99

321 6 0
                                    


Meine Mutter war die erste, die das Wort ergriff. „Du hast dich doch nicht etwa wieder auf ihn eingelassen?" „Doch Mama, es ist viel Zeit vergangen, über 5 Jahre und wir haben beide gemerkt, dass es uns nicht wirklich gut ging. Jeder hat den anderen vermisst, all die Zeit und Lauri hat es verdient, dass sie einen Vater in ihrem Leben hat." Jetzt mischte sich auch mein Vater ein. „Hast du vergessen, was er dir angetan hat? Hat dich betrogen, als du schwanger warst und obwohl ihr heiraten wolltet. Solche Leute ändern sich nie. Glaub mir, er wird es wieder tun." „Wird er nicht", funkte ich jetzt dazwischen. Lauri verstand überhaupt nicht, was hier vor sich ging und kuschelte sich die ganze Zeit an meinen Arm, weil sie nicht verstand, warum ich mich mit Oma und Opa stritt. Ich schickte sie in den Garten zum Spielen. Meine Eltern hatten dort sogar extra eine Schaukel für sie hingestellt. Zum Glück hörte sie und verkrümelte sich nach draußen. Ich holte nochmal tief Luft, damit ich mich zusammenreißen konnte und damit ich nicht allzu wütend wurde. „Ich erwarte nicht, dass ihr mich versteht", sagte ich jetzt ganz ruhig und gefasst. „Aber ich erwarte, dass ihr euch Lauri gegenüber in Bezug auf ihren Vater zurückhaltet. Sie hat ihn sehr lieb und er liebt seine kleine Tochter auch abgöttisch, also macht ihr das bitte nicht kaputt und für mich erwarte ich, dass ihr es einfach akzeptiert. Ich bin alt genug, um meine eigenen Entscheidung zu treffen. Ich habe Samu verziehen, wir haben beide Fehler gemacht. Ich weiß, dass wir es schaffen werden und ich möchte darüber auch nicht mehr mit euch diskutieren. Bitte versteht das." Mein Vater sah mich wütend und enttäuscht an. „Ich brauche frische Luft", verkündete er, stand auf und ging nach draußen zu Lauri in den Garten. „Ich glaube, du machst einen Riesenfehler. Erwarte bitte nicht von uns, dass wir Samu hier mit offenen Armen empfangen", sagte meine Mutter eisig und ließ mich dumm stehen. Tränen der Wut und Enttäuschung traten mir in die Augen. Ich hatte ja geahnt, dass sie nicht begeistert wären, aber auf so viel Gefühlskälte war ich nicht vorbereitet. Ich riss mich zusammen, ging zu Lauri, gab ihr einen Abschiedskuss und machte noch kurz eine Zeit für den nächsten Tag zum Abholen aus. Dann fuhr ich erstmal wieder nach Hause. Die ganze Zeit über während der Fahrt liefen mir die Tränen die Wangen hinunter. Ich wusste nicht, ob ich eher wütend oder enttäuscht sein sollte über die Reaktion meiner Eltern. Zuhause angekommen ging ich erstmal unter die Dusche, um den Ärger wegzuspülen und mich wieder zu beruhigen. Das half ein wenig. Mit einem Handtuch um den Körper und einem auf den Kopf, einer Tasse Kaffee in der Hand setzte ich mich erstmal an meinen Laptop und suchte die Nummer des Restaurants heraus, in das ich heute Abend mit Samu gehen wollte. Hoffentlich war so kurzfristig noch ein Tisch frei. 

The right one (Anna & Samu Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt