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Dieses altbekannte Gefühl von Angst und Unsicherheit breitete sich von meinem Bauch strahlenförmig in den ganzen Körper aus. Ich hatte solche Angst, dass es gleich den nächsten Knall geben würde und ich alles, was ich in den letzten 24 Stunden gewonnen hatte, mir wie Sand durch die Finger rinnen sollte. Ein Bild von einer großen rosaroten Seifenblase, die zerplatzte, kam mir in den Sinn. Auf alles gefasst, wartete ich gebannt darauf, dass er endlich den Mund aufmachte und mir sagte, was los war. „Es war an dem Tag, wo ich dich und Lauri zum Flughafen gebracht hatte", fing er umständlich an. „Ich ...ich war so verzweifelt und hoffnungslos und ich war traurig und wütend zugleich, traurig, weil ich mir erhofft hatte, du würdest mich ebenfalls umarmen und du hättest die Botschaft beim Konzert, als ich „Nothing is Over" gesungen habe, verstanden. Und ich war so wütend, darauf, das Osmo all die Jahre an der Seite meiner kleinen Tochter sein konnte, sehen konnte, wie sie groß wird. Ich hab mich so einsam und verlassen gefühlt. Da bin ich...", er atmete hektisch ein und aus und Tränen liefen über seine Wangen und tropften ihm von der Nasenspitze herunter. „Da bin ich in einen Club gefahren, also, wo so Frauen sind und..." Er brauchte nicht weitersprechen, ich verstand ihn auch so.

Ein dicker fetter Kloß wuchs in meinem Hals heran, mir wurde warm und kalt und dieses Gefühl war nicht aufzuhalten. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich presste die Lippen zusammen, damit ich nicht schluchzen musste oder sonst irgendwelche Töne meinen Mund verließen. Ich versuchte, das alles irgendwie runterzuschlucken und kniff die Augen zusammen. Die Tränen liefen mein Gesicht herunter und ich sah Samu mit verschwommenem Blick wie durch einen Schleier an. Ich merkte, dass ich mich gleich nicht mehr im Griff haben würde und stand auf. Schnell verschwand ich erstmal in Richtung Küche, wo ich dann meinen Gefühlen endlich freien Lauf ließ und losschluchzte. Ich ließ mich auf den kalten Boden sinken und legte die Hände vor mein Gesicht. Es tat weh, mein ganzer Körper tat weh und mein Herz zog sich zusammen. Ich fühlte mich, wie an dem Tag, als er sagte, er hätte mich betrogen, nur, dass wir nicht wirklich zusammen waren. Also da zumindest nicht. Waren wir es jetzt? Ich wusste gerade so gar nichts mehr und versuchte, irgendwie damit klarzukommen. Samu kam in die Küche. Ich sah ihn nicht, aber ich hörte seine Schritte auf dem Boden. Er hockte sich vor mich und legte seine Hände auf meine Knie. Ich hörte, dass er schniefte. „Bitte Anna, rede mit mir", flehte er mich mit belegter Stimme an. 

The right one (Anna & Samu Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt