Böse Überraschung

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ROSA

"Du kennst deine Rechte besser als sonst jemand. Lüg bis sich die Balken biegen. Aber hoffe nicht darauf, dass er dich rettet. Auch wenn er es könnte."

***

Ich habe mich in die Küche zurückgezogen, um Guzman den Raum zu lassen den er braucht. Und mir auch. Noch immer sitzt mir der geplatzte Deal und die Verfolgungsjagd noch in den Knochen und der Tod des Jungen, dessen Leben so abrupt geendet hat, lässt mich nicht mehr los. 

Ich halte inne, lege das Messer weg und stütze mich mit beiden Händen auf der Marmorplatte ab, kämpfe gegen die Tränen an und versuche mich nicht von den Gefühlen übermannen zu lassen. Aber das ist nicht so einfach. 

Das Gemüse vor meinen Augen verschwimmt immer mehr, doch als ich etwas poltern höre, wirble ich herum und sehe Guzman vor mir stehen. Er ragt über mir auf und der Geruch von Hasch steigt mir in die Nase. Das er sich zudröhnt ist eine Sache, aber, dass er gleich anfängt zu koksen ist einfach nur scheisse.

„Du solltest lieber in den Spiegel schauen", sage ich und deute auf seine Nase, an der sich noch einige Reste des weißen Pulvers befindet. Er lacht wischt es sich weg und überwindet die Distanz zwischen uns mit nur einem Schritt.

Ich halte den Atem an, als er vor mir steht und mir den Pony aus der Stirn streift. Seine Bewegungen sehen fahrig aus, er muss sich also einiges gegönnt haben und das in kürzester Zeit. Es kann keine halbe Stunde gewesen sein, seitdem ich hier bin und das Essen vorbereite. 

„Meine Rosa", flüstert er und lacht darüber, als wäre ihm etwas witziges in den Sinn gekommen. Ich schüttle den Kopf und will mich wieder dem Essen zuwenden, doch er hält mich auf. Seine Finger schließen sich um mein Handgelenk, halten es wie ein Schraubstock fest. Er muss unter seinen Fingern meinen beschleunigten Puls fühlen, doch das lässt ihn völlig kalt. 

Kein Wunder in diesem zugedröhnten Zustand würde er wahrscheinlich nicht einmal mitkriegen, dass ihm die Bude ausgeräumt werden würde. 

„Nicht, ich brauche dich", wispert er. Überrascht hebe ich eine Braue, mustere ihn unentschlossen und frage mich, was ich tun soll. Er wirkt als würde er die Wahrheit sagen, als ob er mich wirklich brauchen würde, um nicht völlig durchzudrehen. Doch, wenn ich ihn weiter an mich heranlasse – nicht nur sexuell, sondern auch emotional -, dann wird er es über Kurz oder Lang herausfinden. 

„Ich bin da", sage ich versöhnlich und schaue zu ihm auf. Versuche mich in ihn hinein zu versetzen, was nicht einmal so schwer ist. Uns verbindet einiges, nicht nur das körperliche, sondern auch unsere ähnlichen Vergangenheiten. Unsere Mütter sind früh gestorben, wir wurden von unseren Vätern in einer Welt groß geworden, die von Gewalt, Drogen und Geld beherrscht wird und wir sind Einzelgänger. Jedenfalls nehme ich das an, so gut kenne ich ihn ja noch nicht. 

„Dann schlaf mit mir", reißt er mich aus meinen Gedanken. Ich lache darüber, doch als sich sein Gesichtsausdruck verfinstert und seine Augen dunkel werden, schlucke ich hart. Er versucht es mit Drogen und Sex zu verdrängen, doch manchmal ist das nicht die beste Lösung. 

„Man kann nicht alles wegvögeln", sage ich schroffer als beabsichtigt und befreie mich aus seinem Griff. Doch er lässt nicht locker, tritt hinter mich und nagelt mich mit seinem Gewicht fest. Ich keuche und spüre seine Erektion an meinem Hintern, fühle seine Hände auf mir, wie sie über meinen Körper wandern. Grob und ungeschickt. 

„Lass das!", zische ich und schiebe sie von mir, versuche mich nicht allzu sehr aus dem Konzept bringen lassen. Doch als er mir provokativ die Hände auf die Brüste legt, sie hart durchknetet und sich an mir reibt, reißt bei mir der Geduldsfaden und ich spüre die Aggression in mir. Sie kocht über, wie die heiße Milch auf dem Herd. 

Gangs of Sinaloa - Killing LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt