Kapitel 25

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Ich ging im März auch für drei Wochen in die Klinik. Sie lag in Garmisch-Patenkirchen unten in Bayern. Als ich dort ankam lag Schnee mindestens bis zu den Knien. Deswegen hatte meine Bahn auch über zwei Stunden Verspätungen. Typisch Deutsche Bahn! Kann das Wetter ja nicht vorhersehen.

Endlich war ich da und wurde von Schwester Bianca herum geführt. Die Klinik war so riesig. Ich wusste nicht wie ich mich jemals hier zurecht finden soll. Meine Zimmernachbarin hieß Merle und war schon seit einer Woche hier. Sie war total nett und wir unterhielten uns noch am ersten Abend ziemlich lange.

"So meine Lieben, in zehn Minuten gibt es Frühstück. Also werdet langsam wach!", kam am nächsten Morgen die Durchsage um 7:20 Uhr. Ich stöhnte und kuschelte mich noch tiefer in die Decke. Langsam wurde auch Merle wach und stolperte ins Bad. Ich stand auch auf und zog mich an. Zum Waschen war nicht genug Zeit, den zehn Minuten später kam schon die nächste Durchsage.

"Frühstück ist fertig! Kommt ihr bitte alle und vergesst eure Wärmen und grünen Pläne nicht. Außer Valerie, die wartet bitte bis zur Blutabnahme mit dem Essen."

Merle kam aus dem Bad und ich ließ mich wieder auf mein Bett fallen.

"Soll ich deine Wärme mitnehmen?", fragte sie mich, ich nickte und gab ihr meine jetzt kalte Wärmflasche.

Ich wurde gewogen und gemessen. Außerdem wurde mir noch Blut abgenommen.

Dann bekam ich meine Termine, außerdem musste ich noch zur Schule. Ich hatte ziemlich keinen Bock, aber ich gliederte mich schnell ein und Merle stellte mir ihre Freunde vor. Lea-Marie, Britta und Sarah. Sie waren alle voll cool und auch total übertrieben. Wir waren alle krank, aber hatten Spaß. Die Jungs rissen Witze über unsere Krankheit und wir lernten zusammen damit umzugehen. Hier fand man Freunde fürs Leben, doch irgendwie vermisste ich Karlotta schon. Ich bekam Anti-Depresiva und Rheuma-Tabletten, da man noch nicht ganz ausschließen konnte, dass ich kein Rheuma hätte. Die Psychologin fand heraus, dass ich ziemlich tapfer wäre. Pff... als ob! Ich und tapfer...

In der gesamten Zeit benahm ich mich ein bisschen selbstbewusster als zuhause. So nach dem Motto: Hier kennt mich sowieso niemand!

In der letzten Woche wurde ich doch noch ein bisschen traurig. Ich zählte immer herunter wieviel mal ich noch KG, MTT oder Ergo hatte. Nach dem letzten Mal Massage legte ich mich auf mein Bett, nahm Merle's Gitarre heraus und zupfte ein bisschen herum. Merle war grade in Therapie und ich durfte das, denn sie hatte Mitleid mit mir. Gestern waren ihre Eltern da und haben ihr die Gitarre mitgebracht, damit sie nicht so Langeweile hat. Doch sie findet sie nicht so cool und hat sie mir überlassen, so dass ich immer spielen darf wenn ich will.

Plötzlich ging die Tür auf und ich zuckte zusammen. Gerade wollte ich den unerwünschten Besucher zusammen scheißen, doch dann erkannte ich wer es war.

"Was zum Teufel machst du hier?", sagte ich.

"Hey, Principessa!", flüsterte er. Oh mann, wie ich das vermisst hatte.

"Was machst du hier?", wiederholte ich. Er kam auf mich zu und wollte mich umarmen, doch ich stieß ihn zurück.

"Was machst du hier?" Ich schrie schon fast. Er sah gut aus, erholt, brauner als letztes Mal und auch glüklicher, doch gerade veränderte sich seine Miene und Trauer machte sich auf seinem Gesicht breit.

"Ich wollte dich besuchen." Langsam kam er wieder einen Schritt näher und wollte mir die Gitarre aus der Hand nehmen, die ich aber krampfhaft festhielt. Er ließ es bleiben und seine Hand fuhr rauf zu meinem Gesicht. Zärtlich strich er mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich zuckte zurück und er schaute mich erschrocken an.

"Valerie... es tut mir leid!", hauchte er und ließ sich neben mich fallen.

Langsam kochte Wut in mir hoch und Trauer, also legte ich die Gitarre soweit wie möglich von uns weg, als ich auf ihn draufsprang und ihn mit meinen Fäusten bearbeitete.

Dabei schrie ich: "Du hast mich einfach alleine gelassen! In einem meiner schwersten Momente im Leben! Ich hab dich angerufen, entweder ist niemand an dein Handy gegangen oder dieser Paul! Und dann erfahr ich ein paar Tage später von DEINEN ELTERN, dass du in Kalkutta bist! Von meinem Bruder erfahr ich dann deine Geschichte, doch ich kann dir immer noch nicht verzeihen! Die letzten zwei Monate waren die schlimmsten in meinem Leben! Du bist das Schlimmste und gleichzeitig auch das Beste was mir je passiert ist!"

Er lachte. Moment! Er LACHTE? Ich wurde noch wütender und schlug weiter auf ihn ein.

Sachte nahm er meine Fäuste in seine Hände und öffnete sie. Dann drehte er uns beide um, so das er auf mir lag.

"Hast du mich so vermisst?", fragte er schelmisch.

"Hast du sie noch alle!" Ich schubste ihn von mir weg und stand auf.

"Komm schon Principessa! Wir müssen uns vertragen, wenn wir zusammen 9 Stunden in einem Auto sitzen werden!"

Ich wollte grade aus der Tür raus stürmen als ich ruckartig stehen blieb.

"Bitte was?", fragte ich hysterisch und drehte mich um. Er lag auf meinem Bett, die Hände hinter seinem Kopf verchränkt und seine Beine aufgestellt.

"Ich habe mit deiner Mutter und deinen Ärzten gesprochen, du kommst heute schon mit uns nachhause."

Er sah mich an, grinste, stand auf und ging an mir vorbei aus dem Zimmer.

This is a painful loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt