GUZMAN
„Er ist das Arschloch, dass deine Tochter vögelt."
Ich wanke wie ein Betrunkener durch die Straßen von Culiacán, völlig betäubt und leergesaugt. Als wäre ich nur noch eine leere Hülle. Mechanisch setze ich einen Fuß vor den anderen, während sich in meinem Kopf immer und immer wieder das gleiche Szenario abspielt.
Ich bin die verdammte Ratte!
Schritt.
Ich bin die verdammte Ratte!
Atmen, obwohl es verdammt wehtut.
Ich bin die verdammte Ratte!
Ein weiterer Schritt, ein weiterer Atemzug.
Ich bin die verdammte Ratte!Ich kann es immer noch nicht fassen, glauben schon recht nicht. Ich schließe die Augen, bleibe stehen und fühle nichts als Verrat. Es brennt in mir, wie ein Waldbrand, der außer Kontrolle geraten ist. Das kann nicht sein!
Ich habe ihr vertraut – sicher, ich hatte ab und zu Zweifel, aber die waren nie wirklich da, mehr in meinem Unterbewusstsein. Doch am Ende haben sie sich bewahrheitet und ich stehe als Vollidiot da, der ich auch bin. Ich bin ein verdammter Idiot, weil ich der Frau geglaubt habe, die mein verdrehtes Herz zum ersten Mal berührt hat und mit der ich mir wirklich eine Zukunft hätte vorstellen können. Ich schlucke, was mit einer ausgetrockneten Fresse nicht wirklich geht.
„Verfickte Scheisse!", schreie ich und reiße die Augen auf, weil die Wut in mir lichterloh brennt. Sie versetzt mich in eine wandelnde Fackel, die alles in Brand steckt, was mir in den Weg kommt. Die Leute auf der Straße schauen mich seltsam an, einige sind auf Krieg aus, doch so gerne ich ihnen auch ihre hässlichen Visagen polieren würde, so kann ich es nicht, obwohl ich es will.
Was ist das für eine verfickte Scheisse?!
Ich atme bis tief in den Bauch, weil ich mich nur so von der kack Aggression ablenken kann, die mich erfasst. Entschlossen gehe ich weiter, obwohl ich das Ziel nicht kenne. Aber irgendwohin muss ich ja gehen. Ich lebe in einem Albtraum, schießt es mir durch den Kopf, als ich in eine schäbige Bar gehe, die mit noch ekelhafterem Pack zugemüllt ist.
Doch ich setze mich an die Bar, ignoriere das klebrige Gefühl unter meinen Händen, als ich dem Gothtypen ein Zeichen gebe, dass er mir einen Tequila einschenken soll. Das Tattoo an seinem Hals ist am Verblassen, oder einfach nur schlecht gestochen. Kein Vergleich zu meinen, die sich fast über meinen gesamten Körper ziehen.
Ich weiß noch, wie Rosa die schwarzen und bunten Linien nachgezogen hat, wie sie mich dabei angesehen hat. Und wieder brennt der Verant in mir und ich begrüßen den Shot, den er mir vor die Nase stell. Ich setze das Glas sofort an meine Lippen, kippe den Inhalt in einem Zug runter und warte nicht erst auf das Brennen, schnappe mir die Flasche – ignoriere seine geknurrten Einwände – und schenke mir selbst nach.
Ich gieße das Glas bis zum Rand voll, kippe es runter und fülle es wieder auf. Das wiederhole ich so oft, bis mir speiübel wird und der Alkohol endlich wirkt. Er wabert durch meine Adern, lässt mein Blut träge werden und meine rasenden Gedanken endlich langsamer werden. Ich atme tief durch, versuche mich auf das anhaltende Brennen in meiner Kehle und in meinem Magen zu konzentrieren, doch es will einfach nicht klappen.
„Verdammte Scheisse!", schreie ich und pfeffere die Flasche gegen die Wand mir gegenüber. Dabei geht nicht nur die Flasche zu Bruch, sondern auch einige andere, die krachend zersplittern und auf den Boden fallen. Der Typ baut sich vor mir auf, als würde mich das in irgendeiner Weise beeindrucken. Das karierte Tuch liegt über seiner Schulter, wie bei einer beschissene Hausfrau, was ihn total lächerlich aussehen lässt.
„Verfickter Pendecho! Was soll das?", brüllt mich der Gothtyp an. Ich beuge mich zu ihm rüber und haue ihm mit voller Wucht ins Gesicht. Er hat es nicht kommen sehen, taumelt nach hinten, sodass ich über den Tresen klettere und mich auf ihn stürze. Ich ramme ihm die Faust ins Gesicht, sodass ihm der vordere Schneidezahn abbricht und sich in meine Haut bohrt.
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Gangs of Sinaloa - Killing Love
Chick-LitCuliacan, Mexico 2018 Die 22 jährige Rosa de la Cruz fährt zurück in ihre Heimat. Der Grund: Die Beerdigung ihres Grossvaters. Der das Oberhaupt einer der Bikergangs in Sinaloa war und dessen Tod ein grosses Loch in viele Herzen gerissen hat. So auc...