I Kapitel 10 I

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"Deine Regeln?", hakte ich nach und er nickte, als wäre dies selbstverständlich. Einerseits hatte ich fast keine andere Wahl, seine Hilfe anzunehmen, denn immerhin, war er derjenige, der diese Strecke mit am besten konnte. Andererseits kratzte es ein ganz kleines bisschen an meinem Ego mit meinem Ex Crush Zeit zu verbringen. 

"Du heulst nicht direkt rum, wenn es nicht klappt. Du hörst auf das was ich sage. Und wir treffen uns die ganzen nächsten Tage um das zu üben", zählte er seine Regeln auf und stirnrunzelnd ging ich alles noch einmal im Kopf durch. 

"Was willst du dafür?", meinte ich nur trocken und sah ihn an. Irgendwo müsste es einen Haken geben, denn er bietet mir bestimmt nicht freiwillig und ohne Gegenleistung seine Hilfe an.

"Nichts", antwortete er mir dann nur und zögernd hielt ich ihm meine Hand hin, die er dann kurz nahm und schüttelte.

"Bin jeden Tag um 17 Uhr hier", teilte ich ihm mit, setzte meinen Helm auf und verstaute meine Airpods sicher in der Reißverschlusstasche meiner Jacke. Danach schwang ich mein Bein über das Motocross und musterte ihn.

"Fangen wir an", teilte ich ihm mit und war mehr als bereit mit seinen Tipps Xavier am Freitag fertig zu machen.

"Wenn du vom Berg runter kommst, darfst du dein Gewicht nicht in die Maschine drücken. Du kommst zu hart auf und stößt damit gegen die kleinen Sandhaufen", erklärte er als erstes und seine Worte ergaben für mich nicht wirklich Sinn.

"Wohin denn sonst mit meinem Gewicht, ich kann es schlecht kurz abschnallen und wegstellen", meinte ich nur und sah, wie er seine Augen rollte. 

"Du drückst dein Gewicht in das Bike, wenn du an der Spitze vom Berg bist?", fuhr er unbeirrt weiter fort. Auf seine Frage hin nickte ich nur.

"Gut, dann probier mal aus, dass du unten vom Berg dich wieder etwas erhebst und mit deinem Motocross die ersten Hügel überspringst. Du versuchst praktisch dein Gewicht wieder weg zu nehmen, damit du leichter darüber kommst", erklärte er und mit hoch gezogenen Augenbrauen sah ich ihn an. Der will mich doch komplett verarschen. 

"Das soll ich bis Freitag können?", lachte ich verzweifelt und er fing an zu grinsen.

"Das ist der Anfang, wie du danach über die Hügel kommst, erkläre ich erst später"

Mit einem Schnaufen startete ich den Motor und er tat es mir gleich. 

"Ich fahre neben dir her, kannst ja mal beobachten, wie ich das mache"

Nickend fuhren wir zeitgleich los und ohne Probleme kam ich den Berg hoch. Oben angekommen verlagerte ich mein Gewicht wieder auf das Bike und fuhr dann nach unten. Dort angekommen, versuchte ich wie er verlangt hatte mein Gewicht anzuheben und über die ersten Hügel zu springen, was für mein erstes mal nicht schlecht klappte. Danach hielt ich am Rand an um zu sehen, wie Enzo es machte.

Nach einigen Sekunden kam er dann auch und fuhr gekonnte zwischen den vielen Hügeln entlang. Stirnrunzelnd beobachtete ich dies und dachte nach, ob das schon alles wäre. Zusammen fuhren wir wieder zur Zielgeraden und er musterte mich.

"Nicht schlecht fürs erste mal", lobte er mich und innerlich fing ich stolz an zu grinsen.

"Du bist danach nur ausgewichen", stellte ich fest und schaute in sein empörtes Gesicht.

"Nur ausgewichen? Du musst dir genau im Kopf einprägen, wie die Hügel stehen und dir genau überlegen um welche du herum fahren kannst. Wenn du die falschen nimmst, verschwendest du wertvolle Zeit oder verlierst zu viel an Tempo, was dir Freitag den Sieg kosten könnte", erklärte er und nickend zeigte ich ihm, dass ich verstanden habe.

"Wir werden das jetzt jeden Tag üben. Du kannst froh sein, dass du beim Hügel gut hinauf kommst. Geh alles nochmal heute Nacht im Kopf durch und wir sehen uns dann morgen"

"Alles klar", Antwortete ich und sah zu, wie er vom Platz fuhr und verschwand. Na Super, jetzt muss ich ihn jeden Tag sehen, das hat mir gerade noch gefehlt.

Mit seinen Worten im Hinterkopf fuhr ich dann auch nach Hause und stellte Sammys Bike sicher in der Garage ab. Meine Sachen verstaute ich in meinem Zimmer und rief dann in den Flur, dass ich wieder da sei. 

Meine Mum war immer noch arbeiten, weshalb ich mir etwas frisches Anzog um den Einkauf für sie zu tätigen, damit sie nicht noch mehr Stress hatte. Zögernd klopfte ich an Sammys Tür und öffnete diese kurz darauf.

"Möchtest du mitkommen Einkaufen?", fragte ich und sah, wie er wieder am zocken war. Mit Headset auf dem Kopf starrte er auf den Bildschirm und sprach mit jemanden.

"Enzo warte mal kurz, Saphira steht in der Tür", nun glitt sein Blick zu mir und mir wurde bewusst, dass er Enzo an der anderen Leitung hatte.

"Er ist gerade erst von seiner Oma wieder da", schmollte er los und ich stemmte die Hände in die Seite. Oma also.

"Wie lange zockst du schon?", fragte ich und er sah auf die Uhr.

"Erst 6 Stunden", antwortete er, ich schnaufte auf und lief auf ihn zu, um sein Headset zu nehmen.

"Sammy kann jetzt nicht, er kommt mit Einkaufen", teilte ich Enzo mit und machte dann den Fernseher aus. Kurz darauf öffnete ich seine Gardinen und die Fenster.

"Los jetzt, danach könnt ihr wieder zocken", bestimmte ich und er stand mühsam aus seinem Sitzsack auf.

"Du bist so eine Spielverderberin", motzte er und zog sich eine Jeans und ein T-Shirt an. Zufrieden sah ich ihm dabei zu und lief dann runter um meine Jacke und meine Schuhe anzuziehen. Zusammen liefen wir in die Garage und holten sein Motorrad raus, auf dem er mich zum Glück mitnehmen kann. Wir setzten unsere Helme auf und fuhren über den High Way zum nächsten Supermarkt. 

Dort angekommen parkte er bei den Fahrrädern und stieg mit mir zusammen ab. Motiviert lief ich in den Supermarkt und schnappte mir einen blauen Korb, den ich hin und her schwang. 

"Was brauchen wir denn alles?", kam es von ihm und ich las die Einkaufsliste vor, damit wir nichts vergaßen. An der Kasse zahlte ich und Sammy packte währenddessen die Lebensmittel in Papiertüten. In seinem Motorrad klappte er den Sitz hoch und verstaute die Einkäufe in dem kleinen Raum. 

Zusammen begaben wir uns dann auf den Rückweg. In der Küche räumte ich die Lebensmittel weg und musste zusehen, wie Sammy wieder nach oben verschwand.

"Ich weiß garnicht, wieso ihr immer zocken müsst. So viel Spaß kann das ja nicht bringen wenn man immer wieder das selbe spielt", rief ich zu ihm hoch und er trampelte die Treppe wieder runter. Er griff mein Handgelenk und zog mich mit nach oben.

"Setzen!", befahl er mir und zeigte auf den zweiten Sitzsack in dem sonst Enzo saß. In der Zeit startete er das Spiel und rief seinen Kumpel an.

"Du musst das Headset aufsetzen", meinte er zu mir, als wäre das was selbstverständliches und irritiert zog ich es auf meinen Kopf.

"Hast du das Einkaufen überstanden?", lachte eine bekannte Stimme auf der anderen Seite.

"Saphira spielt mit. Also sag jetzt nichts falsches", teilte mein Bruder Enzo sofort mit, sodass ich ihm einen bösen Blick zu warf. Verwirrt musterte ich danach den Controller in meiner Hand und drückte ein paar Knöpfe.

"Nichts drücken! Ich muss das erst einstellen", schimpfte Sammy mit mir und ich entschuldigte mich, weshalb von der anderen Seite ein lachen kam.

"Was ist das Ziel des Spiels?", hakte ich nach und musterte den düsteren Bildschirm, auf dem plötzlich eine Frau und ein Mann mit Waffen erschienen. 

"Gibt es irgendwie nicht wirklich", meinte Sam.

"Du musst jetzt deine Waffe aussuchen und kannst deinen Skin noch ein wenig verändern", erklärte er weiter. Mit der Pfeiltaste wechselte ich die Klamotten und konnte mich dann nicht entscheiden, weil zwei Outfits ganz cool aussahen.

"Wird das heute noch was?", meinte Enzo und stöhnte dann in mein Ohr.

"Hör auf so rum zu stöhnen ich kann mich zwischen zwei Outfits nicht entscheiden", rechtfertigte ich mich, was ihm noch ein lauteres Stöhnen entlockt.

𝐕𝐞𝐫𝐛𝐨𝐭𝐞𝐧𝐞 𝐋𝐢𝐞𝐛𝐞 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt