1. Kapitel

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     Der weiche, samtige Stoff des weiß-rosa Kleides schmiegte sich an meinen Körper und stand im perfekten Kontrast zu meiner bleichen Haut. Das Korsett schnürte mir die Brust ab und somit auch den Atem, doch ich genoss den weichen Stoff, der meine Hüfte umspielte. Der Rock an sich fiel weit an meinen Beinen herab und war mit rosa Mustern verziert. Hinten am Rücken gab es eine kleine Auskerbung, durch den man einen kleinen Teil meiner Haut sehen konnte.
      Die Ärmel waren lang und bedeckten meine Arme, um mich vor der Kälte des letzten Winters zu schützen. Das Fahamfest diente dazu, das Ende des Winters zu feiern. Wir ehrten die Toten, gingen in die Kirche und erfreuten und daran, dass die Drachen uns dieses Leben erlaubten. Auch wenn das Kleid schön war, konnte ich für dieses Fest keine Freude aufbringen. Das hatte ich noch nie können. Denn gleichzeitig war das Fest auch an dem Tag, an dem die Drachen die Mauer errichtet hatten und sich so von uns getrennt hatten.
      Für immer. Dennoch feierten die Leute es und jetzt, wo ich 19 war und langsam in das Alter kam, in dem ich einen Mann finden sollte, zwangen mich meine Eltern dazu, an unserem heutigen Ball teilzunehmen. Die Prinzessin zu sein, machte es nicht leichter. Ganz und gar nicht. In all den Jahren hatten sie es geschafft, meine Abwesenheit zu entschuldigen.
      Entweder weil die Bälle zu lang in die Nacht gingen, weil ich Magenkrämpfe hatte, anfällig für Kälte war oder mich unter Menschen unwohl fühlte. Jetzt drängte das Volk immer mehr. Insbesondere Männer von anderen Kontinenten, die nicht aus Fallana waren. Nur wusste ich nicht, was sie hier wollten. Das Gebiet, dass wir Menschen hatten, war nichts im Vergleich zu dem, was die Drachen hatten.
      Wir besaßen vielleicht ein Viertel der vier Reiche, die es auf Fallana gab. Uns unserer war sehr klein, dennoch besaßen wir alles, was wir brauchten. Warum also immer so viele Leute hierher kamen, wusste ich nicht. Seufzend strich ich über den weißen Stoff. Fayla, meine Zofe, hatte gesagt, mein Vater hatte es mir extra anfertigen lassen. Er schien verpasst zu haben, dass ich rosa an Kleidern überhaupt nicht mochte.
      Rosa war einfach nicht meine Farbe. Ein schönes Türkis, oder ein schönes Azurblau oder Scharlachrot oder Grün fand ich schöner. Das schien er irgendwie verpasst zu haben oder er hatte es für meine imaginäre Schwester anfertigen lassen. Manchmal fragte ich mich, ob mein Vater ein anderes Mädchen aus mir machen wollte. Eine andere Frau. Eine Tochter, die er mehr lieben konnte. Die Gedanken taten weh und ich musst den dicken Kloß in meinem Hals hinunterschlucken.
      Seit ich mit fünf den Drachen besucht hatte und zwei Jahre später so krank geworden war, behandelte er mich anders. Seit ich sieben war, schien alles anders zu sein. Meine Eltern, eher gesagt mein Vater war anders zu mir. Sah mich mit anderen Augen an, als stimmte etwas mit mir nicht. Vielleicht lag es daran, dass ich diese Krankheit überlebt hatte. Obwohl es keine schlimme Krankheit gewesen war, wie man mir erzählt hatte.
      Nur ein bisschen Husten und Schnupfen. Eine Art Grippe, die einfach etwas länger angehalten hatte als bei anderen. Deswegen verstand ich es nicht wirklich. Mein Blick fiel auf meine blonden Haare, die raffiniert nach oben gesteckt waren, wobei eine blonde Strähne sanft an meiner rechten Gesichtshälfte hinabfiel. Eines musste man Fayla lassen, sie wusste, wie man Frauen schön machen konnte.
      Sie hatte es sogar geschafft, meine müden Augen so aussehen zu lassen, als hätte ich in den letzten Wochen normal geschlafen. Dabei war das nie der Fall gewesen. Jede Nacht hatte ich von den Drachen geträumt. Immer wieder hatte ich Feuer auflodern sehen und Drachen, die darin verbrannten. Jedenfalls erzählte man sich das seit 40 Jahren. Die Drachen hatten gegen die Menschen gekämpft, waren aber in Fallen gelockt worden und viele von ihnen verbrannten einfach.
      Andere brachten sich lieber gleich selbst um, bevor die Menschen an die Energie in ihren Herzen kommen konnten. Ganz hatte ich noch nicht verstanden, warum Drachenherzen so besonders waren, ich wusste nur, dass sie angeblich ein längeres Leben geben konnten, da Drachen langsamer alterten und erst mit 50 Jahren das Alter eines Zwanzigjährigen erreichten. Fayla hatte es auch geschafft, meinen bleichen Wangen Farbe zu verleihen. Jetzt wirkte meine Haut, zumindest die man sehen konnte, gebräunter und gesünder.
      Im langen Gang draußen erklangen erste Schritte. Vermutlich der Captain der Leibgarde meines Vaters. Damian. Mein Herz krampfte zusammen, als ich an seine hohen Wangenknochen, den markanten Kiefer, die blonden, schulterlangen Haare sowie an seine stechend grauen Augen dachte. Damian war wunderschön, doch sein Herz war so kalt wie sein Blick.
      Damian scherte sich nicht um die Drachen. Ihm war es egal, ob sie starben oder lebten. Deswegen herrschte diese gewisse Unruhe in mir, als sich seine Schritte näherten. Er machte mir gerne den Hof und versuchte mich mit seinem Charm zu umwerben, wobei er bei anderen Frauen Erfolg hatte. Bei mir stieß er damit immer zu auf Granit. Es dauerte eine erschreckende Weile, bis Damian schließlich klopfte und ich mich fragte, warum er so lange gebraucht hatte.
Eigentlich war mir das schon vorhin aufgefallen. Die Leute schienen neuerdings sehr lange zu meiner Tür zu brauchen. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, wann mir diese Veränderung aufgefallen war. Irgendwann hatten die Leute angefangen von der Kurve, dort wo ich sie erst hören konnte, bis zu meiner Tür, länger zu brauchen.
      Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als er klopfte. Hilflos krächzte ich ein: »Herein.« Kurz darauf öffnete sich meine alte, wuchtige Tür knarzend und zum Vorschein kamen erst braune, glänzende Stiefel, dann eine schwarze, enge Stoffhose, ein Gürtel, an dem sein Schwert „Amaris" hing, dann sein schickes Jackett, auf dem das Wappen von Kallania prangerte.
Ein silberner Drache. Schon allein bei diesem Anblick krampfte sich mein Magen zusammen. Früher, als Fallana noch ein ganzes Reich ohne Grenzen gewesen war, hatten die Menschen die Drachen geehrt. Der damalige König wollte den Drachen aus Stolz, Frieden und Verbundenheit als Zeichen tragen. Jetzt trugen sie alle es, um zu zeigen, wen sie besiegt hatten.
      Damian hatte seine Haare offen und lies sie auf seine Schultern fallen. Sein gieriger Blick glitt über mich hinweg und Ekel erfasste meinen Körper. Sein Blick ließ mich schmutzig fühlen und ich wünschte, dass Korsett würde meine Brüste nicht so heben. »Ihr seht wie immer wundervoll aus, Prinzessin«, schmeichelte er mir und verneigte sich leicht.
      Angewidert verzog ich das Gesicht, als er nicht hinsah. Was er hier wollte, wusste ich nicht. Seine Einladung zu diesem Ball hatte ich abgeschmettert. Mehr als einmal. »Es ist meine Aufgabe, schön auszusehen, als Prinzessin.« Meine Worte waren hart wie Stahl. So wie jedes meiner Worte in seiner Nähe. Das war immer so. Er war ein Arschloch und würde es auch immer bleiben. Er gierte nicht nur mir mit Blicken nach.
      Das störte mich nicht. Mich störte nur, dass er dachte, ich würde es nicht bemerken. Er verhöhnte mich damit. Dachte wirklich, ich wäre so naiv zu glauben, dass er nur Augen für mich hatte. Bei jedem anderen hätte ich das Kompliment angenommen, doch bei ihm nicht, weil er es wahllos durch die Gegend schleuderte. Es jeder Frau zuflüsterte, zuraunte oder gar zuhauchte. Manche Frauen fächelten sich daraufhin mit ihren Fächern Luft zu, andere versteckten ihren roten Wangen hinter den Fächern andere lächelte ihn breit an und andere wandten sich einfach ab.
      Ich würde gerne zu den Letzteren gehören. Doch natürlich wäre das eine Schande. Mein Vater schien zu denken, dass der Captain der Leibgarde ein guter Fang für mich war. Nur war ich nicht wirklich begeistert von dieser Idee. Besonders, da Damian blond war und ich blonde Männer nicht so attraktiv fand. Natürlich war er gutaussehend, aber ich fand blonde Männer einfach nicht so anziehend, wie Männer mit anderen Haarfarben.
      Bei Damian lag es aber eher mehr an dem Charakter, den ich abstoßend fand. So abstoßend, dass mir immer wieder die Galle drohte hochzukommen. »Natürlich ist es das. Ich wollte nur andeuten, dass Ihr heute noch schöner ausseht«, versuchte er es weiter, nachdem er sich von diesem kleinen Rückschlag erholt hatte. Ich rollte mit den Augen. »Soll ich vielleicht einen Diener rufen, der Eure Schleimspur aufwischt?«
      Bei meinen harten Worten blitzte Zorn in seinen Augen auf. »Euer Vater wünscht, dass wir zusammen zu diesem Ball gehen.« Nun kochte in mir die Wut über. Natürlich wollte er das. Natürlich wollten sie das. Aber ich wollte das nicht. Es gab noch andere schöne Männer auf diesem Ball aber ich fühlte mich nicht bereit, einen Mann zu finden, geschweige denn fühlte ich mich bereit, dem Ball beizuwohnen als wäre es schön, zu feiern, dass die Drachen uns in Ruhe ließen. Das war alles andere als schön.
      »Hört zu, Damian. Ich möchte nicht mit Euch auf den Ball gehen und ich bin sicher, dass Ihr eine andere Begleitung finden könnt. Wie oft soll ich das jetzt noch sagen, damit Ihr versteht? Soll ich es vielleicht aufmalen?« Die Wut in mir stieg stätig an und ich hatte Angst, gleich einen Wutanfall zu bekommen. Ich war so wütend. Diesen Ball... ich wollte nicht daran teilnehmen. Wollte nicht so gierig angestarrt werden und wollte auch nicht an den Höchstbietenden verkauft werden. Ich war doch keine Kuh am Markt.
      »Ich möchte aber Euch als Begleitung«, beharrte Damian und lief auf mich zu. Seine Augen funkelten wie die einer Raubkatze, die bereit war, sich auf ihre Beute zu stoßen. Wenn er glaubte, dass mich das ängstigte, hatte er sich geschnitten. Ich hatte nicht umsonst beim Training der Garde teilgenommen. Nicht umsonst mit einem Schwert trainiert, von dem ich noch immer Schwielen an den Händen hatte. Ich hatte nicht umsonst mit Pfeil und Bogen trainiert.
Außerdem konnte ich mich auch ohne Waffen ganz gut verteidigen. »Und ich möchte, dass Ihr jetzt sofort mein Zimmer verlasst.« Meine Stimme war hart wie Stahl und so kalt wie Eis. Die Stimme meiner Mutter, wenn sie ihren Willen bekommen wollte. Die Stimme er Königin, die in mir schlummerte. Damian zuckte bei meinem Tonfall zusammen. Ja, er kannte diesen Tonfall. Mein Rücken war gerade, mein Kopf hocherhoben. Ich war nicht seine Beute, die er jagen konnte.
      Ich war nicht das kleine Löwenjunge, dass sich noch bei seiner Mutter aufhielt. Ich war bereits die starke Löwin, die auf die Jagd ging. Aus der Ferne sah ich harmlos aus. Wie ein neunzehnjähriges Mädchen. Wenn er näherkam, würde er feststellen, dass ich eine junge Frau war, die sich zu helfen wusste, auch ohne die Wachen zu rufen, die nur ein paar Schritte vom Zimmer entfernt waren. Darauf konnte er Gift nehmen.
      »Wir werden sehen, Prinzessin.« Er verneigte sich und verschwand aus meinem Zimmer. Vor Erleichterung stieß ich die Luft in einem Seufzer aus und fragte mich, was meine Eltern an ihm fanden. Natürlich machte er seine Arbeit an Hofe gut. Wenn er und seine Männer ausrückten, kamen sie mit glorreichem Sieg zurück. Er beschützte meine Eltern und das Reich, wie wir es brauchten. Er war gut mit dem Schwert, gewann bei den ritterlichen Spielen immer und wusste es, mit seinem Charm zu spielen.
      Für mich war er nur ein junger Mann, der Frauen aufriss. Niemanden, den man wirklich mögen musste. Noch einmal holte ich tief Luft, dann wandte ich mich den Kerzen zu, um sie auszublasen. Fayla würde ebenfalls auf dem Ball sein und da ich nicht wollte, dass das Schloss wegen meiner Unvorsichtigkeit abbrannte, blies ich sie aus. Sofort wurde mein Zimmer in komplette Dunkelheit gehüllt. Nur das silbrige Licht des Mondes erfüllte mein Zimmer.
Meine Schritte hallten im dunklen Raum wider, bevor ich die Tür knarzen öffnete, aus der zuvor Damian getreten war. Die Wachen neigten die Köpfe, ich erwiderte ihre Geste aus Respekt davor, dass sie manchmal Tag und Nacht vor dieser Tür standen, ohne einzuschlafen. Sie würden wachen, ohne sich am Fest begnügen zu können. Nicht, dass man sich in meinen Augen wirklich vergnügen konnte, bei diesem Fest, aber es tat mir leid, dass sie keine Pause vom ständigen Stehen bekommen würden.
      Dann lief ich den kleinen Gang entlang, bevor ich um die Ecke bog, um den Hauptgang zu betreten. Dieser wurde vom Licht der Fackeln erhellt. Ein Blick aus dem Fenster verriet mir, dass wir Vollmond haben. Die Berge in der Ferne waren in silbriges Licht getaucht. Die Berge, die uns von den Drachen trennten, mit einer unsichtbaren Wand dazu. Sie waren so wunderschön. Ihre weißen Spitzen funkelten im Licht des Mondes und der Sterne.
      Je weiter ich ging, desto lauter drang die fröhliche Musik an meinen Ohren, mit einer Mischung aus Gelächter und fröhlichen Rufen. Mein Herz krampfte in der Brust. Es wand sich und wand sich, als hätte jemand eine Eisenkette darum geschlungen. Eisige Kälte machte sich in mir breit. Nein, ich verstand es nicht. Ich wollte nicht verstehen, was diese Leute feiern konnten. Und ich verstand, warum ich es nicht verstand. Manchmal kam es mir so vor, dass sie nicht den Abgang des Winters feierten. Sie feierten den Abgang der Drachen.
      So empfand ich es zumindest. Da gab es für mich nicht viel zu feiern, außer dass die Menschheit Mörder waren. Mörder von Kreaturen, die uns nie etwas getan hatten. Aus Egoismus heraus hatten sie sie gejagt. Verbrannt oder gar andere Dinge mit ihnen getan. Das wollte ich nicht feiern und doch lief ich auf den Ballsaal zu. Die fröhliche Musik wurde lauter und lauter und wollte in meinen Körper eindringen, um mir diese Freude zu übermitteln, allerdings wurde sie von meinem eisernen Willen zurückgeschmettert.
      Ich würde nicht fröhlich sein. Selbst, wenn die anderen das noch so sehr wollten. Ich würde nicht fröhlich sein. Wollte nicht fröhlich sein. Dennoch betrat ich den großen Ballsaal. Der Geruch von Wachs, billigem Parfüm und leichtem Schweiß lag in der Luft. Unwillkürlich rümpfte ich die Nase und sah zu den Kronleuchtern empor, die von Kerzenlicht erhellt wurden und somit den ganzen Saal bestrahlten.
      Die meisten Leute hier waren Adelige. Sie trugen imposante Kleidung, die auffällig war. Die Frauen hatten ihre Haare zu kunstvollen Kränzen oder anderen Dingen hochgesteckt und fächerten sich Luft zu. Auch mir wurde bei der stickigen Luft schwummrig. Das Korsett, was mir die Luft abschnürte, machte es nicht besser. Mit pochendem Herzen betrat ich den Saal und spürte die Blicke, die sich auf mich legten. Diese gierigen Blicke war ich gewohnt. Ich wusste, was sie zu bedeuten hatten.
      Ich wusste, was das Tuscheln zu bedeuten hatte, dass leise an mein Ohr drang, aber fast von der Musik verschluckt wurde. Sie tuschelten über die Tatsache, dass ich hier war. Waren erstaunt, mein Gesicht hier zu sehen. Frauen warfen mir neidige Blicke zu, angesichts der Tatsache, dass mein Kleid wunderschön war und meine Kurven an den richtigen Stellen betonte, dabei wusste ich nicht, dass ich nicht die dünne Prinzessin war, die ich sein sollte. Meine Schenkel waren dicker als „gewöhnlich", die aber unter dem weiten Saum des Kleides gut versteckt wurden.
       Meine Hüfte war eigentlich auch breiter, wurde aber von Korsett eingedrückt. Nicht, dass mich das störte. Damit konnte ich sehr gut leben. Wirklich gut leben. Auch meine Oberarme hatten etwas mehr Fett an sich und wenn ich wank, schlackerte es. Doch dank der Ärmel wurde das versteckt. Ich schämte mich dessen nicht. So dürr zu sein, wie die Mädchen hier im Raum... das war kein Ziel. Da hatte ich lieber etwas mehr auf den Rippen.
      Zumal es beim Kämpfen nicht gut war, wenn man kein Körperfett hatte. Damals, als ich noch dünner gewesen war, hatte jeder Schlag in die Rippen höllisch wehgetan. Jeder Schlag auf den Arm. Nach langen Ritten hatte mein Po wehgetan. Es war besser, etwas mehr auf den Rippen zu haben, aber immer noch beweglich zu sein. In dem Moment hörte ich meinen Namen aus dem lieblichen Mund meiner Mutter. Mein Name klang aus ihrem Mund wie eine Liebkosung. Sie war anders als mein Vater.
      Weniger kühl. Mehr... mehr liebevoll. Lächelnd wandte ich mich ihr zu und ließ mich von ihr in eine Umarmung ziehen. Sofort ging das Getuschel wieder los. Umarmungen unter der Königsfamilie waren in der Öffentlichkeit nicht gerne gesehen. Doch darauf pfiff meine Mutter. Sie umarmte mich wann und wo sie wollte. Niemand konnte sie daran hindern. Nicht einmal der Rat, der uns nun böse Blicke zuwarf.
      »Tut mir leid, wegen dem Kleid. Ich wollte ihn überzeugen ein anderes zu nehmen«, wisperte sie in mein Ohr. Zur Bestätigung, dass ich sie verstanden hatte, nickte ich und drückte sie noch etwas fester an mich. Ihr vertrauter Duft nach Flieder stieg mir in die Nase und umhüllte mich. Vertrieb den Geruch des billigen Parfüms, gemischt mit Wachs und Schweiß. Es gab nur noch sie. »Komm, lass uns zu deinem Vater«, hauchte sie und ich gehorchte.
      Wenn auch widerwillig. Ich wollte ihn nicht sehen. Wollte den Mann nicht sehen, der seit Jahren dieses Fest feierte. Seit Jahren. Als wir ihn erreichten, stand ganz zufällig, wie sollte es auch anders sein, Damian bei ihm. Die beiden unterhielten sich leise und angeregt über etwas. Als er mich sah, wurde der Blick meines Vaters für einen Moment wärmer, doch sofort wieder von eisiger Kälte ersetzt. Dann setzte er zu einer Ansprache an. Die Musik verstummte, so wie das Stimmengewirr der anderen.
      Er räusperte sich. »Es freut mich, dass ihr alle so zahlreich erschienen seid. Eigentlich sollte das hier ein fröhliches Fest sein, doch wie mir mitgeteilt wurde, fliegen die Drachen seit einigen Tagen über dem Berg hin und her. Wir müssen davon ausgehen, dass es mit dem Frieden bald vorbei ist. Wie ihr wisst, können sie die Grenze übertreten, wenn sie wollen. Sie können das, wir nicht. Deswegen wollte ich euch heute vorwarnen. Wir werden Legionen schicken, um die Drachen in Schach zu halten.«
      Mit diesen Worten änderte mein Vater alles für mich. Alles.

Tut mir leid, dass "Dragon Heart" gester nicht online kam. Ich hatte ein paar Internet Probleme, und konnte es deswegen nicht hochladen. Ich wünsche euch noch ein schönes Wochenende :)

Dragon Heart ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt