35

400 8 0
                                    


Die Nacht war schrecklich, ich wälzte mich von einer auf die andere Seite, während Lauri friedlich vor sich hinschnorchelte. Wenigstens meine Kleine würde morgen für die Reise nach Deutschland fit sein. Meine Gedankenkarussel war im vollen Gange und ich fand einfach keine Ruhe. Immer wieder wanderten meine Gedanken zu Samu, zu früher, zu heute, zu dem Konzert, seine Blicke, seine Gesten und ich merkte, wie die Schmetterlinge in meinem Bauch anfingen, immer wilder hin und herzufliegen. Das konnte doch nicht sein, oder? Fing hier in Helsinki wieder alles von vorne an? Ich versuchte mich irgendwie runterzufahren, indem ich mir klarmachte, dass es Samu lediglich um den Kontakt zu seiner Tochter ging, den ich ihm um jeden Preis ermöglichen wollte. Auch wenn es für mich bedeutete, dass ich jedes Mal, wenn ich ihn sah, damit würde leben müssen, dass wir nie wieder ein Paar werden würden, ich ihn nie wieder so berühren konnte wie früher, ihn küssen, mit ihm…SCHLAFEN…oh Gott, hatte ich das gerade wirklich gedacht? Nein nein nein…das durfte alles nicht sein. Ein Blick auf den Wecker verriet mir, dass es bereits halb sechs morgens war. Die ersten Vögel fingen draußen an zu zwitschern. Ich gab es auf, noch eine Minute Schlaf zu finden und schlug gequält die Bettdecke zurück. Ich schlurfte schlaftrunken in die Küche und schloss die Tür, damit ich den Rest nicht aufweckte. Ich stellte die Kaffeemaschine an und nahm mir eine Tasse aus dem Schrank. Ich kannte mich ja hier ganz gut aus. Ich war wirklich ganz schön fertig und hielt mich an der Arbeitsplatte fest, solang der heiße Kaffee in die Tasse lief. Ich nahm mein Handy, setzte mich an den Küchentisch und stöberte gedankenverloren in meinen Fotos. Es waren noch ein paar alte im Speicher und ich betrachtete die Bilder aus glücklichen Tagen hier in Helsinki. Samu und ich hatten ganz schön viel Spaß zusammen, wenn man mal von den ganzen Dramen absieht, durch die wir so gegangen waren. Ich nahm einen kräftigen Schluck Kaffee und hoffte, er würde meine Lebensgeister wecken, aber ich fühlte mich wirklich, wie durch die Mangel gedreht. Ich hörte kleine nackte Füßchen auf dem Boden entlangtrippeln. Ein kleiner verschlafener Lockenkopf kam angelaufen und streckte seine Ärmchen nach oben. Ich zog Lauri auf meinen Schoß und drückte sie an mich. Morgens war sie immer noch so verschmust und ich liebte es, meine Nase in ihren Haaren zu vergraben und ihren süßen kindlichen Duft einzuatmen. „Guten Morgen, mein Engel. Heute fliegen wir nach Hause.“ Sie drückte ihre kleinen Ärmchen um meinen Hals und seufzte. „Will noch bleiben.“

The right one (Anna & Samu Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt