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Der Tag war bereits vorbei gegangen. Die Sonne war untergegangen und so erhellt nur das halbwegs helle Nachtlicht meiner Lampe den Raum. Der gedämpfte Ton, welcher durch die Wände meines Zimmers drangen, ließ mich vermuten, dass meine Mutter irgendeine Serie anschaute. So wie sie es jeden Tag nach einem anstrengenden Arbeitstag tat, nachdem sie sich um die Küche kümmerte und diese aufgeräumt hatte. Oftmals half ich ihr dabei, aber heute war einer dieser Tag, da wollte sie sich einfach nicht helfen lassen. Da scheuchte sie mich gnadenlos aus dem Zimmer und meinte, ich sollte etwas für die Schule machen, die wesentlich wichtiger war. Es war eine Sache von zehn Minuten ihr bei der ganzen Sache zu helfen und die wirkten sich nicht auf meine Noten aus. Ganz und gar nicht. Es war sogar ein netter Zeitvertreib, wenn ich mit anpackte. Egal bei was. Oft fehlte mir die Konzentration, dass ich nur wenige Minuten für die Schule lernte, letztlich auf meinem Bett saß und mir immer die gleichen Videos ansah, die ich bestimmt schon hunderte Male ansah. 

Ich verspürte den Drang etwas trinken zu müssen, also stand ich auf und öffnete mein Zimmertür. Direkt nahm ich den viel zu lauten Fernsehen war, von dem ich beinahe Kopfschmerzen bekam. Als ich mir eine Wasserflasche geholt hatte, lief ich ins Wohnzimmer, um zu sehen, ob meine Mutter vielleicht bei dem ganzen Lärm eingeschlafen war. Ihr Kopf lag auf der Lehne des Sofas, ihre Haare waren wild vor ihrem Gesicht. Also hatte ich recht mit meiner Annahme, dass sie schlief. Ohne weiteres schaltete ich den Fernsehen aus, was mir meine Ohren sofort dankten. Allein ein leises Fiepen blieb zurück und verstummte nach kürzester Zeit. Ich hockte mich vor die Sitzmöglichkeit und strich meiner Mutter die Strähnen aus dem Gesicht, hielt zunächst inne, ob ich sie lieber doch noch zu decken sollte. Aber dann kam mir in den Sinn, dass sie sich sonst beschweren würde, dass sie Rückenschmerzen hatte, wenn ich sie hier auf dem Sofa schlafen ließ. So rüttelte ich vorsichtig an ihrer Schulter.

"Mama, wach auf."

Murmelnd kniff sie ihre Augen zusammen, sodass sich auf ihrer Stirn leichte Falten bildeten. Dann öffnete sie verschlafen ihre Augen. Das gedämmte Licht im Wohnzimmer, ließ mich erahnen, dass sie mich geradewegs ansah.

"Du bist wieder bei deiner Serie eingeschlafen.", meinte ich und stand langsam auf. Auch sie richtete sich auf und ich spürte, dass sie sich Sorgen um mich machte.
"Es ist nach zwei, wieso bist du noch wach?", hauchte sie. Ihre Stimme war immer dünn, wenn sie vor kurzem erst aufgestanden war. Ich lächelte nur, sagte: "Ich hab noch etwas für die Schule machen müssen. Wir haben ziemlich viele Hausaufgaben heute aufbekommen und ich wollte sie alle auf einmal abarbeiten." Natürlich war es eine Lüge. Jedoch wusste ich ganz genau, dass sie es mir abkaufte und keinen Verdacht schöpfte. Nicht, dass meine Mutter leichtgläubig oder dumm war. Nein, aber sie hatte großes Vertrauen in mich, dass ich sie nie anlog. Und ich wusste genauso, dass es falsch war, ihr Vertrauen auszunutzen. Sorgen machen, wollte ich ihr auch nicht. Zumal ich die einzige Person war, die sie noch hatte, nachdem mein Vater vor drei Jahren meinte einfach so abzuhauen. Seit drei Jahren hatte ich auch Probleme mit dem Einschlafen. Seit einem Jahr wusste meine Mutter allerdings erst davon. Ich traute mich nicht ihr von meinen Gedanken zu erzählen, obwohl sie der wichtigste Mensch in meinem Leben war, den ich noch hatte. Sonst hatte ich zu allen anderen ein relativ distanziertes Verhältnis. 

"Vergiss nicht deine Tabletten zu nehmen.", sagte sie, strich mit ihrer Hand über meine Wange und lächelte mich an. Es war dasselbe Lächeln, was sie mir immer schenkte. Dieses Es tut mir leid, ich wünschte ich hätte damals so vieles besser gemacht Lächeln. Gerade sie konnte am wenigsten dafür.
"Gute Nacht, Jinnie" Schon hatte sie sich aus dem Raum herausgeschlichen und mir blieb nichts anderes übrig, als noch einmal schnell auf Toilette zu gehen. Ich nahm die Schachtel mit dem Medikament hervor und drückte ein Kapsel aus der Plastikverpackung heraus, ließ sie allerdings nicht in meine Hand fallen, sondern in das Klobecken. Es sollte nicht auffallen, dass ich die Dinger nicht nahm und auch nie vorhatte sie zu nehmen. Ich betätigte die Spülung und schon war sie nach dem kurzen Wasserfall weg. 

Genauso weg, wie mein Elan eine weitere Nacht hinter mich bringen zu müssen, die ich sowieso wach verbringen würde. 

𝗜𝗻𝘀𝗼𝗺𝗻𝗶𝗮 ✧ SEUNGJIN Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt