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SAMU

Ich schlang meine Arme so fest es ging um ihren zitternden Körper. Wie konnte ich sie nur beruhigen und ihr versichern, dass, egal, was noch passieren würde, ich sie nicht mehr enttäuschen würde. Ich wusste einfach, dass ich bereit war, alles für meine kleine Familie zu geben, und sie nie wieder zu verlieren. Zu schmerzlich waren die letzten 5 Jahre gewesen, zu groß die tägliche Sehnsucht nach ihr und nach meiner kleinen Tochter. Ich hatte mich jede Sekunde nach ihr gesehnt, nach ihrem Duft, nach ihren Berührungen, ihren weichen Lippen auf den meinen. Das wurde mir erst hier, da ich wieder bei ihr war, so richtig bewusst. Die flüchtigen Abenteuer und Bekanntschaften zwischendurch ließen mich meinen Kummer immer nur für kurze Zeit vergessen, das waren Ablenkungen, mehr nicht, aber nichts konnte auch nur im Ansatz die Liebe und Sehnsucht, die ich für Anna empfand, ausfüllen oder ersetzen. Eine Weile saßen wir so da eng umschlungen und still. Jeder hörte den Atem des anderen und ich konnte fühlen, wie ihr Herz aufgeregt schlug.

Tipp tipp tipp..kleine Füßchen auf dem kalten Boden unterbrachen die Stille und Sekunden später stand unser kleiner verschlafener Lockenkopf vor mir und schaute mich verwundert an. Lauri rieb sich ihre kleinen Äuglein. „Warum sitzt Mami auf deinem Schoß?" Verwundert und fragend sah sie mich an. Ich rang um eine Erklärung. Wie immer sprang Anna, die sich zwischenzeitlich zum Glück etwas beruhigt hatte, ein. Sie bemühte sich, ihre geröteten Augen vor Lauri zu verstecken, indem sie sie mit auf den Schoß zog und fest an sich drückte, sodass wir jetzt zu dritt kuschelnderweise auf dem Küchenstuhl saßen. Ich hatte etwas Angst, ob der Stuhl das wohl aushalten würde, aber zum Glück krachte er nicht zusammen. „Weißt du Lauri, Mama und Samu verstehen sich ziemlich gut. Wir kennen uns ja schon ganz lange und haben uns früher schon einmal ganz doll liebgehabt, aber dann haben wir uns gestritten und uns deshalb für lange Zeit nicht mehr gesehen, erst bei der Hochzeit von Tante Ria und Onkel Riku wieder." Lauri schaute uns mit ihren großen Augen fragend an. Man konnte förmlich sehen, wie es in ihrem kleinen Köpfchen arbeitete. „Genau wie bei meinem Papa", sagte sie nur und mir blieb fast das Herz stehen in diesem Augenblick. Dieses kleine Wesen war einfach ein schlaues Mäuschen und verblüffte mich mit Scharfsinnigkeit jedes Mal auf's Neue. „Samu, hast du Mami lieb?" fragte sie mich jetzt mit dem unschuldigsten Blick, den man sich vorstellen kann. Die Frage traf mich etwas unvorbereitet. „Äh...ja klar, äh...sehr, warum fragst du?", stammelte ich und schaute hilfesuchend zu Anna und fuhr mir etwas zittrig durch die Haare. Ihre nächste Frage toppte das ganze allerdings noch und mir rutschte das Herz in die Hose. „Kannst du dann nicht mein Papa sein?" schoss es aus ihr hervor. 

The right one (Anna & Samu Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt