"Ich hasse mein Leben so sehr. Es tut mir alles so weh. Meine Gedanken bringen mich um und niemand sieht es, dass ich nicht mehr kann. Alle denken, ich bin der große, starke Junge, der alles für seine Schwester tut. Doch niemand will sehen, wie ich daran zerbreche. Niemand interessiert sich dafür, wie mein Vater mich zerstört. Es ist schon schwer genug, dass meine Mutter ausgerechnet an meinem Geburtstag gestorben ist. Aber ich kann es nicht mehr hören, dass es meine Schuld ist... Niemand hält wirklich an mir fest. Ich bin immer dieser unscheinbare Junge, der süß aussieht, der sich an allen festklammert, weil er nicht auch nur eine Sekunde allein sein kann. Dabei bin ich doch allein! Meine Gedanken zerfressen mich, während ich allein bin. Während ich unter Menschen bin. Diese Einsamkeit wird immer ein Teil von mir bleiben und niemand kann es füllen. Ich fühl mich so schwach und so unterlegen gegenüber anderen. Ich fühl mich dir gegenüber unterlegen. Ich kann nichts tun. Das Gefühl ist da und... Ich sterbe daran."
Er brach in Tränen aus, während mein Herz nur noch schwerer wurde. Es fühlte sich komisch an zu wissen, wie sich Seungmin in diesem Moment wirklich fühlte und gleichzeitig fühlte ich mich durch seine Worte derartig berührt, dass es mir selbst die Tränen in die Augen trieb. Den Schmerz, welchen er fühlte, konnte ich nicht nachvollziehen und gleichzeitig konnte ich es. Es war seltsam zu beschreiben, doch ich fühlte mich mit ihm verbunden. Seine Mauer, die er um sich aufgebaut hatte, brach gerade zusammen und es schmerzte zeitgleich. Es schmerzte, dass er solche Gedanken mit sich herumtrug, die ihm nie einer abnehmen konnte.
"Ich halte an dir fest, wenn du es bei mir auch tust."
Sanft lächelte ich ihn an. Seine nassen Augen trafen meine, als hätte er nicht damit gerechnet, dass ich ihm dies sagen würde. Tatsächlich begriff ich selbst nicht, was aus meinen Mund kam. Doch es traf einen Punkt bei ihm, die seine Augen zum Funkeln brachten. Seine Lippen zeichneten ein kleines Lächeln aus, welches dennoch so zerbrechlich wirkte, als würde es jeden Moment wieder verschwinden können.
"Darf ich dich umarmen?", fragte ich nach. Ich wollte ihm nicht zu nahe treten und etwas tun, was die Sache eher verschlimmerte. Seungmin war wie eine Porzellanpuppe. Wunderschön und doch so zerbrechlich. Und durch seine Schönheit hatte ich mich verzaubern lassen. Es gab keinen Menschen, zudem ich mich so verbunden fühlte, wie zu Seungmin.
Als der Jüngere mit dem Kopf nickte, kam ich ihm näher, legte meine Arme um seine zierliche Figur. Ich spürte direkt, wie sehr er dies gerade brauchte. Seine Finger verfingen sich in dem Stoff meines Oberteils. Sein Atmen wurde erneut unregelmäßig. Mir wurde bewusst, wie ich im Moment sein letzter Halt war, den er noch hatte.
"Ich bin so überfordert mit meinem Leben, Hyunjin. Die ganze Zeit hatte ich keinen, der mich versteht. Nicht mal ich kann das und denn kommst du in mein Leben. Wieso stößt du mich nicht weg, wie jeder andere auch? Wieso machst du dich nicht drüber lustig, dass ich so bin, wie ich bin?"
"Jeder hat es verdient einen Halt in seinem Leben zu haben. Ich bin gern dein Stein in der Brandung, an dem du dich festhalten kannst, wenn dir dein Leben den Boden unter den Füßen wegzieht. Ich bin da und ich werde nicht verschwinden. Ich helfe dir, dein ganzes Leid erträglicher zu machen."Ich zog ihn näher an mich heran, sodass er nach wenigen Sekunden auf meinem Schoss saß, ich seinem unregelmäßigen Atmen lauschen konnte, da sein Kinn auf meiner Schulter lag. Tatsächlich war ich bisher keinem so nahe gekommen. Noch nicht einmal meinem besten Freund. Ein Freund von Körperkontakt war ich noch nie gewesen und es störte mich eher, wenn mich jemanden länger als für fünf Sekunden in den Arm hielt. Bei Seungmin war es anders. Es fühlte sich richtig an und ich mochte das Gefühl der Nähe.
"Danke, Hyunjin."
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𝗜𝗻𝘀𝗼𝗺𝗻𝗶𝗮 ✧ SEUNGJIN
FanfictionHyunjin leidet schon seit Jahren an Schlafproblemen und ist des öfteren aus diesem Grund schlecht gelaunt. Es gibt keinen Tag, an dem er sich nicht unverstanden fühlt. Aber als Seungmin in seine Parallelklasse kommt und sich mit diesem anfreundet...