dziesięć

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"Was ist denn passiert?", wollte meine Mutter wissen, als ich vor der verschlossenen Badtür stand. Ich zuckte mit meinen Schultern und hörte, wie Seungmin in dem kleinen Zimmer schniefte. Die Welt verstand ich nicht mehr. Wie konnte es denn so schnell derartig ausarten?

"Seungmin, mach bitte die Tür auf...", klopfte ich gegen das Holz und drückte dir Klinke herunter. Noch immer war sie verschlossen und in mir staute sich die Wut gegen mich selbst an, obwohl ich nicht einmal wusste, was ich falsch gemacht hatte. Ich war sauer auf mich. Kaum hatte ich jemanden gefunden, der mir nicht die ganze Zeit auf die Nerven ging, schon verschreckte ich diese Person. Ich war einfach nur ein totaler Idiot.

"Hyunjin, lass ihn sich beruhigen. Bestimmt brauch er einfach nur Zeit.", schlug meine Mutter vor. Ich wollte von der Tür ablassen, wie sie es vorschlug, doch dann hörte ich, dass seine Schluchzer noch lauter wurden, sodass es selbst meine Mutter hörte, was sie ebenso besorgte, wie mich. Seungmin wollte anscheinend uns oder jedenfalls mir sagen, dass er genau das Gegenteil wollte, was meine Mutter vorschlug. Als wollte er mir damit andeuten, dass ich bei ihm bleiben sollte. Das verunsicherte mich, da ich noch nie jemanden getroffen hatte, der derartig reagierte, dass ich zum ersten Mal über meine unlustigen Witze und mein Verhalten nachdachte, was mir sonst relativ egal war. Es war das erste Mal, dass ich überhaupt über meine Worte nachdachte. Bisher hatte jeder meine Stimmungsschwankungen hingenommen, gab mir sogar konter, wenn ich zu grob war, aber noch nie hatte ich jemanden zum weinen gebracht. Ich machte andere wütend, aber nie traurig.

"Ich hab das nicht so gemeint. Ich sage oft ziemlich dumme Sachen, die ich nicht ernst meine. Das hast du doch gemerkt, als wir uns zum ersten Mal gesehen haben.", versuchte ich mein Glück weiter und hörte wie meine Mutter langsam wieder zurück ins Wohnzimmer ging. Scheinbar bemerkte sie, dass es nur eine Sache zwischen uns beiden war und sie eher Fehl am Platz war.

"Ihr lasst mich am Ende alle allein.", konnte ich es leise durch das Holz hören, was mich wunderte. Ich verstand nicht, wie er jetzt darauf kam. Immerhin sagte ich nur, dass ich unsere Freundschaft überdachte. Doch ich hatte nicht gesagt, dass ich ihn allein ließ. Im Grunde genommen war es schon das Gleiche, nur anders formuliert. Völlig anders formuliert. Völlig aus den Kontext gerissen. Daher verstand ich seinen Gedankengang nicht so ganz.

"Ich lass dich nicht allein, versprochen Seungmin." Dann ließ sein Jammern nach, wenig später wurde der Schlüssel im Schloss umgedreht und schon sah ich, wie der Rotschopf vor mir mit gesenkten Haupt stand. Seine Schultern hingen. Und auch seine Aura war alles andere als positiv, wie vor wenigen Minuten zuvor, als wir uns noch über meine Mutter unterhielten. Ich sah, wie sehr ihn scheinbar meine Worte mitnahmen.

"Es tut mir leid, dass ich das gesagt habe. Ich werde demnächst mehr nachdenken, was ich sage, okay?" Er nickte nur und setzte seine Brille ab, um sich seine Tränen mit seinem Ärmel wegzuwischen. Seungmin war wohl wirklich sensibel und jedes Wort, welches man ihm gab, musste wohl überlegt sein. Sonst verletzt man ihn und gerade das machte ihn für mich so besonders. Ich hatte das Bedürfnis, ihn beschützen zu wollen und genauso wollte ich wissen, was der Grund war, wieso er so war, wie er war. Er war anders als viele meiner Freunde.

"Mach dir keine Sorgen.", meinte er nur und schlürfte wieder in mein Zimmer. Leicht verwirrt verfolgten meine Augen den Jüngeren, ehe ich mich aus meiner Starre befreite und ich dann auch in mein Zimmer ging. Er hatte sich auf mein Bett gesetzt und betrachtete seine Hände, was ihn dadurch ziemlich süß wirken ließ. Als wäre er ein kleines Kind, was das erste Mal bei Fremden war und Zeit brauchte, um aufzutauen. Doch ich war für ihn kein Fremder mehr. Wir waren eigentlich dabei uns anzufreunden.

"Ich habe das öfter.", gestand er und ich legte meinen Kopf schief.
"Wieso?" Mal wieder war ich viel zu neugierig, das war mir klar. Und eigentlich sollte ich ihn auch nicht dazu drängen, mir etwas zu erzählen.

"Was ist, wenn ich das nicht sagen möchte?"

𝗜𝗻𝘀𝗼𝗺𝗻𝗶𝗮 ✧ SEUNGJIN Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt