Mitten in der Nacht wachte Dani von einem Geräusch auf. Er wusste nicht, woher es kam, aber als er sich umdrehte und das helle Mondlicht durch das Fenster schien, sah er wie Tygran sich abrupt im Bett aufgesetzt hatte. Er atmete schwer, als hätte er einen Albtraum gehabt und er verbarg sein Gesicht in seinen Händen. Verwirrt beobachtete Dani wie Tygran vorsichtig aufstand und über Sams und seine Matratze hinweg das Zimmer verließ. Unbeweglich wie ein Stein lag Dani dar, was war denn jetzt los? Vielleicht musste Tygran nur aufs Klo?
Dani entschied sich, nicht weiter drüber nachzudenken und wieder einzuschlafen. Allerdings hielt Sams Geschnarche ihn wach und Tygran kam irgendwie nicht wieder. Nicht nach fünf Minuten, nicht nach zehn. Was war wohl los mit ihm? Dani bemerkte wie sein Herz schneller schlug. Verdammt noch mal, machte er sich gerade Sorgen? Fünfzehn Minuten waren vergangen und es gab keine Spur von Tygran.
Eine Entscheidung treffend warf Dani seine Bettdecke beiseite und stand auf. Leise schloss er die Tür hinter sich, als er sich im dunklen Flur befand. Eigentlich hatte Dani sich noch nie im Dunklen gefürchtet, aber so eine riesige Villa, bei der jede Bodendiele knarzte, war ihm nicht ganz geheuer. Am Ende des Flurs konnte er Licht sehen, die Tür zum Bad stand offen. Dani schlich langsam auf den Raum zu und machte Halt am Türrahmen.
Tygran stand vor dem Spiegel und stützte sich mit seinen Händen am Waschbecken ab. Sein Kopf hing herunter und Dani hörte ein leises Wimmern. Weinte er etwa...?
Dani kam nun überhaupt nicht mehr mit. Er hatte gedacht Tygran hätte schlecht von Shining geträumt, aber dass er deswegen gleich weinte... Nein, es musste einen anderen Grund geben, eine andere Erklärung warum Tygran seit fünfzehn Minuten vor dem Spiegel stand und weinte. Vorsichtig trat Dani über die Türschwelle, die Badezimmerfliesen fühlten sich kalt an unter seinen nackten Füßen. Er stand nun direkt neben Tygran, doch dieser schien ihn nicht zu bemerken. Dani wusste nicht genau, wie er sich offenbaren sollte, würde Tygran wütend sein, dass er ihm nachspionierte und ihn beim Weinen erwischte?
Aber vielleicht brauchte er Hilfe... Vielleicht wollte er reden."Tygran?", fragte Dani leise. Seine Augen weiteten sich als eine Hand auf einmal auf seinen Hals zuschoss und sich schmerzhaft um sein Genick schloss. Dani bekam keine Luft mehr als seine Luftröhre gequetscht wurde, er war zu geschockt um sich zu bewegen. Tygran schien durch ihn hindurchzusehen, als er ihn würgte, etwas Gleichgültiges lag in seinem Blick, etwas Kaltes. Der Druck auf seiner Kehle erhöhte sich als Tygran fester zudrückte und Dani dachte, er würde gleich ohnmächtig werden.
Doch im nächsten Moment ließ er ihn los und machte einen Satz zurück. Dani fiel zu Boden und schnappte nach Luft, als er sich an den Hals fasste. Röchelnd versuchte er sich wieder aufzurichten, aber sein Kopf schmerzte und die Bilder vor seinen Augen begannen zu verschwimmen."D-Dani...?" Tygran sah ihn mit geweiteten Augen an, bevor er geschockt auf seine Hand blickte.
"Dani, ich... Oh Gott..." Er hielt sich die Hand vor den Mund und eilte zu ihm. Schnell kniete er sich neben Dani hin und hievte seinen Oberkörper in die Senkrechte.
"E-Es tut mir so furchtbar leid, Dani, bitte, du musst mir glauben!" Tygran sah ihn verzweifelt an, während Dani sich langsam wieder erholte. Hustend versuchte er zurückzuweichen, doch Tygran hielt ihn fest.
"Ich wollte das nicht! Dani, wirklich nicht! Bitte glaub mir!" Er fing wieder an zu weinen und umarmte Dani.
"Ich wollte das nicht...", flüsterte Tygran erneut und presste Dani an sich. Er spürte Tygrans Hände auf seinem Rücken, seinen Kopf auf seiner Schulter, er fühlte wie sein Körper zitterte und wankte, seine Tränen fielen auf Danis Haut.
"Dani, bitte vergib mir. Bitte, Dani..." Eine warme Hand legte sich auf seinen Hinterkopf und streichelte seine Haare, es schien so, als wollte Tygran ihn nie wieder loslassen.
"Dani...", schluchzte er leise. Dani war immer noch wie paralysiert von den Geschehnissen, was zum Henker war gerade passiert? Was stimmte nicht mit Tygran?!
"Dani, ich wollte das nicht...", wiederholte Tygran sich und atmete zitternd ein.
"Ich würde dir nie was tun..."
"Warum hast du-...", krächzte Dani und musste wieder husten. Er war nicht in der Lage sich zu bewegen als Tygran ihn noch fester umarmte, als müsste er sich vergewissern, dass Dani noch am Leben war.
"Was ist los mit dir?", fragte er schließlich heiser. Er wusste nicht, ob er wütend oder nur verwirrt sein sollte. Wahrscheinlich beides. Er war sauer, dass Tygran ihn anlog, dass er ihm nicht erzählte, was in Eyik passiert war.
"Ich... Dani, e-es war so dunkel, ich dachte du wärst ein Einbrecher..." Eine schlechte Lüge. Eine miserable. Das Licht im Bad war hell und Tygran hatte Dani genau angesehen, oder durch ihn hindurch...?
"Du bist ein beschissener Lügner!" Er versuchte sich aus der Umarmung zu befreien.
"Aber ich-..."
"Und jetzt lass mich sofort los, du gottverdammter Irrer!", brüllte Dani ihm ins Gesicht und Tygran zuckte augenscheinlich zusammen. Langsam nahm er seine Arme weg und Dani verschwendete keine Sekunde um ihn wegzuschieben.
"Entweder du sagst mir jetzt sofort was los ist, oder ich hau mit Sam ab!"
Tygran sah komplett fertig aus, er war ganz blass im Gesicht und seine Augen waren ganz rot vom Weinen. Seine Wangen waren tränenüberströmt und er sah ängstlich aus."E-es ist kompliziert..." Er schluckte.
"Dani, bitte, es kommt nicht wieder vor..."
"Was ist in Eyik passiert? Und erzähl mir keine Scheiße von irgendeinem Autounfall!", fuhr Dani ihn an. Sein Hals schmerzte mit jedem Wort und am liebsten hätte er Tygran einmal in die Fresse geschlagen. Es war still für einen Moment, der Blick in Tygrans Augen wurde abwesend und traurig, er sah Dani schmerzerfüllt an.
"Ich... kann nicht..."
"Dann fick dich, du Freak!" Dani stand auf und verließ das Bad, die Tür hinter sich zuschlagend. Wütend und verwirrt legte er sich wieder auf seine Matratze und kniff die Augen zusammen. Was zum Teufel war das für eine Aktion gewesen?! War Tygran psychisch instabil?!
Er schaffte es schließlich doch nach einer Weile einzuschlafen. Und Tygran kam nicht zurück.
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Competitors (BoyxBoy)
Roman d'amourDani, 1,92 Meter groß, fühlt sich neben Tygran auf einmal ganz klein. Der 2,10 Meter große Russe, der trotz seiner Statur unschuldig wie die Jungfrau Maria ist, stellt ein Problem für Dani dar. Nicht nur, dass er alle mit seinem Lächeln dahinschmelz...