↠ 𝗧𝝠𝗦𝗦𝗘 𝗞𝝠𝗙𝗙𝗘𝗘

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𝟰𝟵. 𝗞𝝠𝗣𝗜𝗧𝗘𝗟

Meine Arme schlangen sich um seinen Bauch und mein Kopf drückte sich Hilfesuchende an seine Brust. Ich wusste, dass es falsch war. Es fühlte sich aber nicht falsch an. „Du zitterst.", hauchte Keyn in mein Ohr und strich sanft über meinen Rücken. Ich stand noch einige Sekunden stillschweigend an Keyn gepresst, bevor ich mich sanft löste und zu ihm hoch schaute. Er beobachtete mich intensiv. Es war ein guter, ruhiger Moment. Wir standen nicht auf verschiedenen Seiten. „ich-", Ich stoppte und atmete tief durch. „Ich sollte schlafen gehen.", ich schenkte ihm ein kleines Lächeln und ging an ihn vorbei, durch den Flur, in das Zimmer. Meine Augen huschten zu dem Schreibtisch auf dem ein Computer stand, an den ich mich setzte und einen Moment auf den Bildschirm starrte.

Ich musste noch diese Nacht einen anständigen Job suchen. Zumindest sollte ich die Bewerbungen schreiben. Ich konnte nicht hier bleiben und nicht zu Xuan. Erst jetzt bemerkte ich wie abhängig ich von anderen war. Wieso hatte ich mich bloß darauf eingelassen? Ich seufzte leise und schaltete den Computer an. Ich hätte mich nicht auf Keyn oder Xuan einlassen dürfen, dann wäre es nicht so weit gekommen. Wieso lernte ich denn nicht aus meinen Fehlern? Ich könnte alles auf meine Familie schieben, die mir nie bei stand oder auf meinen Strip Job, der mir damals schon einige Zukunft Pläne versaut hatte, doch schlussendlich war es meine Schuld. Ich hatte mich auf den Deal mit Keyn eingelassen, damit ich nicht mehr Strippen musste. Damit ich meinen Körper nicht mehr präsentieren musste. Nie wieder würde ich zurück zum Bordell gehen. Niemals. Ich würde mich sogar lieber hier einsperren als wieder vor fremden Männern zu tanzen. Nach einigen Stunden, in denen ich beinahe alles fertig bekommen hatte, stand ich auf und ging mit leisen Schritten durch den hellen Flur.

Es wurde schon hell. Mein Blick flog auf die Uhr. Sechs Uhr morgens. Erschrocken hob ich meine Augenbrauen und kam in der Küche an. Ich nahm mir ein Glas aus dem Schrank und hielt es unter den Wasserstrahl. „Du bist schon wach.", eine tiefe Stimme drang durch die Küche. Erschrocken zuckte ich zusammen drehte mich ruckartig um. Keyn saß an den Tisch und tippte auf seinem Laptop rum. „Du ja auch.", murmelte ich und setzte mich gegenüber von ihm hin. „Ich muss wichtige Dinge klären.", er lachte leicht und schob den Laptop beiseite. „Ich auch.", ich nahm einen Schluck aus dem Glas und setzte es auf die Theke ab. Seine Augen glitten einmal über mein Gesicht.

Auf seinen Lippen bildete sich ein sanftes Lächeln. „Du willst weg von hier, oder?", fragte er und bekam von mir ein Nicken als Antwort. „Danke für die Nacht.", hauchte ich verunsichert und biss mir auf meine Unterlippe. „Ich sollte dir danken, Annabelle.", er seufzte. „Du bist zu gut zu Menschen.", er lächelte mir dankbar zu und strich sich einmal durch sein Gesicht. Ich spürte die Hitze, die in meiner Wangen schoss und drehte genau deshalb meinen Kopf weg. „Kann ich noch einige Tage hier bleiben? Ich habe schon-", Keyn unterbrach mich. „Klar.", er lächelte und legte seinen Kopf leicht schief. Erleichtert atmete ich durch. Danach hatte ich meine eigene Wohnung. Meine eigenen vier Wände.

Nuit ᴳᴵᴿᴸWo Geschichten leben. Entdecke jetzt