Teil 174

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ANNA

Ein Bus brachte uns vom Flieger zum Ankunft Terminal. Lauri war müde und kaputt, aber sie war während des ganzen Fluges superlieb gewesen. Ich hab ihr was vorgelesen, dann hatte sie wieder aus dem Fenster geschaut und die Wolken bewundert, die wie kleine Wattebäuschchen aussahen. Bei der Landung kuschelte sie sich an mich und freute sich auf ihren Papa. Ich weiß nicht, ob ihr bewusst war, dass sie von nun an jetzt hier leben würde. Sie hatte es verstanden, natürlich, aber so richtig verinnerlicht wahrscheinlich noch nicht. Doch ich war mir sicher, dass sie mit ihrem fröhlichen und aufgeschlossenen Wesen keine Schwierigkeiten haben würde, hier in ihrer neuen Heimat anzukommen. Manchmal machte ich mir wohl einfach zu viele Gedanken. Ich sollte lieber an Samu und das gemeinsame Leben, das nun vor uns lag denken. Und nicht nur ihn hatte ich endlich für immer an meiner Seite. Auch meine Freundin Ria würde von jetzt an immer erreichbar für mich sein. Wir könnten uns endlich wieder spontan auf einen Kaffee treffen, in die Stadt gehen und einfach füreinander da sein. Ich freute mich so dermaßen auf mein neues altes Zuhause. Ich hatte mich in Helsinki immer wohler gefühlt als in Deutschland.

Jetzt standen wir am Kofferband und warteten auf unser Gepäck. Da der Rest unserer Sachen erst in ein paar Tagen mit einer Spedition eintreffen würde, hatte ich drei große Koffer gepackt. Keine Ahnung, wie ich das geschafft hatte, aber irgendwie ging es. Als sie endlich in Sicht kamen, hievte ich sie auf den großen Koffertrolley und setzte Lauri darauf. Ich merkte die Reise jetzt schon in den Knochen, aber das war mir alles egal. Ich wollte nur noch zu Samu, den ich die letzten Wochen über schmerzlich vermisst hatte. Seine Nähe, seine Liebe, seine Umarmungen, seinen Duft und seine Stimme, die mich immer und in jeder Lebenslage beruhigen konnte. Ich liebte ihren Klang, egal ob er sprach oder sang. Er hätte mir auch einfach das Telefonbuch vorlesen können und ich hätte stundenlang zuhören können. ;))

Ich kullerte auf den Ausgang zu und ließ meinen Blick suchend über die Köpfe der Menschen schweifen, die dort standen und teilweise Namensschilder in den Händen hielten. Plötzlich rief Lauri: „Da sind Papa und Riku und Ria...Mami, guck mal." Im gleichen Augenblick mussten sie uns wohl auch entdeckt haben, denn sie kamen direkt auf uns zugelaufen. Lauri sprang so schnell von den Koffern herunter, dass sie fast heruntergefallen wäre und sprang in Samu's Arme. Er hob sie hoch und drückte sie liebevoll an sich. Im gleichen Moment spürte ich Ria's Arme um mich und roch ihren Duft. „Endlich bist du da", sagte sie erleichtert. „Willkommen zuhause, Anna." Auch Riku kam dazu und wartete einfach gar nicht ab, sondern schlang seine Arme um Ria und mich zusammen herum. „Hey ihr beiden, wir sind so glücklich, dass ihr da seid. Jetzt sind wir wieder komplett. Die ganze Sunrise Avenue Familie." Er strahlte sein unvergleichlich warmherziges Riku lächeln, mit dem er die Polkappen zum Schmelzen bringen konnte. „Danke ihr beiden", brachte ich gerade noch so hervor und dann musste ich weinen. Vor lauter Glück kullerten mir die Tränen herunter. Ein paar Sekunden später ließen die beiden mich los und ich sah aus den Augenwinkeln, wie Samu Lauri absetzte, woraufhin Riku sie sich sofort schnappte und die Kleine auf den Arm nahm und herumwirbelte. „Hey Prinzessin, du bist ja schon wieder gewachsen." Samu und ich standen voreinander und schauten uns ein paar Sekunden lang tief in die Augen, so als könnten wir es gar nicht glauben, dass wir endlich für immer zusammen sein konnten. Dann konnten wir es nicht länger aushalten und schlangen die Arme umeinander so fest es nur ging. Sofort legte er seine Hand an meinen Hinterkopf, drückte ihn leicht an seine Brust und vergrub seine Nase in meinen Haaren. „Finally", murmelte er mit belegter Stimme. „Kaipasin sinua niin paljon, suosikkini. Nyt olet kotona." Daran, dass er wieder zwischen den Sprachen hin und herwechselte und vergaß, Deutsch mit mir zu reden, merkte ich, wie ihn das alles aufwühlte, dass er die letzten Wochen genauso mit der Sehnsucht gekämpft hatte wie ich und wie froh er war, dass wir jetzt zusammen waren. Ich sog seinen Samu-Geruch ein, so tief es nur ging. Dann löste er sich von mir, nur um kurz darauf seine weichen, warmen Lippen auf meine zu legen und mich liebevoll und leidenschaftlich zu küssen. Wir vergaßen alles um uns herum. Die Menschen, den Lärm, ja sogar, Riku, Ria und Lauri für einen kurzen Moment. Es gab nur ihn und mich. Sofort kribbelte es in meinem Körper von oben bis unten und ich sehnte mich danach, zuhause vor dem Kamin mit einem Glas Wein in seinen Armen zu liegen und ihn nicht mehr loszulassen. 

The right one (Anna & Samu Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt