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Als der Unterricht mit dem Klingeln der Schulglocke beendet wurde, packten alle flink ihre Sachen zusammen und unterhielten sich direkt untereinander, als der Lehrer sich verabschiedet hatte. Meine Wenigkeit geriet nicht in Eile, da ich sowieso die Tafel putzen musste und ich daher länger brauchte, ehe ich gehen konnte. Ich trottete vor zur Tafel und holte mir den Schwamm, um diese sauber zu machen. Währenddessen war es ruhig geworden und ich konnte es mir nicht verkneifen einmal zu gähnen. Ich fragte mich echt, wie ich die Koreanischstunde überleben konnte, ohne, dass ich auch nur einmal weggeratzt war.

"Soll ich deine Sachen zusammenpacken?", hörte ich Felix, was mich umdrehen ließ. Ich nickte nur und wandt meinen Blick wieder zur Tafel, mit der ich so gut wie fertig war. Erneutes Gähnen. Den Schwamm warf ich unachtsam ins Waschbecken, ohne ihn saubergemacht zu haben und lief zum Australier, der mir meinen Rucksack reichte und ein Lächeln auf den Lippen hatte.

"Hast du wieder nicht geschlafen?", stellte Felix fest, der mich mit einem besorgten Blick musterte. Er hatte recht mit seiner Vermutung. Heute lag ich wieder die ganze Nacht wach und wartete quasi darauf, dass die Sonne aufging. Es war nie jemand wach, mit dem ich hätte schreiben können und alles andere hatte ich mir auch schon angesehen, um mir die Zeit zu vertreiben. Ich spürte die Müdigkeit die in meinem Körper herrschte, aber mein Kopf war hellwach. Selbst wenn ich ihn zwang, wehrte er sich und ließ mich nicht schlafen. Falls ich doch einmal einschlief, war ich spätestens nach drei Stunden wieder wach. Es nervte mich. Lange Zeit war es her, dass ich einen wirklich erholsamen Schlaf hatte.

"Nein, ich lag wieder wach.", meinte ich gleichgültig. Er zog mir an meinem Arm, um mir zu deuten, dass er heute durch den Hinterausgang aus der Schule gehen wollte, sprich, dass er eine große Runde laufen wollte. Also wollte er zugleich mir mein Ohr abkauen und eine Predigt halten, wie wichtig Schlaf war und dass ich das alles ernst nehmen sollte. Nur was er nicht verstand, war, dass ich mir das nie freiwillig ausgesucht hatte. Natürlich meinte er es nur gut mit mir, aber es ging mir gewaltig gegen den Kranz. Ich wusste, dass es wichtig war zu schlafen, doch was war, wenn dein Körper dich nicht schlafen ließ? Es war quasi wie, wenn man zu einem Kranken sagte, dass er gesund sein soll. Davon würde er auch nicht geheilt werden.

"Nimmst du die Tabletten, die dir verschrieben wurden?" Ich nickte nur halbherzig. Eigentlich nahm ich sie nie. Ich hielt nichts davon mir Tabletten, die mehr Nebenwirkungen hatten als Vorteile, um meinen Körper zum Schlaf zu zwingen. Zumal eine Nebenwirkung der Tabletten gegen Schlafstörungen wiederum Schlafstörungen waren. Klingt dumm, war aber so. Hinzu kamen Reaktionsstörungen, eine Verschlechterung der Psyche und eine aufkommende Medikamentenabhängigkeit, neben zig weiteren Wechselwirkungen. Da konnte ich mich einfach aus dem Fenster stürzen und das wäre die klügere Variante, die mir besser half.

"Also nimmst du sie nicht.", murmelte Felix, der nur seine Augen verdreht hatte und ich wusste, wie genervt er jetzt schon wieder war, da seine Aussage, wie ein Vorwurf klang. Als wäre er es leid, mit mir immer und immer wieder dasselbe Thema durchzukauen. Aber wenn ich ehrlich war, mich nervte es genauso und er tat manchmal so, als wäre er derjenige, dem der Schlaf fehlte.

"Du probierst es nicht mal!"
"Wieso sollte ich die Dinger in mich stopfen? Ist es nicht besser, wenn ich von allein mal einschlafen würde? Hör bitte einfach auf, mich immer eines Besseren belehren zu wollen. Du weißt nicht wie das ist. Du kannst es nicht nachvollziehen!", fuhr ich ihn an, während in mir die schlechte Laune hochkam und diese direkt überkochte. Ein Nachteil, wenn man zu keinem Schlaf kam: Man wurde schnell gereizter und war aus diesem Grund immer auf Streit aus, wenn einer quer schoss.

"Aber du bist mein bester Freund und ich mache mir Sorgen um dich. Verstehst du das nicht?"
"Beste Freunde hin oder her. Aber wenn du immer und immer und immer wieder an meinen Ansichten herumzumeckern hast, dann ändert es trotzdem nichts an der Tatsache, dass ich nicht schlafen kann."
"Na Leute, gibt's mal wieder Ehestreit?", klinkte sich Jeongin ein und legte seine beiden Arme auf unsere Schultern, drängte sich somit zwischen uns. Finster sah ich die Beiden an, aber erwiderte nichts auf seine Aussage. Hinter uns konnte ich weitere Stimmen wahrnehmen. Meinen Kopf drehte ich jedoch nicht nach hinten, um zu sehen, wer uns folgte. Es war mir egal gewesen. Wie alles andere auch.

"Habt ihr Bock heute noch was mit uns zusammen zu unternehmen?", fragte Jeongin, als er bemerkte, dass keiner von uns ihm eine Antwort gab. Eigentlich hatte ich keinen Bock auf irgendwelche Treffen mit anderen Menschen. Aber dann würde mich Felix belehren wollen, dass ich mich selbst ausgrenzte. Es käme zu einer weiteren Diskussion und das war das, worauf ich einfach keine Lust hatte. Ich hatte es so satt, dass man immer an mir die Fehler suchte.

"Klar, kommt noch wer?", bestätigte der Blonde und drehte sich kurz um. Ich verdrehte die Augen.
"Jisung, Seungmin und Minho. Aber der kommt erst später, weil er noch was in der Uni hat.", erklärte Jeongin, "Was ist mit dir, Hyunjin? Kommst du mit?"
"Ich werde quasi gezwungen, also ja."
"Sehr schön. Kennt ihr eigentlich schon Seungmin? Ich weiß nicht, ob ich euch Trolls den schon vorgestellt habe."
"Nein, aber ich will ihn auch nicht kennenlernen.", sagte ich meine Gedanken freiheraus, ohne dass ich groß darüber nachgedacht hatte. Direkt bereute ich meine Worte, weil ich genau wusste, dass sie jeder gehört hatte. Bestimmt hatte dieser Seungmin jetzt ein tolles Bild von mir in seinem Kopf und wollte mich auf den Mond schießen.

𝗜𝗻𝘀𝗼𝗺𝗻𝗶𝗮 ✧ SEUNGJIN Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt