Es war nun Dienstag und ich stand um punkt 17:00 Uhr unten auf der Piste um auf Enzo zu warten. Dieser ist kein großer Fan von Pünktlichkeit, weshalb ich schon einmal ohne ihn anfing zu üben. Die zwei Runden, die ich ohne ihn schaffte, liefen ziemlich gut und sorgten dafür, dass ich nicht die nächsten Minuten vor Frustration gegen Sammys Motocross trat.
Nach einigen Minuten bemerkte ich dann das Motocross von Enzo auf mich zu fahren und dieser kam vor mir zum stehen.
"Du bist ganze 15 Minuten zu spät", wies ich ihn darauf hin und er zog seinen Helm ab.
"War noch bei einem Weib, wir hatten noch was zu tun, wenn du weißt, was ich meine", grinste er und ich schnappte nach Luft.
"Das ist so eklig, Enzo", schnaufte ich auf und ignorierte, dass es mir einen kleinen Schmerz im Herzbereich versetzte. Saphira, das Thema ist durch, hör auf darüber nach zu denken.
"Das ist alles andere als eklig", lachte er auf und setzte dann den Helm wieder auf. Kopfschüttelnd sah ich ihm dabei zu.
"Wie läufts?", hakte er nach.
"Eigentlich ganz gut", meinte ich schulterzuckend.
"Ganz gut ist nicht gut genug", antwortete er nur und musterte mich, wie ich auf Sammy Bike saß und ihn ansah.
"Lass uns fahren, damit du dir das ausweichen der Hügel einprägen kannst"
Ich nickte und fuhr dann wieder los, über den Berg und durch die Hügel hindurch. Nachdem wir einige Runden geschafft haben und ich total aus der Puste war, hielt ich an der Startlinie und entfernte meinen Helm um wieder richtig Luft holen zu können.
Meine Haare hingen wild auf meinem Kopf, weshalb ich einmal durch sie hindurch wuschelte, um sie zu richten.
"Schon aus der Puste?", neckte mich dann der Braunhaarige neben mir und zog einen Mundwinkel hoch. Seinen Helm hatte er in seiner Rechten Hand und stütze sich mit dem rechten Bein auf dem Boden ab, um nicht mit dem Motocross um zu kippen.
"Ich bin auch schon einige Minuten länger hier", lachte ich und versuchte meine Atmung zu kontrollieren.
"Klappt aber alles tatsächlich schon sehr gut, ich denke wenn du weiter übst, dann schaffst du das", versicherte er mir und ich nickte bloß. Wieso machen sich alle solche Gedanken über Samstag? Mich selber interessiert das nicht wirklich, immerhin trete ich nicht gegen einen Mafia Boss an oder gegen den aller besten Motocross Fahrer auf der Welt.
"Ihr übertreibt alle maßlos", meinte ich und stieg von meinem Bike um es abzustellen.
"Es geht hier um Xavier, Saphira du bemerkst den ernst der Lage nicht", sprach er nun und stellte sein Motocross ebenfalls ab.
"Ernst der Lage?", lachte ich auf und sah ihn dabei an.
"Er ist ein Bastard, ja, aber ich werde am Freitag nicht auf Leben oder Tod gegen ihn boxen", versicherte ich ihm und stemmte die Arme in meine Seite.
"Der Typ hat Dreck am Stecken, das weiß doch jeder. Du musst aufpassen, wenn du das am Freitag gewinnst, dann kann es sein, dass er dir dein Leben schwer machen wird", erklärte er mir und ein hauch Besorgnis schwang in seiner Stimme mit.
"Er hat den Deal vorgeschlagen also muss er davon ausgehen, dass er verlieren könnte", meinte ich nur und Enzo kam auf mich zu.
"Davon geht er aber nicht aus!", hauchte er und sein Atem ging ebenso hektisch wie meiner.
"Tja, Pech", zuckte ich mit den Schultern und ignorierte seinen Blick auf mir.
"Ich hoffe für dich, dass du gewinnst", meinte er nur noch und fuhr dann wieder einige Runden über die Strecke. Ich hoffe auch, dass ich gewinne. Einfach weil ich dann Xaviers Motorrad fahren darf.
Bis 19:00 Uhr fuhren wir immer wieder im Kreis und ich muss sagen, ich wurde zum Glück immer besser und schneller bei den kleinen Hügeln, weshalb wir das Training für heute auch beendeten.
Zuhause angekommen machte ich das Abendessen wieder warm, damit wir gleich essen konnten, wenn unsere Mutter wieder da war. Sammy hatte den ganzen Tag wieder nur den Bildschirm angesehen und ich bin mir ziemlich sicher, dass seine Augen mittlerweile viereckig waren.
"Wie wars?", fragte mich mein Bruder.
"Es wird besser", lächelte ich ihm zu und sah, wie er tief einatmete.
"Du sag mal, Sammy? Machst du dir sorgen, dass was passieren könnte?", hakte ich vorsichtig nach, da ich wusste, dass er nicht der Typ Mensch war, der gerne über seine Sorgen sprach.
"Vielleicht ein bisschen", meinte er und zeigte eine kleine Lücke zwischen Zeigefinger und Daumen. Grinsend umarmte ich ihn und er piekste mir in die Seite, weshalb ich aufzuckte.
"Ich weiß aber auch, dass du ziemlich gut fahren kannst, deshalb weiß ich, dass du das schaffen wirst", fügte er noch hinzu, was mich wirklich stolz machte, dass er so viel vertrauen in mich setzte.
"Oh wie toll, Familien Kuscheln", hörte ich nun meine Mutter und kurz darauf zwei Arme, die sich um mich und meinen Bruder schlangen.
"Hey Mum", begrüßte ich sie lachend und Sammy zappelte wild rum.
"Okay, zu viel Liebe, das reicht jetzt", meinte er und versuchte sich aus der Umarmung zu schälen, aber ich hielt ihn noch fester an mich gedrückt.
"Scheiße, seit wann bist du so stark geworden", motzte er und meine Mutter fing an zu lachen.
"Deine Schwester war schon immer stärker als du", verteidigte sie mich und mein grinsen wurde breiter.
"Echt so! Mein Bizeps ist viel größer als deiner", kicherte ich und kurz darauf lösten wir das Familien Kuscheln auf.
"Jetzt habe ich aber einen großen Hunger", lächelte meine Mutter zufrieden und setzte sich an den Tisch, was Sammy und ich ihr gleich taten.
***
Kurz bevor ich mich in mein Bett legen wollte, vibrierte mein Handy, weshalb ich drauf sah und die Nachricht meiner besten Freundin öffnete.
Romina:
Mein Bruder hat mir gerade erzählt, dass der Schuppen deutlich beschädigt ist und er was daraus gehört hat.Dieser mieser Wichser. Ich habe den Schuppen extra abschließen lassen aber ich habe nicht bedacht, dass ihn sowas abhalten würde.
Saphira:
Zieh dir was an, wir fahren hin!Nachdem ich die Nachricht abgesendet hatte, zog ich mir schnell meine Sachen wieder an und schnappte mir den Schlüssel von Sammy Motocross. Ich musste nur wenige Minuten auf Romina warten, bevor sie vor meinem Haus stand und wir gemeinsam zur Strecke fuhren.
Dort angekommen, stellten wir unsere Bikes etwas Abseits ab und liefen dann zum Schuppen, neben dem eine Eisenstange lag.
"Ich bringe diesen Bastard um, Romina", knurrte ich wütend und hinter uns knackte ein Ast, weshalb ich mich schnell umdrehte. Es war bereits 22:00 Uhr und hier im Wald somit schon fast stock dunkel.
"Saphira, Liebling", ertönte die Stimme von Xavier und ich unterdrückte einen Brechreiz.
"Willst du hier etwa an meinem Motocross rum schrauben? Das wäre gegen die Regeln", wies er mich darauf hin und mir platzte bei seiner Überheblichen Art der Kragen.
"Halt meine Ohrringe!", meinte ich nur zu Romina und fing an meine Schmuck ab zu legen.
"Bist du verrückt geworden?", quickte sie und boxte mir gegen den Arm.
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𝐕𝐞𝐫𝐛𝐨𝐭𝐞𝐧𝐞 𝐋𝐢𝐞𝐛𝐞 ✔
RomanceSeien wir mal ehrlich. Alles was verboten ist macht mit Abstand am meisten Spaß. Somit ist das Verlangen nach etwas, was man nicht haben kann am größten. Und wie sieht es aus, wenn man auch noch einen großen Bruder hat, der das alles nicht absegnen...