Schmunzelnd schüttelte ich nur den Kopf und meinte: "Wir beide sind seine Freunde.", deutete dabei auf Felix, der sich ein klein wenig Fehl hier vorkam. Auch wenn ich wusste, dass sie es anders gemeint hatte, als ich es ihr erklärte, wollte ich ihr den Wind ein wenig aus den Segeln nehmen. Vor allem, weil ich Seungmin nicht in eine unangenehme Situation bringen wollte. Besser gesagt, wollte ich ihn aus dieser Situation herausholen. Als das kleine Mädchen verstand, was ich ihr sagte, nickte sie und nahm dann die Hand ihres Bruders.
"Also wir gehen jetzt zu mir und du kannst dann nochmal versuchen deine Großeltern anzurufen, okay?", wandte ich mich nun an den Rothaarigen, der mir nur bestätigend zu nickte. Die Stimmung zwischen uns allen war wirklich erdrückend. Niemand traute sich etwas zu sagen. Und dann war da auch noch Seunghee, die scheinbar nicht ganz verstand, was hier eigentlich passierte oder die Situation nicht so kritisch abstempelte, wie wir es taten. Schließlich war sie ein Kind, die die Welt anders sah. Viel farbenfroher, als wir Älteren es taten.
"Wieso muss ich schon wieder zu Oma und Opa?", beschwerte sich die Kleine und begann mit schmollen. Irgendwie erinnerte sie mich sehr stark an ihren großen Bruder, denn dabei schauten sie genauso aus wie er. Seufzend blieb er stehen, hockte sich zu ihr herunter. Mit großen Augen blickte sie ihn an und war schon kurz davor zu weinen. Wenn ich eine Sache noch mehr verabscheute, Menschen beim Weinen zu zu sehen, war es Kindern dabei zu zu sehen, wie sie weinten. Gerade jetzt wurde mir bewusst, wie wenig sie von allem verstand.
"Ich will bei dir bleiben. Immer wenn es Papa nicht gut geht, muss ich von dir weg. Das will ich aber nicht. Wieso wollt ihr mich alle nicht hier haben, seitdem Mama weggegangen ist? Das find ich nicht fair!" Schluchzend rieb sie sich die Augen. Auch wenn Seungmin nie groß zeigte, wie sehr ihn das belastet, merkte man es bei seiner Schwester umso deutlicher. Nicht nur, dass sie akzeptieren musste, ihre Mutter nie wiederzusehen, sondern auch dieses ganze Hin- und Hergezerre machte ihr zu schaffen. In meinen Augen war es zu viel für ein kleines Mädchen, was gerade noch die Grundschule besuchte und lernen musste, dass nicht alles im Leben gerecht war.
"Seunghee, hey guck mich an." Er strich ihr die Haarsträhnen hinter das Ohr, wischte ihre Tränen mit seinen Daumen weg. Ich wusste, wie schwer es ihm fiel, zu lächeln. Dennoch hatte er aus dem Nichts diese Stärke, um ihr ein Lächeln zu schenken. Für mich selbst war es nicht einmal einfach, mir die ganze Situation anzusehen. Schließlich konnte ich mir nicht einmal zusammenreimen, was ich sagen sollte. In Seungmins Haut gerade zu stecken, der eigentlich einen besonderen Tag haben sollte, weil heute sein Geburtstag war, wollte ich definitiv nicht. Allgemein dachte ich, dass sein Leben ein bisschen zu sehr aus den Fugen geraten war und ich einfach nur hoffte, dass ich ihm dabei helfen konnte, es wieder auf die richtige Bahn lenken zu können.
"Vielleicht kann ich versuchen, dass du bei mir bleibst, okay? Wir kriegen das hin. Aber ich glaube, es ist besser, wenn du die nächsten Tage zu ihnen gehst. Ich komm dich jeden Tag dann besuchen. Das ist versprochen und du weißt, was das heißt."
"Versprechen werden nicht gebrochen!", schmunzelte sie und hielt ihm ihren kleinen Finger entgegen, in den er sich einhakte. Manchmal war ich echt neidisch, dass ich nie einen Bruder oder eine Schwester hatte, mit der ich zusammen groß wurde. Es fühlte sich teilweise echt einsam an, wenn ich nur mit meiner Mutter allein zu Hause war und da saß, nichts machte."Vielleicht kann ich doch noch meine Mutter überreden.", murmelte ich.
"Meine Eltern werden wohl nichts dagegen haben, wenn ihr bei mir übernachtet.", meldete sich Felix zu Wort, der die ganze Zeit ruhig war, was ziemlich untypisch für den Australier war. Doch er wollte nichts Falsches sagen, was ich sehr gut nachvollziehen konnte. Dies wollte ich ebenso wenig."Also kann ich mit Seungminnie bei dir schlafen?" Die Augen des Mädchens wurden dabei riesig und die Traurigkeit, die sie vor wenigen Minuten ummannte, schien wie weggeblasen.
"Klar, könnt ihr das."
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𝗜𝗻𝘀𝗼𝗺𝗻𝗶𝗮 ✧ SEUNGJIN
FanfictionHyunjin leidet schon seit Jahren an Schlafproblemen und ist des öfteren aus diesem Grund schlecht gelaunt. Es gibt keinen Tag, an dem er sich nicht unverstanden fühlt. Aber als Seungmin in seine Parallelklasse kommt und sich mit diesem anfreundet...