siedemnaście

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Autophobie ist die Angst, die ein Mensch haben kann, vor dem Alleinsein. Sie bezeichnet die panische Furcht von der Gesellschaft als unwichtig angesehen zu werden, zugleich vergessen zu werden. Solche Menschen erleben ständige Verlustängste und oft mangelt es ihnen an Selbstwertgefühl, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Geprägt ist die Angststörung durch Zwangsgedanken, Sehnsucht nach persönlichen Kontakt und Panikattacken. Es kommt nicht selten vor, dass sich daraus eine Depression entwickelt. Erkrankte Personen sehnen sich nach Freundschaft, das Gefühl gebraucht zu werden und mit ihren Mitmenschen etwas unternehmen zu wollen. Soziale Ablehnung fordert die Angststörung bis hin zu einer Panikattacke. Diese Menschen sehnen sich nach ständiger Aufmerksamkeit, sowie nach ständigen Liebesbeweisen. 

Diese Phobie kann durch einen schwerwiegenden Verlust oder durch Vernachlässigung der Erziehungsberechtigten ausgelöst werden.

Ich musste schlucken, als ich mir den Artikel durchlas. Natürlich wusste ich, dass es Menschen gab, die nicht allein sein konnten, doch dass das Ganze einen Namen hatte und Seungmin scheinbar nicht der Einzige war, dem es so erging, überraschte mich wirklich. Eigentlich dachte ich, dass der Brillenträger nur sensibel und anhänglich war. Doch dass es eine Angststörung war, mit dem er sich durch sein Leben kämpfen musste, ließ mich im Nachhinein in Mitleid gegenüber ihn schwelgen.

Am Vormittag war der Jüngere nach Hause gegangen und ich hatte ihm angeboten, dass ich ihn begleiten würde. Ihm war es total unangenehm gewesen, letzten Endes hatte er mein Angebot doch dankend angenommen. Und den ganzen Weg über hatte ich es im Hinterkopf gehabt, dass ich danach recherchieren wollte, was sein Verhalten auf sich hatte. Nicht, weil ich ihm das nicht glaubte, sondern weil ich ihn ein bisschen mehr verstehen wollte. Die ganze Zeit hatte ich nichts mitbekommen und in dieser einen Nacht hatte ich eine völlig andere Seite von ihm kennengelernt, die mich selbst überforderte. Normalerweise war ich sogar recht gern allein und tankte dadurch meine Energie. Nur wie musste Seungmins Leben aussehen, wenn er gar nie allein sein konnte, weil er dadurch Panik bekam? - Ich könnte selbst damit nicht umgehen. Zu mindestens konnte ich es mir nicht vorstellen, wie es sein würde, mein Leben Hand in Hand mit so einer Angst gehen zu müssen.

Ob jemand von den anderen darüber wusste? Bestimmt nicht. Nicht einmal Jisung, mit dem er in einer Klasse war, konnte ich es zutrauen. Doch Minho musste er schon länger kennen und vielleicht wusste er etwas darüber. Letztlich konnte es mir auch ziemlich egal sein. Immerhin war es seine Entscheidung, wem er etwas sagte. Und wenn er meinte sich mir anzuvertrauen, konnte ich darüber glücklich sein. Immerhin war es für niemanden einfach sich zu öffnen, um über seine Gefühle und Gedanken zu sprechen. Oder ich war einfach nur so inkompetent darin, meine Gefühle auf den offenen Tisch zu legen.

Aus meinen Gedanken wurde ich gerüttelt, als meine Mutter den Kopf durch den Türspalt steckte und mit einem Lächeln meinte: "Hyunjin Schatz, draußen ist Yongbok und wollte fragen, ob du Zeit hast." Ich nickte ihr zu, um ihr verstehen zu geben, dass ich damit einverstanden war. Wenige Minuten später betrat er dann auch mein Zimmer und sah mich auffordernd an. Das Einzige, was ich erwidert, war ein verwirrter Blick. Schließlich wusste ich nicht, was er von mir wollte.

"Was?"
"Was ist zwischen dir und Seungmin?", kam er direkt zum Thema. Sofort kam mir die Aussage des Rothaarigen in den Sinn und ich war mir ziemlich sicher, dass er und die anderen Junge seine Aussage geschluckt hatten. Immerhin konnte ich es ihnen nicht verübeln. Oftmals verbrachte ich meine Pause mit ihm und er hatte gestern hier übernachtet. Allgemein verbrachte ich mit Seungmin in letzter Zeit mehr meine freie Zeit, als mit Felix oder irgendjemanden anderen.

"Auch wenn du es mir nicht glauben wirst, aber zwischen uns ist nichts."
"Wieso rieche ich, dass du mich anlügst?", grinste der Jüngere breit. Er glaubte tatsächlich, dass ich nicht die Wahrheit sagte, was mich selbst irgendwie zum Lachen brachte und mich gleichzeitig unglaubwürdig wirken ließ. Nicht, dass das mein Ziel war, aber ich wusste von Anfang an, dass mich alle nur noch mehr nerven würden, wenn ich es verneinte. Dennoch wollte ich ehrlich sein, auch wenn meine Freunde wie kleine Kinder waren, die daran Spaß hatten einen zu ärgern und dabei vollkommen übertrieben. Vielleicht sollten wir demnächst doch ein bisschen besser darüber nachdenken, was wir den anderen zum Fraß vorwarfen. Nicht, dass uns dies am Ende doch zum Verhängnis werden würden.

𝗜𝗻𝘀𝗼𝗺𝗻𝗶𝗮 ✧ SEUNGJIN Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt