Der Tag ging schnell vorbei. Eliot sah ich nicht mehr. Darüber war ich eigentlich froh, denn in seiner Nähe war ich nicht ich, sondern irgendwer anderes, aber irgendwie war ich auch ein bisschen traurig. Abends saß ich auf meinem Bett und laß ein Buch, als Vince reinkam. Ich schreckte hoch, denn eigentlich sollte er nicht hier sein.
"Hey, alles okay?", fragte ich vorsichtig.
"Jap, alles super! ", lallte er und setzte sich zu mir auf mein Bett. Wie konnte er schon abends um halb neun hacke dicht sein? Ich hatte den Alkohol schon gerochen, als er noch in der Tür stand.
"Nein, eigentlich ist nichts okay! Dad ist weg!", fluchte er. Ich starrte ihn an.
"Nee, da hast du was falsch verstanden! Er arbeitet noch!"
"Ha, von wegen arbeiten! Ich wollte heute zu seiner Arbeit fahren und da hatte ich ihn mit so einer Tussi erwischt. Sie war halb so alt wie er. Und dann ist er feige abgehauen. Grade habe ich einen Brief auf dem Küchentisch gefunden!", sagte er stinksauer. Mir fiel mein Buch auf das Bett. Es klappte sich zusammen.
"Nein!", flüsterte ich.
Vince schien es aber anders zu sehen und er hielt mir ein Blatt vor die Nase.
"Hier! Lies!", forderte er mich auf.
Liebe Valerie,
Es tut mir so leid! Aber ich glaube du hast es schon geahnt. Kein Mensch kann so lange arbeiten. Aber ich kann so auch nicht weiter leben. Eure Mutter verschließt sich vor mir. Sie verschließt sich vor der ganzen Welt. Das erschöpft mich! Ich gehe weg. Vielleicht nach Australien! Auf jeden Fall weg aus Hamburg! Hier habe ich euch 500 € reingelegt, damit ihr nicht verhungert. Naja... meldet euch mal!
ThomasWill er mich verarschen... Meldet euch mal!... wie das denn? Mir kamen die Tränen.
"Wie soll das gehen? Er hat doch immer das Geld in die Familie gebracht. Wie kann er uns das nur antun? 500 € ist doch nichts...", stammelte ich vor mir hin. Jetzt fing ich richtig an zu weinen.
Vince nahm mich in den Arm und hielt mich fest.
Nach fünf Minuten lösten wir uns von einander.
"Der Brief vom Vermieter kam auch schon! Wir können die Miete nicht mehr bezahlen!"
Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
"Aber keine Sorge ich mach das schon!"
Das ließ mich aufhorchen.
"Vincent! Keine krummen Geschichten! Bitte!"
Er schüttelte nur den Kopf und stand auf.
"Wir verlassen die Wohnung! Ich hab einen Kumpel, der hat eine Wohnfläche, wo wir erstmal unterkommen können!" Mit diesen Worten verließ er mein Zimmer.
Ich war wie ersarrt. Wie konnte unser Vater uns das nur antun? Das erschöpft mich! ... Er hat doch nichts mehr getan für diese Familie. Es kam auch vir das er Mam für Wochen nicht gesehen hat.
Schnell stand ich auf und guckte nach Nick, aber er schlief schon seelenruhig in seinem Bett. Dann werde ich wohl auch mal schlafen.
Ich zog mich um, wusch mich und legte mich in mein Bett.
Leise machte ich noch Musik an und checkte mein Handy.
5 Nachrichten in 2 ChatsIch ging auf WhatsApp um zu schauen wer mir gechrieben hat. Es war einmal in unserer Klassengruppe.
Franzi: Hat jemand Bio?
Jule: Nee noch nicht! Haben wir morgen denn Bio?
Franzi: Ja haben wir! Aber Val du hast doch immer alles! Kannst du uns die Hausaufgaben schicken?
Dennis: Ja bitte Val!Ich hatte sie auch noch nicht, trotzdem schrieb ich nicht zurück. Sie meldeten sich immer nur wenn sie irgendwas von mir wollten.
Der zweite Chat war eine unbekannte Nummer. Ich klickte drauf.
Hey, Principessa! Lust darauf mich bald wieder zu sehen?Oh... das war doch wohl Eliot. Wie kam er an meine Nummer? Schnell schrieb ich ihm zurück.
Wie kommst du an meine Nummer?
Eliot: Lenk nicht ab, Süße!
Ich: Komm schon! Sag!
Eliot: Nee du zuerst! Ich habe auch zuerst gefragt!Ich mochte Eliots Schreibweise! Keine Smileys und auch nicht bescheuerte Abkürzungen.
Ich: ...
Eliot: Ein Nein nehm ich nicht an!
Ich: Was bleibt mir dann anderes übrig?
Eliot: Tja, wie wäre es morgen nach der Schule? Ich nehm dich mit und wir fahren irgendwo hin!
Ich: War das eine Frage oder Aufforderung?
Eliot: Aufforderung! Also du kommst mit!
Ich: Okee... Woher hast du denn meine Nummer?
Eliot: Geheimnis!
Ich: Woher?
Eliot: Ich bin in der 12a, sagt dir das etwas?
Ich: Du kennst meinen Bruder?
Eliot: Jap, ist ganz nett.
Eliot: Ich habe gehört ihr zieht bald bei uns ein?
Ich: Oh...
Eliot: ♥♥ bis morgen, Süße! ♥♥Ich schaltete mein Handy ab und legte es neben mich. Schnell schlief ich ein. Ich träumte von Dad und von Chantal, beide zusammen, doch dann kam Eliot und rettete mich vor Chantal dem Monster und Dad dem fünfhundert Euro-Schein. Am Ende des Traumes sagte Eliot noch: Baby, I'm a nightmare, dressed like a daydream.
Doch das war schon mein Wecker.
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This is a painful love
RomanceValerie, 15, wohnt mit ihrer Familie in Hamburg in einer Wohnung. Doch ihre Familie ist das Gegenteil von heil. Ihre Mutter hat Depressionen und verbringt den ganzen Tag im Bett, ihr Bruder ertränkt seine Gefühle in Alkohol und ihr Vater kommt nie v...