23

102 0 0
                                    

"Wie fühlst du dich?", fragte sie, hatte ihre Hände in ihrem Schoß gefalten und beobachtete mich.

Ich sah durch das Zimmer, es war schlicht eingerichtet. Es gab keine Bilder die irgendwelche besonderen Reize verursachten, keine Farben die mich nervten und kein Geruch, welcher mir Kopfschmerzen bereitete. Die einzigen Bilder die es gab, waren von Strand und Meer, Blumenwiesen oder Seen.
Mrs. Carpenter saß vor mir, in ihrem Bürostuhl, vor ihr ein Schwarzer Schreibtisch und ich auf dem Linken Stuhl davor, welcher in dem Schatten der Gardine stand. Hinter ihr standen zwei Drachenpalmen. Allgemein hingen an den Wänden einige Pflanzen, eher aus Plastik, als echte. Ihre Gardinen waren grün. Kein schrilles oder dunkles grün, eher ein sanftes und es hatte eine beruhigende Wirkung auf mich.
Mir fiel auf, dass über dem Türrahmen ein goldener Engel hing. Vielleicht fühlte sie sich dadurch sicher?
Der Boden war braun. Ein schönes tiefes Holzmuster erstreckte sich.
Hinter mir befand sich eine Couch, nicht aus Leder, sondern auf Stoff. Sie sah bequem aus. Wenn man sich reinlegte, würde man bestimmt einschlafen.
Ich sah wieder zu Mrs. Carpenter, sie sah wach und geduldig aus. Vor ihr auf dem Tisch lagen eine neue Akte, Zettel zum Schreiben und ein Stift. An der linken Ecke stand ein Foto, ich vermute ein Familienbild. Rechts standen Büroklammern, Gummibänder, eine Digitaluhr, ein Tacker, eine Dose voll Stiften und Tesafilm.
Sie machte den Eindruck sehr organisiert zu sein, das ließ sie sehr seriös wirken.
Ich vertraute Mrs. Carpenter.

"Ich weiß es nicht", antwortete ich ehrlich, "ich fühle mich durcheinander".

Mrs. Carpenter nickte, beugte sich nach vorn zu Papier und Stift und fing an das Datum aufzuschreiben. Dabei schaute sie auf einen Kalender welcher unter den Blättern lag. Er war mir gar nicht aufgefallen, er diente als eine Art Unterlage.
"Ist etwas passiert was dich durcheinander bringt?". Sie sah mich an, nicht eindringlich, nicht neugierig, nicht fordernd.

Ich nickte: "ja, in letzter Zeit so einiges".
Ich musterte Mrs. Carpenter, sie ist die erste Psychologin die ich nicht flachlegen will.
Nur weil du ihren Sohn knallen willst, sprach mir mein Gewissen entgegen. Vielleicht lag es daran, vielleicht lag es aber daran, dass ich sie respektierte und ich es genoss, wie sie mich behandelte.
"Wissen Sie... ich glaubte immer ich habe das tollste Leben überhaupt. Ich hatte die neusten Spielsachen als Kind, Marken Klamotten und einen Neuwagen von meinem Vater bekommen.", ich hielt inne, sah Mrs. Carpenter an. Sie nickte, machte sich Notizen und sah mich aufmerksam an, interessiert. "Und als mein Vater mich vor die Tür setze, merkte ich... ich merkte, dass alles eine Lüge war. Und mir wurde bewusst, dass mein Vater mich nie wirklich liebte. Er duldete mich. So lange, bis ich in dem Alter war, alleine wohnen zu dürfen.".

Mrs. Carpenter rückte mit ihrem Stuhl näher an den Tisch, sie legte den Stift hin und verschränkte ihre Hände. "Wenn du an deinen Vater denkst, was kommt dir als erstes in den Sinn?".

Ich überlegte nicht lange, presste meine Kiefer aufeinander "Egoismus, Ignoranz, Hass".

"Und an welche Situation denkst du da, dass du so fühlst?" Sie war ruhig, geduldig und wirkte auch nicht zu neugierig, sie hatte eine offene Haltung.

"An welche denke ich da nicht?", ich lachte humorlos, lehnte mich zurück. Meine Beine wippten aufgeregt auf und ab. "Ich denke da an viele Sachen. Wie mein Vater mir sagte ich soll ausziehen zum Beispiel. Oder wie er mir Vorgeworfen hatte, ich würde Koks konsumieren." Ich schnaubte. Ich und Koks... dafür ist mir meine Nase zu schön und meine Zähne zu perfekt.

"Eric", sagte Mrs. Carpenter ruhig, "atme tief durch." Ich tat was sie sagte, atmete tief ein und aus, schloss meine Augen und sah sie danach ruhiger an. "Gut...", sie nahm wieder ihren Stift in die Hand und schrieb etwas auf, ich konnte nicht lesen was es war, es interessierte mich auch nicht sonderlich.... denke ich.
"Fangen wir in deiner Kindheit an...", sie sah zu mir auf, "kannst du dich erinnern, wann du das erste mal trocken warst?"

sexmachineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt