--- Eliot ---
Der Abend war witzig und es war schön zu sehen, dass beide, Vincent und Valerie, ihren Spaß hatten. Als Valerie einschlief trug ich sie hoch in ihr Zimmer und legte sie in ihr Bett und ging dann wieder runter zu Karlotta und Vincent. Die Beiden schauten gespannt Ironman zuende und als sie den Fernseher ausgeschaltet haben, redeten sie noch eine Weile.
Mir wurde es zu langweilig und ich ging in mein Zimmer. Mein Zimmer war gerade mal die Hälfte von Valeries Zimmer, aber ich gönnte es ihr. Sie war faszinierend. Sich mit dieser Krankheit alleine durchschlagen ist ziemlich schwierig und verändert den Charakter stark, aber Valerie ist dadurch stärker geworden.
Um nochmal zu meinem Zimmer zurück zu kommen: es war dunkelblau und weiß angestrichen. Ich hatte ein breites Bett, einen Schreibtisch und ein Schrank, wo nur das Nötigste drin war, denn eigentlich lebte ich hier nicht wirklich. Meine Heimat war immer noch Sankt Peter - Ording.
Leise ging ich in das Badezimmer und wusch mich. Als ich wieder in meinem Zimmer war, warf ich mich auf mein Bett und seufzte.
Das Leben war so einfach und ich machte es mir so kompliziert. Ich konnte Valerie nicht einfach hier alleine zurücklassen, denn ich hatte das Gefühl gebraucht zu werden. Das ist ein schönes Gefühl. In meiner Familie tun alle auf stark und machen alles selber. Niemand nimmt Hilfe an, alle wollen immer nur helfen, deswegen sind Mum und Dad auch Ärzte geworden und mein Bruder studiert Jura um Anwalt zu werden.
Valerie war das erste Mädchen, den ich geholfen hatte. Es kam nicht ganz zufällig. Mum kannte den Großvater von Vince und Valerie. Also den Vater von deren Mum.
Er war damals ein netter alter Mann, der regelmäßig zu uns in die Praxis kam und uns immer von seinen lieben Enkelkindern erzählte. Dabei klang er so stolz, dass ich neidisch wurde, denn mein Großvater starb an Krebs, da war ich noch nicht einmal geboren.
Auf jeden Fall erzählte er uns die Geschichte mit Valerie. Wir boten ihm an sie mal mitzunehmen, doch er meinte sie würde sich strickt dagegen wehren.
Er kam immer seltener zu uns und bei seinem letzten Besuch erzählte er uns alles: von seiner depressiven Tochter, von dem immer mehr distanziert werdenden Vincent, von dem schreienden Nick, von seinem, sich in Arbeit ertränkenden Schwiegersohn und von der armen Valerie, die alles auf ihren Schultern tragen musste.
Dann kam er nicht mehr und wir erfuhren, dass er mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert worden war.
An seinem Sterbebett nahm er mir dann das Versprechen ab mich um seine Familie zu kümmern.
Bei seiner Beerdigung sah ich dann Valerie das erste Mal und es verschlug mir die Sparache. Ich stand hinter ihr und beobachtete jede ihrer Bewegungen, wie sie ihren kleinen Bruder trug und sich ausdrückte. Ich war ganz bezaubert von ihrer Ausstrahlung.
Nach drei Monaten beschloss ich ihr zu helfen und fand auch gleich die passende Gelegenheit. Eigentlich wollte ich ihnen nur die Wohnung zurücklassen und dann wieder zurück gehen, doch Vincent hatte mich gebeten zu bleiben und irgendwie konnte ich mich auch nicht lösen. Ich hatte Vincent alles erzählt und erst war er auch total sauer auf mich, doch dann verstand er und war mir ziemlich dankbar.
Schnell deckte ich mich zu und versuchte einzuschlafen, doch nach einer Stunde merkte ich das es sinnlos war, also schlich ich mich aus meinem Zimmer. Von unten hörte ich immer noch die Stimmen von Karlotta und Vincent. Karlotta muss es Vincent echt angetan haben. Von oben hörte ich das angenehme Atmen von Valerie.
Schnell stieg ich die Leiter hoch und sah Valerie friedlich da liegen wo ich sie abgwlegt hatte.
Ich schloss die Dachbodenklappe leise und legte mich neben sie auf die Decke. Langsam, ihrem beruhigenden Atmen lauschend, versank ich in einem traumlosen Schlaf.
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This is a painful love
RomantizmValerie, 15, wohnt mit ihrer Familie in Hamburg in einer Wohnung. Doch ihre Familie ist das Gegenteil von heil. Ihre Mutter hat Depressionen und verbringt den ganzen Tag im Bett, ihr Bruder ertränkt seine Gefühle in Alkohol und ihr Vater kommt nie v...