dwadzieścia sześć

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Nach einigen Minuten senkte sich mein Herzschlag, nahm einen normalen Rhythmus ein. Seungmin war kurzzeitig aus dem Zimmer gegangen, um mir ein Glas Wasser zuholen und auch, damit ich mich beruhigen konnte. Aus diesem Grund konnte ich mich langsam wieder beruhigen und zu meinem Glück, hatte er sich nicht wieder auf mein Bett gesetzt, als er hereinkam. Dann hätte er es wohl wieder verschlimmert und das wollten wir beide nicht. Das Glas hatte ich sofort leer getrunken, was eine wirkliche Belohnung war. Meine Rachen war staubtrocken gewesen und es hatte sich ein ekelhafter Geschmack in meinem Mund ausgebreitet.

"Hast du schlecht geschlafen? Hattest du einen Albtraum?", versuchte er es erneut, denn vorhin konnte ich nicht darauf antworten.

Ich schüttelte den Kopf. Seungmin wollte ich keine Sorgen bereiten. Das tat man jedoch, wenn man nicht mit der Sprache herausrücken wollte. Das wurde mir mit der Zeit bewusst. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass er ein schlechtes Gewissen bekommen hätte, wenn ich ehrlich zu ihm war, weil er sogesehen diese Panikattacke in mir ausgelöst hatte. Es war nicht einmal seine Schuld. Es war viel eher meine eigene Dummheit, dass ich zugestimmt hatte, obwohl ich wusste, dass sowas im schlimmsten Fall passieren würde.

"Ich hab' auch immer mit dir geredet, wenn es mir nicht gut geht. Es würde mich also freuen, wenn du dich mir auch anvertrauen würdest." Seungmin war wirklich darauf Bedacht nicht die falschen Worte zuwählen, sondern mich ermutigend dazu zu bringen, dass ich mich öffnete. Das war der Punkt, von dem er sich wieder von anderen abhob. Oftmals ließen sie einen entweder dann links liegen oder der Umgangston wurde rauer. Doch seiner war nach wie vor sanft und beruhigend, nahm mir stückweise die Angst vor meinen eigenen Gedanken.

"Ich kann nicht so gut mit körperlicher Nähe umgehen.", erklärte ich mich, "Wenn ich Menschen anfasse, dann ist es okay. Aber wenn ich angefasst werde, verkrampft sich mein ganzer Körper und ich bekomme Panik. Ich kann es nicht abstellen und oftmals kann ich damit umgehen. Doch diese Nacht ging es nicht."
"Warum bist du meiner Bitte nachgekommen, wenn du wusstest, dass es ein Problem für dich ist."

Ich zuckte mit den Schultern. So recht wusste ich auch nicht, warum ich dies tat und was genau mein Ziel bei dieser ganzen Sache war. Vielleicht war es mein Beschützerinstinkt, welcher mir dazu riet, seinem Vorschlag zu zustimmen, vielleicht hatte ich meine Angst auch einfach nur unterschätzt. Mein Verhalten war einfach nur naiv gewesen. Das wurde mir bewusst.

"Ich weiß nicht..."
"Du hast nicht geschlafen, richtig?" Ich nickte. "Okay, dann vertuschen wir für heute, dass du nicht schlafen konntest. Wenn Seunghee und ich dann bei Felix sind, gehst du schlafen. Keine Widerrede, ein Nein akzeptiere ich nicht." Seungmins Stimme war fest und irgendwie musste ich dadurch lächeln. Er klang wie eine Mutter, die mit ihrem Kind sprach, wenn es mal nicht das tat, was es sollte, aber gleichzeitig es auch keinen Ärger gab. Bestimmt hatte es mit dem Umgang von Seunghee zutun. Genauso hatte er gestern mit ihr geredet.

Apropos Seunghee, das Mädchen wachte aus ihren Träumen auf, als der Wecker klingelte und richtete sich langsam auf, blinzelte verwirrt ihren Bruder an. Es sah ziemlich niedlich aus, denn Seungmin konnte es sich nicht verkneifen und ihre Mimik nachzuahmen, wodurch sie ihm die Zunge herausstreckte. Der Rothaarige musste wohl der perfekte große Bruder sein, den man sich wünschen kann, wäre nur nicht diese Situation mit seiner Familie, die den Beiden widerfahren war.

"Du bist doof.", murmelte das Mädchen, begann mit schmollen.
"Dir auch einen Guten Morgen, Seunghee. Ich hoffe, du hast gut geschlafen, so frech wie du wieder bist." Verschlafen nickte sie, steckte ihren Kopf jedoch wieder ins Kissen. Wahrscheinlich war sie auch so ein typischer Fall wie ich, die nicht aus dem Bett kam.
"Heute übernachten wir bei Felix und ab morgen bist du bei Oma und Opa, okay?"

Doch das gefiel ihr so gar nicht.

𝗜𝗻𝘀𝗼𝗺𝗻𝗶𝗮 ✧ SEUNGJIN Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt