige dann aus und laufe auf Rosa und ihre Begleitung zu. Sie sieht einfach nur heiß aus, ihre Shorts ist kürzer als normale, das Shirt, das sie trägt, reicht ihr nur bis zum Bauchnabel, an dem ich ein Piercing entdecke. 

Die Lederjacke mit den Fransen lässt sie maskuliner wirken, aber auf eine verruchte Weise. Wie eine richtige Bikerbitch. 

Ich grinse automatisch und checke den Typen ab. Der mich mit einem Blick bedenkt, den nicht einmal meine Großmutter in die Flucht schlagen würde, wäre sie noch am Leben. Geschweige denn mich.

„Wer ist das?", frage ich mit einem Kopfnicken. Sie sieht mich kurz an, aber auf eine Art an, die ich nicht deuten kann. Sie sieht nicht erfreut aus mich zu sehen, andererseits könnte es auch an dem Job liegen, den wir hier durchziehen. Sie steht ja dem Kartell nicht gerade positivgestimmt gegenüber, was sie für mich nur noch interessanter macht.

„Das ist Santiago", meint sie knapp und stellt mich kurz vor. Ich gebe diesem Großmaul die Hand, schüttle sie und lasse sie danach wieder los. Wenigstens hat er Kraft, das macht meinen Eindruck aber nicht besser. 

„Du bist also der Sohn des Kartellchefs", meint der Affe und baut sich vor mir auf. Ich ziehe eine braue nach oben und frage mich, ob er wirklich hier einen Schwanzvergleich machen oder, ob er nur sein Revier markieren will. Denn zweifelsohne steht der Typ auf Rosa – wer würde das schon nicht? -, aber ich bin der, der es ihr so richtig besorgen wird und da lasse ich niemanden dazwischen grätschen.

„Ganz genau. Und du bist ein Ex-Knacki, dessen Vater eine alte Werkstatt betreibt", fasse ich zusammen, was es über diesen Santiago zu wissen gibt. Keine Sekunde später knackt er mit den Fingerknochen und legt seinen Kopf schief. 

Alles, um Rosa zu beeindrucken, oder die ohnehin schon beschmutzte Ehre seiner Familie zu retten. Aber scheissegal, was es schließlich ist, er hat doch keine Ahnung, was Rosa und mich verbindet. Echt jetzt? Verdammt, ich bin noch immer high, auch wenn ich mich ziemlich nüchtern fühle. 

Gangs of Sinaloa - Killing LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt