Kapitel 22

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An diesem Tag rief Mika fünfmal an und ich ließ mich immer verleugnen. Keine Ahnung wieso, aber ich hatte das Gefühl ihn verraten zu haben. Ich zerbrach innerlich. Mich quälten immer noch die Fragen. Wieso? Wieso hatte er es mir nicht erzählt? Wieso hat er gerade mir geholfen? Wieso ist er verdammt nochmal abgehauen?

Den Rest des Tages verbrachte ich auf dem Sofa und starrte in die Dunkelheit. Bald war Heiligabend und Eliot meldete sich nicht.

Um Mitternacht bewegte ich mich vom Sofa ins Bett. Aber ich schlief schlecht. Alpträume quälten mich.

--- Karlotta ---

Ich verstand Eliot nicht, aber dafür verstand ich Valerie nur zu gut. Vince hatte uns Eliots Geschichte erzählt. Aber das alles war ziemlich unwahrscheinlich. Wieso erzählte Eliot das alles Vince, nachdem sie sich grade mal ein paar Tage kannten?

Ich sollte meine Fragen aufschreiben und sie ihm per Post zu schicken.

Nachdem Vince uns das heute erzählt hatte verabschiedete ich mich von allen und ging nach Hause. Ich wohnte in Blankenese in der Elbchaussée. Dort in einer großen Villa mit einem viel zu großen Garten für uns. Selbst die Villa war zu groß für zehn Personen und wir waren nur zu dritt, obwohl man meine Eltern nicht wirklich mit zählen konnte, denn sie waren fast immer auf irgendwelchen Events oder auf Geschäftsreise. Und wenn sie dann mal da waren, war der Tag nur schrecklich. Heute war leider einer dieser schrecklichen Tage.

Ich steckte mein Handy in meine Tasche, denn der Bus hielt gerade an meiner Bushaltestelle. Meine Eltern hatten mir angeboten mir einen Chauffeur zu besorgen, doch ich hatte abgelehnt. In ein paar Monaten war ich schon achtzehn und durfte selber Auto fahren.

Langsam schlenderte ich durch die Schneelandschaft auf unser Gartentor zu. Es hatte mittlerweile aufgehört zu schneien und jetzt schien alles so friedlich unter der weißen Decke.

Ich ging durch das Gartentor in unseren Garten, vorbei an unserem eingefrorenem Springbrunnen weiter in Richtung Eingangstür. Dort erwartete mich schon meine Mutter. Das konnte was werden.

"Ich möchte nicht, das du so spät noch nach hause kommst!", fing sie an zu zetern.

"Mam, es ist sieben Uhr! Außerdem wäre es dir scheiß egal wenn du nicht da wärst!", seufzte ich und ging rein. Mam kam mir natürlich sofort hinterher.

"Ich habe mir Sorgen gemacht!"

"Du hast dir keine Sorgen gemacht! Das war Maria! Sie merkt wenigstens wenn ich nicht da bin!" Ich zog mir meine Jacke aus, hängte sie an die Garderobe und streifte mir meine Stiefel von den Füßen.

"Sei nicht so gemein zu deiner Mutter!"

"Das ist nur die Wahrheit!"

Ich ging weiter in den Salon und traf dort auf meinen Vater.

"Kind! Komm her, lass dich drücken!", sagte mein Vater und zog mich in eine Umarmung, die ich nur widerwillig erwiderte. Dad denkt er wäre ein guter Vater, wenn er mich immer dann umarmt, wenn er wieder kommt. Den Rest der Zeit ignoriert er mich und kennt noch nicht mal meinen richtigen Namen.

"Wir müssen wieder los! Gleich gucken wir uns ein altes Gebäude an und wir möchten das wir das als Familie machen und du sollst mitkommen!", entschied meine Mutter so und stolzierte aus dem Raum. Tja, das ist mein Leben!

Nach einer Stunde waren wir endlich da. Das alte Gebäude lag in einem, wie soll ich sagen, hässlichen Viertel von Hamburg. Hier gab es nur Fabriken und sonst echt nicht schöne Häuser. Das Gebäude war wohl mal ein Kino.

"Kind!" Damit war wohl ich gemeint. Ich drehte mich zu meinem Vater um. "Du kannst schonmal rein gehen und dir es angucken!", zwinkerte mein Vater. Ich sah ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an, ging dann aber trotzdem rein.

Schon die Eingangstür war groß und mit wunderschönen Schnörkeln verziert. Sachte drückte ich sie auf und staunte nicht schlecht. Man kam in einen kleinen und dunklen Flur mit Kassen am Rand. Der Flur endete bei einer Tür, die mit einem dicken Vorhang verhangen war. Langsam öffnete ich die Tür und schob den Vorhang zur Seite. Der Raum dahinter war riesengroß und hoch. In der Mitte waren diese normalen roten mit Samt überzogenen Kinosstühle. Vor mir erhob sich die große weiße Kinoleinwand. Ich ging weiter in den Raum und schaute nach oben. Die Decke war bemalt mit Engeln und überall waren Schnörkel. An der Wand wo auch die Tür war gab es zwei große Treppen aus Mamor, die nach oben führten und oben war ein Geländer und sehr viele Räume.

Ich staunte nicht schlecht. Und langsam ging ich wieder runter, als auch meine Eltern und ein etwas älterer Mann den Saal betraten.

This is a painful loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt