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„Nein", krächzte er mit heiserer Stimme. „Bitte sag, dass das nur ein schlechter Scherz ist." Er ließ abrupt meine Hände los und stand vom Sofa auf. Erwartungsvoll richtete er seinen Blick nach unten zu mir, da ich immer noch saß. Zögerlich schüttelte ich mit dem Kopf. „Can't believe it", flüsterte er und fuhr sich wieder mal mit der Hand in durch seine Haare. Ich sah, wie sich sein Brustkorb immer schneller hob und senkte. Er atmete hektisch und bekam feuchte Augen. Er legte verzweifelt den Kopf in den Nacken, als könnte er damit seine Tränen aufhalten. „Why?" stieß er jetzt mit verweinter Stimme hervor. „Why him?" Ich stand auf und wollte seine Handgreifen. „Samu, ich ..." er zog seine Hand weg, wandte sich von mir ab und starrte aus dem Fenster. „Bitte, dreh dich um und hör mir zu." Er drehte sich zu mir um und ich sah, dass ihm jetzt die Tränen unaufhaltsam das Gesicht herunter flossen. „Du hättest jeden haben können, Anna, jeden. Aber ausgerechnet Osmo. Reicht es denn nicht, dass er mir schon Lauri die letzten Jahre weg genommen hat, er war wie ein Vater für sie, doch stattdessen war ER da, als sie ihre ersten Schritte gemacht, als sie ihr erstes Wort gesprochen hat. Nicht ich. Ich bin ihr Vater." Er wurde immer lauter zum Schluss. „Bitte Samu. Lauri schläft", versuchte ich ihn etwas herunter zu kochen. Er holte tief Luft und mäßigte seine Stimme wieder. „Er hat auch noch MEINEN Platz bei dir eingenommen. Hat mich im Bett ersetzt. Durfte für dich da sein, dich berühren, dich küssen, mit dir schlafen und dich spüren." Ich bekam weiche Knie bei seinen Worten, gleichzeitig wurde ich aber auch wütend. Ich stand da und meine Hände ballten sich zu Fäusten. Plötzlich brach es aus mir heraus, ohne dass ich es kontrollieren konnte. „Weißt du eigentlich, wie oft ich mich in den letzten Jahren nach dir gesehnt habe, Samu? Weißt du das? Zum ersten Mal, in dem Moment, in dem ich damals die Tür in Helsinki hinter mir verschlossen habe und zuletzt heute Morgen, als ich aufgewacht bin und jede Sekunde dazwischen. Jeden verdammten Tag habe ich an dich gedacht, an das, was wir hatten, jedem scheiß verdammten Tag hab ich dich vermisst und jedes Mal, wenn Osmo wieder gefahren ist, habe ich mir gewünscht, du wärst es gewesen, mit dem ich geschlafen hätte, der mich berührt und geküsst hätte. Ich habe versucht, dich zu vergessen, die Gefühle für dich in die hinterste Ecke meines Herzens zu packen, damit es nicht so verdammt weh tut, aber es geht nicht Samu. Ich schaffe es einfach nicht. Du hast mir das Herz gebrochen. Zur Hölle mit dir, ich liebe dich immer noch...ich habe nie damit aufgehört", schrie ich verzweifelt. Oh fuck, hatte ich das gerade wirklich alles gesagt? Im selben Moment wünschte ich mir, es würde sich ein Loch auftun, in das ich hätte abtauchen können, doch es passierte einfach nichts. Stattdessen hatte ich wieder angefangen zu weinen. Wie entwürdigend. Jedes Mal, wenn ich mich aufregte, stieg mein Wasserpegel unaufhaltsam an. Was für eine ätzende Eigenschaft, die ich aber leider nicht kontrollieren konnte. 

The right one (Anna & Samu Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt