Panisch schnappte ich nach Luft und öffnete meine Augen.
War ich tot? Fühlte es sich so an?
Ich blinzelte ein paar Mal bis ich über mir die dunklen Holzpfosten meines Gäste-Himmelbettes erkannte.
Ich war noch am Leben!
Irgendwie hatte ich es geschafft durchzukommen.
Eine Hand auf meinem Arm, die mich bedächtig festhielt, weckte meine Aufmerksamkeit.
"Adrien?", fragte ich und versuchte den Umriss mir gegenüber zu identifizieren, während ich mich aufsetzte.
"Langsam. Schön langsam." Die Stimme gehörte definitiv nicht Adrien.
Der Fremde drückte mich sanft zurück in die Kissen.
"Es ist alles in Ordnung.", sagte der Unbekannte und strich mir behutsam eine Haarsträhne aus der Stirn.
Als meine Sicht sich geklärt hatte, erkannte ich braune strubbelige Haare und klare, grüne Augen, die mich besorgt musterten.
"Wer sind Sie?", krächzte ich und schniefte unbeholfen.
"Definitiv nicht Adrien.", wurde mir geantwortet und ich konnte Verachtung in diesen unglaublich grünen Augen erkennen. "Ich bin Cameron, dein Arzt."
"Ich lebe noch.", flüsterte ich und legte meinen Kopf wieder zurück ins Kissen. Mein Körper schmerzte überall und ich wünschte mir kurz, dass ich doch lieber gestorben wäre. Jeder Muskel, jeder Knochen, jede Sehne: Alles tat weh.
"Wirkt es etwa nicht so?", scherzte Cameron matt.
"Doch...", keuchte ich und rollte mich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf die Seite und fügte dann leiser hinzu: "Danke."
"Was hast du dir nur dabei gedacht? Einfach über die Klippe zu springen...", tadelte Cameron mich.
"So war das nicht.", warf ich wimmernd ein und schloss die Augen. Es fühlte sich an, als würde jeder Millimeter meiner Haut in Flammen stehen und ich kämpfte damit, die Tränen zurückzuhalten.
"Als sie dich aus dem Wasser gezogen haben, sah es nicht so aus, als könnte ich noch viel helfen." Eine kühle Hand wurde mir auf die Stirn gelegt und kurz darauf spürte ich zwei Finger auf der Innenseite meines Handgelenkes. "Das sieht schon besser aus."
"Gut, denn ich will raus hier." Langsam robbte ich bis an den Bettrand, streckte die Füße unter der Bettdecke hervor und setzte mich auf.
Alles in mir wehrte sich gegen die Bewegung und ich barg den Kopf in den Händen.
Cameron war sofort an meiner Seite. "Ich glaube nicht, dass du..."
"Es wird schon gehen.", winkte ich ab und hielt mich am Bettpfosten neben mir fest, während ich langsam auf die Füße kam.
"Bist du sicher?" Kritisch legte er die Stirn in Falten "Es wird noch schlimmer werden. Die Schmerzen... Ich kann dir was dagegen geben."
Meine gesamte Welt drehte sich und ich versuchte nicht zusammenzubrechen. Aber ich musste laufen. Mein Plan von hier zu verschwinden, war nach wie vor meine oberste Priorität.
"Wie stehen Sie zu Adrien?", versuchte ich mich abzulenken und lehnte mich weiter gegen das dunkle Holz.
"Bitte nenn mich Cam." Aufmerksam streckte er beide Hände vor mir aus, für den Fall, dass ich doch zusammenbrach. "Und Adrien ist mein Bruder."
Mitten in der Bewegung stocke ich. "Dein Bruder?"
Cam lachte. "Ja, schwer zu glauben. Ich weiß."
Schwankend versuchte ich die Kontrolle über meinen Magen zu behalten, der gerade Loopings fuhr und dabei immer höher stieg.

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Schwingen der Nacht
FantasyTalia ist ein 19-jähriges Mädchen, dass ihr Leben in vollen Zügen genießt. An das Gerücht, dass in ihrer Stadt rumgeht glaubt sie nicht wirklich. Darin heißt es, dass jeden Vollmond ein geflügeltes Wesen von unmenschlicher Schönheit in ihrer Stadt...