13. Chapter

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Schule.
Jeder kennt sie und fast jeder hast sie.
Die Zeit zieht sich wie Kaugummi während der Lehrer den Lernstoff zehntausend Mal durchkaut.

Der Rest des Tages hingegen geht so schnell vorbei. Kaum steht die Sonne mittig am Himmel, schon steht der Mond an ihrer Stelle und es ist dunkel.

Am nächsten Morgen erwarte ich mich wieder neben Floyd im Unterricht zu setzen, doch er ist nicht da. Vielleicht kommt er nur später.

Als Mel mit verlaufender Mascara auftaucht schaue ich kurz verwirrt zu ihr, komme aber ihr langsam entgegen. „Quinn? Floyd wird nicht mehr kommen. Nachdem seine Schwester herausgefunden hat, was er ist und ihn als ‚Monster' betitelt hat, hat er seine Menschlichkeit abgeschaltet. Für die Jäger ist er ein gefundenes Fressen", schluchzt Mel, woraufhin ich einen Schritt noch auf sie zu mache und sie in meinen Arm nehme.

Eine Frage stellt sich mir sofort. „Wie kann sie nicht wissen, was er ist?"
„Sie ist Grundschülerin und dachte er sei nur verschwunden", erklärt Mel unter Tränen. Mein Pulli wird an meiner Schulter ganz nass von ihrem Tränenfluss.

Innerlich ist es auch für mich ein Schock. Ich habe für ihn schlussendlich auch Gefühle entwickelt. Mein Gesicht bleibt auch nicht trocken. „Ich hatte Gefühle für ihn" gestehe ich mit einem leisen Murmeln. Mel streichelt mir daraufhin über meinen Rücken.

„Hoffen wir er findet zu sich zurück", sagt sie.
Irgendwie fühlt es sich an, als ob meine Welt in tausend Bruchstücke zerfällt. Dieses Gefühl ist so seltsam. Innerhalb von drei Tagen hat es Floyd tatsächlich geschafft mich in seinen Bann zu ziehen.

Ich hatte mich wirklich in einer Vampir verliebt. Mein früheres Ich hätte mich bestimmt für Verrückt gehalten, wenn ich diesen Satz zu ihm sagen würde.

„Hast du eine Idee, was wir tun können?",frage ich leise, woraufhin ich direkt ein Kopfschütteln als Antwort bekomme.
„Ich habe alles in meiner Macht stehende versucht, doch ich bin gescheitert. Du bist ein Mensch. Er würde dir weh tun. Sehr oder sogar dich töten", antwortet Mel und blickt mit ihrem verweinten Gesicht in meins.

Mein Gesicht ist auch gezeichnet von Tränen, diese Mel vorsichtig von meiner Wange streicht. „Es tut mir leid, Quinn", schluchzt Mel.

Warum muss mir soetwas passieren? Hätte es nicht einfach normal laufen können? Verdammt. Ich werde ihn wohl nie wieder sehen. Erst habe ich Glück und finde jemand, in den ich mich sofort verliebe und das tatsächlich beidseitig ist und dann das...

Mir tut Floyd aber auch total leid. Seine Eltern wollen ihn nicht mehr. Und nun auch seine kleine Schwester. Es von ihr zu hören hat anscheinend sein Herz gebrochen. Er hat anfangs nicht einmal mit mir geredet aus Angst, dass ich ihn eh nicht mögen würde, weil er kaum Hoffnung mehr hatte. Das mit seiner Schwester hat ihn wahrscheinlich so aus der Bahn geworfen, dass er auch den letzten positiven Glauben in sich verloren hat.

Mel will nicht, dass ich mein Leben riskiere, doch was habe ich zu verlieren? Sterben tut mir sowieso in diesem Ort. Man kommt hier eh nicht mehr heraus. Entweder man stirbt durch Vampirhand oder man wird alt.

Ja das klingt hart, aber ich habe nicht einmal einen Traum, den ich verfolgen kann. Vor allem nicht hier. Ohne richtiges Ziel sitze ich hier fest in einer Stadt gemischt aus Vampiren und Verrückten. Am Schluss ende ich noch so, wie Andy-komplett Irre.

Am Nachmittag mache ich mich direkt von der Schule auf Richtung Floyds Haus.
Mein Entschluss steht eindeutig fest- ich versuche ihn noch zu retten und ich hoffe wirklich, dass er noch zu retten ist.

Der Weg zieht sich total. Straße für Straße gehe ich entlang. Eigentlich weiß ich nicht, wo ich hundertprozentig bin. Floyd ging immer nach der Schule in die Richtung und hier gibt es nicht so viele Häuser und gerade Mal zwei Abzweigungen.

Zu meinem Glück erwische ich die Falsche und laufe den ganzen Weg wieder zurück.
Nach dem ganzen Gehen habe ich bestimmt schon die 10.000 Schritte zusammen.
Juhu. Nicht. Was man nicht alles für den Richtigen tut.

Als ich wieder zurückgelaufen und richtig abgebogen bin erkenne ich ein paar Häuser von vorgestern wieder. Innerlich beruhigt mich das etwas, aber nur etwas.

Innerlich habe ich Angst, dass er nicht mehr zu retten ist oder, dass er wirklich mich foltert.

Als ich nach gefühlt stundenlangem Laufen stoße ich endlich auf sein Haus. Ok, es waren eigentlich sieben Minuten.

Während ich vor dem Gartenzaun stehe kommen Befürchtungen und erste Zweifel an meinem Ziel auf.

Plötzlich merke ich einen kalten Atem in meinem Nacken. „Was macht meine kleine Queen hier?",haucht Floyd in mein Ohr. Verwirrt drehe ich mich um.

„Floyd, bitte stell deine Menschlichkeit wieder an. Mir ist egal, was du bist", murmle ich und blicke in seine rot glühenden Augen. „Awwwwww. Glaubst du wirklich, dass ich dich mag, Kleines?", lacht er und legt seine Hand unter mein Kinn.

Innerlich zersplittert ein Teil von mir in tausende Scherben. Was habe ich mir denn auch gedacht. Da ist ein Junge, der auch Model werden könnte und dieser verliebt sich gerade in mich? So geschieht es in Filmen oder Büchern, aber nicht in der Realität.

„Da Schweigen als Ablehnung gilt schätze ich mal du meinst nein. Es beruhigt mich dass du kein falsches Bild von mir hast", grinst er und knufft mir meine Wange kurz so zusammen, das sich ein höllischen Schmerz sich auf ihnen breit macht.

„Gut, dass du mir entgegen gekommen bist, Freiwillige zu quälen ist immer schöner, als Leute, die in die Situation reingerutscht sind. Habe ich dir Deine Wange gebrochen? Awwww das tut mir aber so gar nicht leid", sagt er mit einer riesen Schadenfreude im Gesicht, während ich mich beherrsche nicht laut aufzuschreien, da dies die Schmerzen verschlimmern würde.

Meinen Tränenfluss kann ich dennoch nicht unterbrechen.
Schließlich nimmt er seine Hand und legt sie auf meine Wange. Kurze Zeit später verschwindet der Schmerz.
„Floyd?", sage ich leise und blicke erwartungsvoll in sein Gesicht.

„So heiße ich. Nein ich tue dich nur heilen damit ich dir immer wieder neue Schmerzen zufügen kann. Leider war ich etwas zu schonungsvoll. Die Wange war nur verstaucht . Dein Glück, Queen", lacht Floyd.

Was zur Hölle mit dem Floyd, den ich die letzten drei Tage kennenlernen dürfte passiert?
Oder wo zur Hölle steckt er nun?

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