I Kapitel 5 I

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Nachdem wir uns von Enzo und Romina verabschiedet haben und sie in die jeweils andere Richtung abgebogen sind fuhr ich neben meinem Bruder her. Viel ist heute Abend nicht mehr passiert, weil Xavier und seine Anhängsel zum Glück nicht mehr aufgetaucht sind. Somit hat unser ganzer Club die restlichen Stunden genutzt um über morgen oder wie immer über Motorräder zu sprechen. 

Gegen 22:00 Uhr stellten wir unsere Maschinen sicher in der Garage ab und liefen durch die Tür in unsere Küche. 

"Na, wie wars?", ertönte die liebevolle Stimme unserer Mutter und sie sah uns durch müde Augen an. Sie trug eine Jeans und eine Bluse, ihre Schulterlangen Blonden Haare hatte sie zu einem Zopf hochgebunden und sah damit ein wenig aus wie ich. Meine grünen Augen hatte ich auf jedenfall von ihr geerbt. Sammy hingegen sah soweit ich weiß aus, wie unser Vater, was er selbst am liebsten verdrängen würde. Er hatte blond Braune Haare und blaue Augen anstatt das Naturgrün, das meine Mum und ich hatten.

"Interessant, wie immer", lächelte mein Bruder und gab meiner Mutter einen Kuss auf die Wange. Ich umarmte die zierliche Frau vor mir und war wie jeden Abend froh, dass sie unversehrt nach Hause gekommen ist. 

"Wie war die Arbeit?", flüsterte ich an ihre Bluse und spürte kurz darauf ihre Hand, die durch meine Haare strich. Ich genoss ihre Berührung und seufzte zufrieden auf. 

"Interessant und anstrengend, wie immer", lachte sie leise und langsam löste ich mich wieder von ihr. Sie arbeitet schon seit einigen Jahren bei der Polizei und ich bangte jeden Tag, ob sie wieder nach Hause kommen würde. Amerika ist beschissen was manche Menschen angeht. Viele sind unberechenbar und jeden Tag passieren Schlimme dinge, weshalb die Angst bestand, dass meiner Mum etwas passieren könnte.

"Geh lieber schlafen, du siehst Müde aus", lächelte ich und sie nickte sofort. Kurz darauf verschwand sie oben im Badezimmer. Ich war wirklich froh, dass unsere Mutter sich so viel mühe dafür gab, damit es uns gut geht. Mein Vater hat uns für eine andere verlassen als ich ein Jahr und Sammy 3 Jahre alt war und somit habe ich absolut keine Ahnung wie er aussieht. 

Mit schweren Schritten lief ich in mein Zimmer und befreite mich mühsam aus meiner Kleidung, die ich in meinem Schrank verstaute. Meine Leggings zog ich ebenfalls aus, indem ich sie verkehrt herum von meinen Beinen strampel. Leggings ausziehen ist wirklich eine Kunst.

Nachdem meine Mutter aus dem Badezimmer lief ging ich hinein, schminkte mich ab, kämmte meine Haare und zog mir etwas zum schlafen an, was aus einer kurzen Stoffhose und einem Top bestand. Kurz darauf fand ich mich in meinem großen Boxspringbett wieder und kuschelte mich in meine dünne Decke. 

Es war mal wieder viel zu heiß in meinem Zimmer um in einer normalen Bettdecke zu schlafen, weshalb ich die beiden Fenster in meinem Zimmer aufriss und hoffte, dass es heute Nacht etwas abkühlt. Solange musste aber mein heiß geliebter Ventilator her halten, der mir kühle Luft entgegen blies.

***

"Viel Spaß bei der Arbeit", verabschiedete ich mich von meiner Mutter und stellte eine große Tasse unter unsere Kaffeemaschine. Mit einem Knopfdruck füllte sich meine Tasse mit der wertvollen Flüssigkeit und danach kippte ich einen ordentlichen Schuss Milch hinzu, damit es nicht zu stark nach Kaffee schmeckte.

"Danke. Pass heute Abend gut auf deinen Bruder auf", zwinkerte sie mir zu und verschwand dann in der Garage um mit dem Mini davon zu fahren.

Mein Plan für heute ist erstmal wach zu werden und dann muss ich später auf jedenfall noch mein Motocross waschen, denn nach gestern sieht dies nun nicht mehr so sauber aus. Sammy sprintete die Treppe runter und riss die Haustür auf. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht geklingelt hat, weshalb ich ihn verwirrt ansah. 

Mit meine Kaffee in der Hand und meiner kurzen Schlafhose sowie meinem Schlaftop stand ich nun da, als plötzlich ein braunhaariger Junge in den Flur kam, der niemand geringeres war als Enzo.

"Morgen, Minnie Mouse", begrüßte er mich belustigt und ich sah runter auf meinem Top. Ja und? Da war Minnie Mouse drauf verurteilt mich nicht. 

"Jetzt muss ich deine Visage schon so früh am morgen sehen. Könnte mir schöneres vorstellen", beschwerte ich mich bei ihm und schnaufte auf. 

"Saphira, sei mal ein bisschen netter zu Enzo, er hat dir nichts getan", motzte Sam mit mir und nun sah ich belustigt aus.

"Nur über meine Leiche", war meine Antwort darauf und öffnete dabei den grauen Edelstahl Kühlschrank, an dem Kinderbilder und Postkarten mit bunten Magneten hingen. Auf dem einen Bild war mein jüngeres ich mit Mum und Sammy vor dem Hollywood Zeichen zu sehen. Das war der einzige Urlaub, den wir jemals gemacht hatten, da wir uns sowas nicht öfter leisten könnten.

"Mach uns auch mal was zu essen", befahl mir mein Bruder und lachend schüttelte ich den Kopf. 

"Wie alt bist du? Du kannst dir wohl alleine ein Toast schmieren. Immerhin bin ich nicht dein Haushaltsmädchen"

"Schade eigentlich", antwortete Enzo für ihn und sauer warf ich ihm einen Blick über meine Schulter zu. Langsam fühlte ich mich doch sehr unwohl in meiner Kurzen Stoffhose, die nicht gerade viel meiner nackten Haut bedeckt, von meinem Top mal ganz zu schweigen. 

Ich lief also die Treppe nach oben und zog mir eine kurze Jeanshose an und ein graues, enges T-Shirt. Danach fand ich mich in der Küche wieder und schmierte mir ein Marmeladen Toast, während die Jungs immer noch hofften, dass es für sie sei. Als ich fertig war drehte ich mich zu den beiden um und Biss dann erst in das eine und dann in das andere Toast. 

Die Miene von meinem Bruder versteinerte sich wütend und Enzo zog nur einen Mundwinkeln nach oben. Der findet das scheinbar sehr lustig. 

"Du bist unaustehlich Schwesterherz", entkam es Sammy und somit löste ich meinen Blick von Enzo um den Jungen daneben anzusehen. 

"Und ihr seid scheinbar nicht alt genug ein Toast aus der Tüte zu nehmen, es in den Toaster zu stecken und den Hebel an der Seite runterzudrücken. Das schafft auch ihr mit eurem Mini Bizeps, so schwer ist das nicht", lächelte ich zuckersüß und Sammy stand auf. 

"Komm her du Schlange!", schrie mein Bruder und ich rannte lachend ins Wohnzimmer um dort meine Runden um dem Wohnzimmertisch zu ziehen, damit er mich nicht fing. Kurz darauf änderte er die Richtung, sodass ich direkt in seine Arme rannte. Lachend hob er mich hoch und trug mich wieder in die Küche.

"Du Arsch! Ich mach euch kein essen", motzte ich und trommelte auf seinem Rücken rum.

"Kein Problem, habe ich schon getan während ihr euch gekloppt habt", kam es von Enzo der zwei Teller mit Sandwiches gemacht hatte. Dazu hatte er zwei Proteinshakes fertiggemacht und empört sah ich ihn an. Dieser Typ treibt mich in den Wahnsinn. Das ist gefühlt ein 3 Sterne Menü und gestern hatte er sich angestellt Kartoffeln klein zu schneiden.

Sammy ließ mich runter und bockig musterte ich den braunhaarigen Type vor mir der meinem Bruder grinsend einen Teller hinhielt. Provokativ steckte er sich eine Möhre in den Mund und sah mir dabei in die Augen. Ich hoffe für ihn, dass das jetzt keine Perverse Anspielung war, denn das wäre mehr als unangebracht. Angeekelt verzog ich das Gesicht und lief  ohne ein weiteres Wort nach oben ins Badezimmer um Zähne zu putzen.

In meinem Schlafzimmer begab ich mich dann an meinen Schminktisch und trug ein dezentes Make Up auf. Das Enzo mich schon des öfteren Ungeschminkt gesehen hat, störte mich ganz und garnicht, immerhin tauchte er ständig unangekündigt bei uns auf von daher müsste ich dann 24/7 mit Schminke rumlaufen und in Schminke schlafen hatte ich jetzt nicht vor. 

Meine Haare bürstete ich gründlich durch und nahm dann jeweils links und rechts eine Partie Strähnen und klemmte diese hinten mit einer weißen Spange fest. Zum Schluss nahm ich mir meine Beats Kopfhörer, drehte die Musik auf und lief in die Garage um mein Motocross zu putzen.

𝐕𝐞𝐫𝐛𝐨𝐭𝐞𝐧𝐞 𝐋𝐢𝐞𝐛𝐞 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt