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„Hei, enkelini, was ist los? Magst du nicht mit der Kleinen nach Helsinki kommen?" Es war mir wirklich sehr, sehr unangenehm das ganze Thema. „Doch, ich möchte Samu, es ist nur so....", nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum. „Ich werde es mir leider nicht leisten können, so wahnsinnig oft durch die Weltgeschichte zu fliegen." Er schaute mich ungläubig an. „Das ist alles?" Er hatte gut reden. Für mich war das eine große Sache. Ich nickte zaghaft und sah ihn vorsichtig an. Samu legte seine warme Hand an meine Wange und streichelte sanft mit dem Daumen über mein Gesicht. „Anna", sagte er mit seiner dunklen und sanften Stimme, die mir ein Schauer über den Rücken jagte. „Bitte mach dir darüber keine Gedanken." Ich wusste schon, worauf das Ganze hinauslaufen würde. „Ich möchte aber nicht, dass du dich jetzt immer verantwortlich fühlst, alles für uns bezahlen", versuchte ich ihm irgendwie klarzumachen. „Enkelini", sagte er entschlossen und griff nach meinen Händen, die er fest und liebevoll mit seinen umschloss. „Du hast dich die letzten Jahre wunderbar um unsere Tochter gekümmert und bist immer für sie da gewesen. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht immer einfach war, alles allein zu stemmen. Bitte lass mich doch jetzt auch für sie und auch für dich da sein. Lass mich ein bisschen wiedergutmachen, was ich die letzten Jahre versäumt habe. Soll ich wirklich darauf verzichten, euch beide zu sehen, nur weil du zu stolz bist, Geld von mir anzunehmen? Bitte Anna, lass das nicht zu. Ich mache es doch auch für mich. Ich möchte euch um mich haben und ich möchte, dass Lauri ihre zweite Heimat kennen lernt. Verstehst du mich ein bisschen?" Ich sah ihn an und sah in seinen Augen, wie ernst ihm die Sache war. Er hatte ja Recht. Das war mir schon bewusst und ich wollte auch, dass die Kleine ihre Wurzeln in Finnland kennenlernte, zu Eve und allen anderen ein gutes Verhältnis aufbaute und mir war auch bewusst, dass das auf Distanz unmöglich war. Ganz ganz insgeheim hatte ich sogar schon daran gedacht, wieder nach Finnland zurückzugehen, denn ich hatte mich dort immer sehr wohl gefühlt. Ich liebte dieses schöne Land einfach. Und die Sprache konnte ich inzwischen wirklich recht gut – auch dank Osmo –sprechen. Außerdem wohnte meine beste Freundin, die wie ein Stück Familie für mich war, dort. Ich hätte mehr als einen guten Grund, diesen Schritt zu gehen. Aber diese Gedanken behielt ich für mich. Ich wollte Samu nicht bedrängen und wir mussten ja wirklich auch erstmal schauen, ob das alles so funktionieren würde. „Ich glaube, wir haben wirklich noch eine Menge zu bereden, enkelini",unterbrach Samu meine Gedanken.

The right one (Anna & Samu Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt