"Dani... Ich muss dir was sagen..."
Es war spät abends und die beiden lagen in Danis Bett, letzterer schloss wohlig die Augen. Am Abendbrottisch hatten er und seine Mutter sich ein Blickeduell geliefert und Dani stellte mit Erleichterung fest, dass sie seinem Vater scheinbar nichts gesagt hatte. Trotzdem wusste er, dass das Fiasko noch nicht vorbei war, doch im Moment konnte es ihm nicht weniger egal sein."Was ist?", murmelte Dani und drehte sich in Tygrans Armen, um ihn anzusehen. In der Dunkelheit erkannte er die Umrisse seines Gesichtes, seine Lippen und seine Augen.
"Ich... Es gab einen Grund warum... das letztens passiert ist." Er schluckte.
"Es war lange nicht mehr so schlimm..."
Dani setzte sich auf und bettete Tygrans Kopf in seinen Schoß, bevor er ihm behutsam durch die Haare strich."Ist schon okay, du musst es einfach vergessen", flüsterte er, doch Tygran verkrampfte plötzlich.
"Nein... Das geht nicht. An dem Abend... hat mein Onkel mich angesprochen." Er starrte an die Decke und Dani hatte Angst, dass er etwas sah, das eigentlich nicht da war.
"Hatte der Bastard doch was damit zu tun?! Hat er dich etwa eingeschlossen?!", knurrte Dani.
"Nein, das war ich selbst. Er meinte nur... da ich das Anwesen irgendwann übernehme, soll ich mich langsam um eine Beziehung kümmern. Natürlich mit einer Frau..." Tygran seufzte lang, während Dani innerlich kochte.
"Gottverdammt nochmal, der Penner ist ein beschissener Hurensohn! Wenn ich den in die Finger kriege!"
"Ist schon okay, Dani", lachte Tygran leise und legte eine Hand auf seine.
"Was soll man anderes von ihm erwarten... Aber was dann kam, hat mich wohl aus der Fassung gebracht." Er machte eine Pause, als würde er damit ringen, weiter zu erzählen.
"Was ist passiert?", hauchte Dani und zog seinen Freund noch fester an sich. Tygran atmete tief ein.
"Mein Leben... Mein ganzes Leben... ist eine einzige Lüge."
Dani gefror kurzerhand das Blut in den Adern, als er diese Worte hörte. Was in aller Welt hatte Tygrans Onkel getan...?"Er ist nicht mein Onkel, er hasst mich, obwohl ich sein eigener Sohn bin. Mein ganzes Leben habe ich mir anhören müssen, dass ich die Fehler meines Vaters wieder gut machen muss. Es war alles eine verdammter Schwindel..." Tygran schloss erschöpft die Augen, während Dani sich nicht rühren konnte. Was zum Teufel war damals vorgefallen? Wieso hatte Tygran so viel leiden müssen...?
"Er sagte, ich soll meine Hirngespinste loswerden. Er wusste wie ich auf die Wahrheit reagieren würde. Den Rest kennst du ja... Ich habe erst später bemerkt, dass er die Glühbirne lose gedreht hatte... Ohne Licht... ist es viel schlimmer."
"Heilige Scheiße...!", fluchte Dani.
"Du gehst nie wieder zu ihm zurück! Nie wieder!! Der Wichser wollte dich umbringen!!" Danis Herz klopfte wie wild, er hätte es wissen müssen.
"Das glaube ich nicht, aber... er war nah dran." Tygran schluckte und kauerte sich in Danis Umarmung zusammen.
"Versprich mir, dass du nie wieder zurückgehst!" Dani drückte ihn an sich, er würde nicht zulassen, dass Tygran so etwas noch einmal erleben musste.
"Ich verspreche es," flüsterte Tygran und sah zu ihm hoch.
"Und wenn doch, dann nur mit dir." Er schloss die Augen und Dani lächelte traurig. Seine Finger fuhren immer noch durch Tygrans weiches Haar und als er so in das perfekte Gesicht seines Freundes blickte, seine entspannten Züge und seinen ruhigen Atem wahrnahm, wusste Dani, dass er für immer auf ihn aufpassen würde. Tygran hatte genug Leid für sein ganzes Leben erfahren, nie wieder sollte er Angst oder Schmerz verspüren. In diesem Moment lag er friedlich in Danis Schoß, er wusste, dass er sicher war, und das machte Dani glücklich.
Tygrans Onkel würde seine Strafe noch bekommen.Die nächsten Wochen vergingen wie im Fluge. Danis Mutter hatte ihn erneut beiseite genommen, um sich überraschenderweise zu entschuldigen, dass sie ihn mit seiner Beziehung zu Tygran so überfallen hatte. Dann verfiel sie jedoch in einen Sam-Modus und brachte ihm jede Menge kleine Heftchen und Broschüren mit, die zu ihrer "Sicherheit" dienen sollten. Dani wäre am liebsten gestorben.
Zwei Mal die Woche stieg er mit Tygran in die Bahn nach Kiel, verbrachte dort zwei Stunden im Fitness-Studio oder gammelte einfach herum, bevor er seinen Freund vor der Klinik abholte. Während der Bahnfahrten döste er häufig auf Tygrans Schulter, die sich praktischerweise genau auf der richtigen Höhe befand und sich dazu noch als äußerst bequem herausstellte. Sie teilten sich Danis Bluetooth-Kopfhörer, die leise Musik von seinem Handy spielten.
Dani erinnerte sich, wie Tygran ihn mit großen Augen angesehen hatte, als er ihm den kleinen Knopf ins Ohr drückte.
"Aber das ist doch mit nichts verbunden, wie soll das funktionieren!?", hatte er verwirrt ausgerufen, bevor er beinahe an die Decke sprang, als Dani einen Song abspielte.
"W-Warst du das?!", quiekte er und nahm sich schnell das Gerät aus dem Ohr bevor er es verwirrt schüttelte.
"Jetzt ist es weg!!", stellte er überrascht fest, als Dani Pause drückte. Tygran schüttelte nochmal und Dani tippte mit einem Grinsen wieder auf Play.
"Jetzt ist es wieder da!!", rief er aufgeregt und schüttelte weiter. Er war so niedlich...
"So abgefahren!!! Wie viele Lieder sind in so einem kleinen Ding??"
"Ja, also ganz so funktioniert das doch nicht...", prustete Dani und zeigte ihm sein Handy.
"Du kannst das damit kontrollieren?!" Tygrans Augen leuchteten.
"Ist das Kabel unsichtbar?!?"
"Ähm... nein, es existiert einfach nicht."
"Wo kriegt man denn nicht existierende Kabel her...?" Er runzelte verwirrt die Stirn und griff mit seiner Hand in die Luft, als versuchte er irgendwie die Verbindung zwischen Kopfhörer und Smartphone zu erwischen.
"Das erklär ich dir ein andermal...", seufzte Dani und gab sich damit zufrieden Tygran dabei zuzusehen, wie er wie ein kleines Kind auf Danis Handy herumtippte und sich durch seine Playlists klickte.
Die Bahn war fast leer, als die beiden abends im Dunkeln an ihrer Haltestelle ankamen. Dani wusste, sie wurden angeguckt, als er Tygrans Hand nahm und mit ihm den Bahnsteig entlangging. Doch es war ihm egal, was sie dachten. Sich mit den beiden anzulegen, würde sich sowieso niemand trauen.
Tygran sah ein wenig nervös umher, doch nach einer Weile umschloss er Danis Hand in einem festen Griff. Es war ein Anfang, ein kleiner Schritt. Doch es war ein guter.
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Competitors (BoyxBoy)
RomantiekDani, 1,92 Meter groß, fühlt sich neben Tygran auf einmal ganz klein. Der 2,10 Meter große Russe, der trotz seiner Statur unschuldig wie die Jungfrau Maria ist, stellt ein Problem für Dani dar. Nicht nur, dass er alle mit seinem Lächeln dahinschmelz...