5. Chapter

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Stocksteif marschieren wir hinter Floyd hinterher. Am ganzen Körper zittere ich, wie verrückt. Der Wald sieht aus, wie jeder Andere auch, jedoch erweckt er in mir die Angst, dass hinter dem nächsten Baum ein Vampir sich versteckt hält.

Ein Vampir vor meiner Nase reicht mir. Ich bin so gefüllt mit Angst, dass ich kaum Gedanken hegte.
Schnurstracks laufe ich, beinahe schon wie ein Roboter, Floyd hinterher.

Verwirrt blicke ich ihn an, als wir am Ende des Waldes ankommen. Wir laufen tatsächlich in ein Wohngebiet hinein. „Dass Vampire direkt bei Menschen wohnen", flüstert Mama erschrocken zu mir. „Es gibt nur Vampir und Menschenviertel, regt euch ab", brummt Floyd und verschränkt seine Arme.

Mama blickt schließlich öfters nach rechts. Mit ihren Fingern zeigt sie dass sie losrennen möchte und zeigt mit ihren Fingern eine Drei, eine Zwei und dann eine Eins.
Direkt rennen wir Beide los, doch direkt stürmt Floyd auf uns zu und umschließt mit seinen Fäusten unsere Hände.

„Ihr seid so dumm", lacht Floyd und schüttelt seinen Kopf. Ja die Idee war dumm, aber das Einzige was ich will ist aus dieser Situation herauszukommen.
Der Rest ist mir egal.
Auch wenn die Erfolgswahrscheinlichkeit bei unter einem Prozent liegt.

Nach gefühlt einer Stunde kommen wir an einem Haus an dessen Grundstück wir betreten. Es ist ziemlich klein, aber modern von außen zumindest. Eine weiße Hauswand und große Fenster zieren es.

Als Floyd den Schlüssel sucht zeigt meine Mama in eine andere Richtung. Ich wackle mit meinem Kopf. Es ist sinnlos.

Schließlich lässt uns Floyd in sein Haus und schließt die Haustür hinter uns zu.

„Ich will kein Monster sein. Das heißt keinen Leuten beim Sterben zusehen oder dabei helfen. Das heißt aber nicht, dass es mich interessiert, ob mich Leute hassen oder nicht. Sie tun es eh,also ist es mir egal. Die Wohnung ist klein, dürfte kein Problem sein sich hier zurecht zu finden.
Keine Blutreserven verstecken, danke", erklärt Floyd kurz und geht die Treppen hoch.

Was zur Hölle? WAS ZUR HÖLLE ERLEBE ICH HIER IMMERNOCH?
Immer noch ist es zu mir nicht richtig durchgesickert, dass das die Realität und kein schlechter Film ist. Wäre das hier ein Film würde vielleicht noch Batman hier irgendwo mit seinem Ganzkörperkondom herumrennen und uns retten.

Floyds Wohnung ist wirklich modern eingerichtet. Alles ist offen. Es gibt gerade einmal eine Halbwand, die Küche und Esszimmer abgrenzen. Wären wir nun hier jetzt nicht gefangen würde ich mich über eine solche Wohnung freuen.

Mama weint neben mir immer noch. Ich hingegen bin komplett starr, da ich das Alles noch nicht fassen kann. Alles ist einfach zu viel auf einmal.

In einem Film würde ich auch nicht mit meiner Mama festsitzen, wäre ja peinlich und irgendwie seltsam.
Meine Mama fängt an verzweifelt an der Eingangstür zu rütteln.

Daraufhin dreht sich Floyd nochmal um und kommt wieder die Treppe herunter. Vor Wut glühen seine Augen rot.
Mit geballten Fäusten geht er auf meine Mama zu. „bitte nicht", hauche ich leise.
Mit seinen Fäusten drückt er sie gegen die Haustür.

„Seien Sie froh, dass ich Sie nicht habe als Mittagsessen enden lassen. Mein Zuhause ist die momentan die für Sie sicherste Umgebung für sie. Morgen können sie „Free Like a bird" singen und das Haus verlassen, weil dann auf Sie keine Jagt mehr gemacht werden darf. Aber nun halten Sie sich zurück!", zischt Floyd wütend. „Fly like a Bird", nuschel ich leise.

„Du bist genauso undankbar. Ich bin so froh, wenn du weg bist", fügt er genervt hinzu. „Für mich ist gerade alles ein bisschen viel. Wobei ich gerade versucht habe normal zu reden", werfe ich ein. „Immer noch kein Fan von Smalltalk", wendet Floyd ein und verschränkt seine Arme.

Daraufhin verschwindet er die Treppen hoch.

„Warum hast du ihm den Stock herausgezogen?",fragt Mama wütend. „Ich hatte Hoffnung, dass er uns hilft und es sieht auch so aus. Es ist ein Tag, Mama. Das bekommen wir hin", meine ich und klopfe auf ihre Schulter.

„Er hat Fangzähne, rote Augen, Blutdurst, er ist ein Monster. Es handelt sich hier nicht um einen normalen Jungen, Quinn", antwortet Mama. „Wie Tante Sasha immer sagte:‚Ein Monster ist man durch seine Handlungen.'
Er hat uns nicht weh getan, im Gegenteil", schildere ich.

„Wenn er seine Zähne in deinen Nacken bohrt denk dir ein ‚Habe ich dir doch gleich gesagt'",brummte sie und lässt sich auf die Couch hinabsenken.

Als ich noch gar nicht ans Schlafen denke höre ich laute Schnarchgeräusche von meiner Mutter. Sie schläft ehrlich? In so einer Situation?
Ok sie ist etwas über Fünfzig, und wir sind weit gelaufen, haben in den vergangenen Stunden viel erlebt. Dies kann schon nervenaufreibend sein und auch müde machen.

Ich hingegen setze mich an den Tisch in der Küche und starre das Fenster heraus. Draußen sieht man, wie bunte Farben sich um die Sonne schmiegen. Die Sonne strahlt in ihrer Pracht. Es gibt nichts schöneres, als einen Sonnenuntergang zu genießen, vor allem wenn sich dabei ein schönes Farbenspiel ereignet.

Es fehlt nur noch Kaffee. Als ich auf die Kücheninsel schaue sehe ich sogar eine Kaffeemaschine. Schnell gehe ich zur Maschine und es ist sogar ein noch nicht benutztes Pad drin. In dem Küchenschrank suche ich nach einer Tasse und werde fündig.

Daraufhin lasse ich die heiße Brühe in den Becher laufen. ‚It's Coffee time', ruft meine innere Stimme.

An einem großen Fenster mit gutem Ausblick zu sitzen, gemütlich Kaffee zu schlürfen ist eigentlich total schön und entspannt, wäre da nicht dieses riesige Schnarchkonzert.

Und diese verdammte Situation, dass ich sozusagen für einen Tag hier drin gefangen bin. Hoffentlich hält Floyd sein Wort. Ich kann den Jungen echt nicht einschätzen.

Einerseits hilft er mir andauernd, aber sobald man ihn etwas fragt kommt nur ein ‚Ich mag keinen Smalltalk'.
Und dann wird er ziemlich schnell wütend. Ob das an seinen allgemeinen Temperament liegt, oder daran liegt dass er mies gelaunt ist, ist mir ein Rätsel.

Vielleicht möchte er einfach Nähe vermeiden. Vielleicht hat er doch nicht so viel Kontrolle, wie er behauptet.

Wer weiß.

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