16. Kapitel

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   Mühsam ging ich mit dem Kamm durch meine langen blonden Haare. Sie hatten während der Nacht, in der ich mich ruhelos im Bett hin und her gewälzt hatte, Nester gebildet. Es war ein Wunder, dass weder Howlan noch Cas von diesem Hin und her aufgewacht waren. Wenn es sie gestört hatte, hatten sie jedenfalls nicht geklopft. Vielleicht war es auch besser so gewesen. Ich hätte ihre Anwesenheit eh nicht gemocht.
      Immer wieder lauschte ich auf meinen Herzschlag. Mein Herz schlug normal. Dass ich ein Drachenherz haben sollte, konnte ich mir nicht vorstellen. Aber vielleicht schlug es ja auch normal oder ich dachte nur, es würde normal schlagen. Ich hatte so viele Fragen, die mich die ganze Nacht wachgehalten hatten. Warum haben meine Eltern gelogen? Warum will mein Vater die Drachen töten, wenn mich einer von ihnen gerettet hat? Warum haben Eltern auch das restliche Volk belogen?
      Ich verstand es nicht. Das tat ich wirklich nicht. Als die Nester nicht aus meinen Haaren verschwinden wollten, stiegen Tränen der Verzweiflung in meinen Augen auf. Obwohl ich gestern Nacht noch ein paar Tränen hatte fließen lassen, war der Brunnen noch nicht versiegt. Dafür waren zu viele Emotionen in mir angestaut. Zu viele. Als würde er es spüren, ging die Tür auf, die ich nicht abgesperrt hatte. Vielleicht sollte ich das in einem Haushalt, der fast nur aus Männern bestand, einmal überdenken.
      Cas stand im Türrahmen. Sein weißes Leinenhemd, das an der Brust drei Knöpfe hatte, die nicht zugeknöpft waren und ich deswegen ein Teil seiner muskulösen Brust sehen und einen Flaum an Haaren, spannte wie immer um seine Armmuskeln. Er trug eine schwarze Hose aus Leder für später. Das wusste ich. Dazu zierten schwarze Stiefel seine Füße. Einen Teil seiner Haare hatte er ab den Schläfen nach hinten gebunden. Doch es war nicht sein Aussehen, dass mich fast vom Stuhl warf, es war der Blick, mit dem er mich ansah.
      Manche Mädchen wären jetzt vielleicht bei einem heißen, intensivem Blick vom Stuhl gefallen, ich fiel fast vom Stuhl, als ich die Sorge in seinen Augen sah. Langsam ging er auf mich zu. Langsam, als wolle er mich nicht verschrecken. Ein Zittern erfasste meinen Körper, als die erste Träne kullerte. Wütend wollte ich sie wegwischen, doch ich konnte mich nicht bewegen. Ich hasste das. Ich hasste es zu weinen.
      Aber ich kam nicht darüber hinweg, dass sein Vater sein Leben für mich gelassen hatte. Und ihn hier zu sehen, ihn, der mich immer daran erinnern würde, machte es nicht besser. Cas hatte mir versichert, dass es ihn nicht störte, doch ein Teil in mir glaubte das nicht. Es störte ihn. Es musste ihn stören. Er musste mich doch hassen! Sanft löste Cas meine verkrampften Finger vom Kamm. Seine Finger waren schön warm und sanft.
      Mit tränenverschleiertem Blick sah ich ihm dabei zu, wie er den Kamm an meinem Kopf ansetzte und ihn sanft durch meine Haare fuhr. Er ging behutsam mit meinen Haaren um. Er benutzte den Kamm geschickt, ohne mir wehzutun. Woher er das konnte, wusste ich nicht. Dort, wo er zu scharf an meiner Kopfhaut zog, fuhr er sogleich mit seinem Daumen sanft über die Stelle, was mir ein kleines Lächeln entlockte.
      Im Spiegel sah ich verschwommen, wie Cas ein Nest nach dem anderen auflöste. Wir sprachen nicht. Ich wusste auch so, was er mir sagen wollte und er wusste auch so, was ich dachte. Sein Blick, den er mir ab und an im Spiegel zuwarf, sprach Bände. Er sagte mir immer wieder, dass ich nicht schuld war. Dass er mich nicht hasste. Dass sein Vater das Richtige getan hatte. Ein Teil in mir wollte ihm so gerne glauben.
      Ich wusste, dass er das vielleicht wirklich so sah. Aber ich... wie konnte ich je damit leben, dass ein anderer sein Leben für mich gelassen hatte? Es fühlte sich schrecklich an. Als hätte jemand meine Brust zugeschnürt. Als Cas fertig war, drehte er mit einer Leichtigkeit den Stuhl zu sich herum und ging vor mir auf die Knie. Sanft und behutsam strich er meine Tränen weg. Abermals. Meine Lungen brannten bereits von unterdrückten Schluchzern. »Du bist nicht schuld, Covina. Mein Vater hat das selbst entschieden«, hauchte er. Seine Worte machten es nur noch schlimmer.
      Fast nahm ich gar nicht wahr, wie das Sonnenlicht sein Gesicht in ein goldenes Licht tauchte und seine Haare natürlich glänzen ließ. »Aber er-«, setzte ich erstickt an, doch Cas ließ mich nicht ausreden. »Hättest du das für ein krankes Kind getan, wenn du die Chance dazu gehabt hättest? Wenn du schon über 100 Jahre auf dieser Welt gewesen wärst, hättest du es dann getan?« Ich runzelte die Stirn und versetzte mich in die Lage seines Vaters. Widerstrebend nickte ich. Cas lächelte leicht.
      »Na siehst du. Auch du hättest jemanden gerettet. Dann akzeptiere, dass mein Vater dich retten wollte. Ich tue es auch. Am Anfang, vor zwölf Jahren tat ich es nicht und hatte ihn aufhalten wollen, doch die anderen hielten mich davon ab und sagten mir, dass es das Richtige war. Damals war ich wütend, heute verstehe ich es. Er wollte den ersten Schritt in Richtung Frieden tun. Gib dir nicht die Schuld, mein Vater hat seine Gefährtin verloren und seinen kleinen Engel. Er war traurig. Er hätte nie wieder froh werden können. Auch mit mir nicht.«
Cas klang traurig, aber er meinte jedes Wort so. Mit brennenden Augen sah ich ihn an. »Aber ich habe dir den letzten Teil deiner Familie genommen!«, schrie ich laut. Viel zu laut für seine Drachen Ohren, denn er zuckte zusammen und schien für einen Moment seine Ohren zuhalten zu wollen. Erschrocken schlug ich die Hand vor den Mund, doch seine großen Hände lagen noch immer auf meinen Oberschenkeln. »Oh Gott... tut mir leid...«, murmelte ich. In seinen Ohren musste es sicher klingeln.
      Er lächelte mich sanft an, als er sich wieder gefasst hatte. »Du hast ihn mir nicht genommen, Covina. Mein Vater war... nicht mehr mein Vater. Er war zwar da doch er war tot unglücklich. Früher oder später wäre er gegangen. Seelenverwandte können kaum ohne einander. Sie werden unglücklich und sterben vor sich hin. Sie leben nicht mehr wirklich. Er blieb am Anfang nur für mich, um mein Trost zu sein, doch er sah, dass Howlan, Nila, Fera und Wren mein Halt sein würden. Es gab nun keinen Grund für ihn, zu bleiben. Du hast ihn mir nicht genommen. Der Krieg hat ihn mir genommen, Covina. Obwohl es eher ein Abschlachten als ein Krieg war.«
       Er wirkte in seinen Erzählungen so sicher. Während ich nicht wusste, was ich von dem allen halten sollte. Er schien sich so sicher zu sein, dass sein Vater so oder so bald gestorben wäre, was in meinen Ohren ziemlich hart klang. »Wie soll ich mir das vorstellen? Wenn der Gefährte stirbt, dann stirbt man mit oder wie?« Cas nickte. »Wenn man den Bund eingegangen ist und dann einer der beiden stirbt, dann stirbt ein Teil mit ihm. Man kann sich das Leben ohne den anderen nicht mehr vorstellen und es gibt auch keinen zweiten Seelenverwandten. Es gibt nur einen im Leben. Mein Vater wäre nie wieder glücklich geworden.«
      Schwer schluckte ich. »Das bedeutet... wenn wir den Bund eingehen sollten und ich sterbe...« Ich musste nicht zu Ende sprechen, als er nickte. Ich holte tief Luft und sah in seine braunen Augen, die schon wieder dieses intensive Funkeln in ihnen hatten. Mal wieder. »Ich möchte nur, dass du aufhörst, dir die Schuld zu geben, okay? Das wird dir und uns allen nicht weiterhelfen. Du musst einen klaren Kopf haben, wer weiß, wie viele Tage uns noch bleiben.«
Seine Worte verdrängten den Nebel des Schmerzes in mir und weckten meine Instinkte. Er hatte recht. Ich konnte es mir nicht leisten im Bett zu liegen und zu weinen, wenn doch eine neue Schlacht bevorstand. »Du hast noch immer nicht gesagt, wen du verdächtigst«, kam es aus mir heraus. In Cas' Augen trat ein geheimnisvolles Funkeln. »Ich bin mir nicht sicher. Wir werden sehen.« Seine Antwort half mir nicht besonders weiter. Dennoch nickte ich. Dann stand er auf und betrachtete die Ledermontur, die ich von Nila hatte.
      Sie passte mir wie angegossen, nur an der Hüfte und an den Armen war sie eng, da ich da mehr Ablagerungen hatte, die daher kamen, dass ich lange nicht mehr trainiert hatte. »Darf ich dir einen Zopf machen?«, fragte er aus heiterem Himmel. Verblüfft sah ich Cas an. »Du willst mir einen Zopf machen?« Er nickte. »Na gut«, erwiderte ich und sah ihn etwas unsicher an. Doch er lächelte nur, drehte meinen Stuhl wieder zu dem Spiegel um und teilte meine Haare in drei Stränge.
      Geschickt flochten seine Finger meine Haare zu einem Zopf. Ab und an streiften seine Finger meinen Nacken und immer wieder schnappte ich dabei leise nach Luft. An dem Funkeln in seinen Augen vernahm ich, dass er es hörte, doch er sagte nichts dazu. Sein Blick war weiter auf meine blonden Haare geheftet. Er war schneller fertig, als ich es je gekonnt hatte. Blind tastete ich den Zopf ab und musste feststellen, dass er makellos war. »Woher kannst du das so gut?«, hakte ich nach.
      Er grinste leicht und sah mich im Spiegel an. »Ich hatte mal noch längere Haare als jetzt.« Für einen Moment stellte ich mir Cas mit noch längeren Haaren vor. Bestimmt waren seine Haare damals genauso seidig wie jetzt. Zumindest sahen seine Haare seidig aus. Unsere Blicke kreuzten sich noch immer im Spiegel und niemand von uns sagte etwas. Stattdessen verlor ich mich in seinen Augen und fiel tiefer und tiefer hinein. »Komm, die anderen warten schon im Hof«, unterbrach er meinen Gedankengang und lief auf die Tür zu, ohne auf mich zu warten. »Wir frühstücken nicht?«, hakte ich nach.
      Cas drehte den Kopf über die Schulter zu mir und lächelte. »Wir alle haben zu lange geschlafen. Fero hat bestätigt, dass Conall und die anderen schon auf dem Feld warten. Das Training wird hart. Im Flug kannst du einen Apfel essen, das liegt nicht so schwer im Magen.« Ehe ich etwas erwidern konnte, war Cas aus der Tür verschwunden. Seufzend sah ich mich im Spiegel an. Dort, wo ich eine Prinzessin hätte sehen sollen, war viel mehr als das.
      Eine Kriegerin. Der Zopf stand mir gut. Cas hatte ihn so gelegt, dass er über meine rechte Schulter fiel. Meine Augen wirkten trüb und doch sah ich die Stärke in ihnen. Die Stärke, es den anderen zu zeigen, die Stärke, mich nicht vom Schmerz in die dunklen Tiefen ziehen zu lassen. Cas hatte recht. Ich war nicht schuld. Dennoch tat es weh zu wissen, dass er für mich gestorben war aber er hatte es so gewollt. Sein Vater hatte es so gewollt und selbst mein Teddy hatte die Leere in seinem Herzen nicht füllen können.
      Also stand ich auf und lief aus dem Zimmer. Als ich die Tür hinter mir schloss, kam Cas aus seinem Zimmer. Er schien etwas geholt zu haben. Er trug zwei Schwerter bei sich und einen Bogen. In der anderen Hand trug er die Teile seiner Ledermontur. Natürlich. Es würde sich nicht lohnen, sie anzuziehen, wenn sie bei der Verwandlung kaputtgehen würde. Dennoch erlaubte ich mir, in der Zeit, in der er auf mich zutrat, ihn zu betrachten.
      Immer wieder fiel mein Blick auf seine freie Brust und den Flaum an dunklen Haaren darauf. Bei uns im Schloss trugen Männer nur Bärte und achteten darauf, keine andere Körperbehaarung zu haben. Cas schien es nicht zu stören und mich auch nicht. Ein kleiner, dummer Teil in mir wollte sogar über diesen Flaum auf seiner Brust streiche, der sich sicher auch über dein Rest seines Oberkörpers zog. Als ich jedoch zu lange starrte, wandte ich den Blick auf meine Stiefel.
      »Der Zopf stand dir schon gestern sehr gut. Dann siehst du nicht mehr aus wie eine Prinzessin, sondern wie eine Prinzessin, die etwas verändern will.« Cas' Stimme war wieder einmal erstaunlich sanft und obwohl er lächelte, spürte ich doch seine Autorität und diese leichte Dominanz die er ausstrahlte. »Ich will ja auch nicht nur eine Prinzessin sein. Ich will mehr sein als nur eine Puppe, die man in schöne Kleider steckt«, presste ich hervor.
      Cas legte den Kopf schief. Zum ersten Mal schien er zu erkennen, was ich wirklich von meinem Hof dachte. Von der Etikette. Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen, dann lief er einfach an mir vorbei. Eilig folgte ich ihm. Nach ein paar Gängen und Stufen später befanden wir uns im Innenhof. Heute waren auch Fero und Nila Drachen. Nila war ein Drache, dessen Schuppen schwarz waren, im Licht aber bläulich glänzten. Feros rote Schuppen leuchteten hell, ihn würde man nie übersehen.
       Nila hatte vergleichsweise mehr Hörner auf ihrem Schwanz, als Fero. Besonders am Ende stachen zwei spitze Spitzen wie Reißzähne hervor. Fero hatte dafür größere Flügel. Howlan war der größte von ihnen. Seine weißen Schuppen glänzten leicht silbern im Licht der Sonne, als Cas und ich näher traten. Wren war ein komplett schwarzer Drache. Doch auch seine Schuppen glänzten bläulich. Als Drachen waren Nila und Wren kaum zu unterscheiden. Der größte Unterschied war, dass Nila mehr Hörner auf ihrem Körper hatte und ihr Schwanz gefährlich wirkte.
      Wren hatte viel weniger. Ehe ich sie alle noch näher betrachten konnte, drückte Cas mir die Sachen in die Hand. Da ich wusste, dass er bei der Verwandlung unmöglich zwei Schwerter und einen Bogen und einen Köcher mit sich tragen konnte, nahm ich die Sachen entgegen. Aus dem Augenwinkel nahm ich flüchtig wahr, wie er sich auszog. Aus Respekt sah ich weg und hörte nur, wie Kleidung raschelte, bis ein paar Sekunden später ein heller Schein neben mir aufleuchtete und kurz darauf Cas vor mir stand.
      Erst jetzt nahm ich mir die Zeit, ihn zu betrachten. Natürlich hatte ich seine Farbe und seine Augen schon ausgiebig betrachtet, doch ich hatte mir die Zeit genommen, seinen mächtigen Körper näher zu betrachten. Seine mächtigen Schwingen, die an seinem Körper anlagen, die mächtigen Hinterbeine, die Krallen, die über den Boden scharrten und den langen Hals. Cas' Hals war etwas länger als der der anderen. Cas hatte zwei große Hörner oben an seinen Schläfen und auch an seinem Schwanz waren welche.
      Als ich ihn ausgiebig betrachtet hatte, wollte ich auf Howlan zulaufen, aus Gewohnheit. Ein bronzener Schwanz versperrte mir den Weg und seine Spitze schlang sich sanft um meinen Arm. Verblüfft starrte ich Cas an, dessen Schwanz um meinen Arm lag, als wäre das total natürlich. »Soll ich etwa mit dir fliegen?« Sein mächtiger Kopf wippte mit einem Nicken auf und ab. Howlan gab einen protestierenden Laut von sich und plusterte sich auf. Seine Schwingen breiteten sich aus und sah Cas böse an.
      Ich wusste nicht, ob seine Wut echt oder gespielt war. Jedenfalls wirkte es lustig. So wie er ein protestierendes Schnauben von sich gab und empört mit den Flügeln flatterte. Cas stieß ein Grollen aus, dass tief aus seiner Brust kam und in seinen Augen sah ich etwas aufflammen. Die beiden schienen sich zu unterhalten. Howlans echsenartige Augen glitten zu mir, dann zu Cas, dann wieder zu mir. Beleidigt peitschte er dann mit dem Schwanz und wandte den Kopf ab.
      »Ach, Howlan. Dann fliege ich eben auf dir zurück«, versuchte ich ihn aufzumuntern, doch der weiße Drache beachtete mich nicht mehr, schnatterte etwas vor sich hin und flog einfach davon.  Seufzend löste ich Cas Schwanz, der sich um meinen Arm gerollt hatte wie eine Schlage und kletterte auf seinen Rücken. Auf ihm zu sitzen war ungewohnt. Howlans Körper war anders, seine Muskeln waren besser verteilt. Bei Cas war das nicht der Fall und doch war es... gemütlich.
       Es kam mir dumm vor das zu sagen, hier, wo ich in der Mulde zwischen Körper und Hals saß, doch es war gemütlich. Den Köcher hatte ich mir über den Rücken geschnallt und die Schwerter fest im Griff. Einer nach dem anderen hob ab und Cas sah fragend zu mir, als wollte er auf die Bestätigung warten, in den Himmel zu schießen. Lächelnd nickte ich. Cas stieß sich sanftere als erwartet vom Boden ab und schon peitschte mir ein wilder Wind entgegen. Obwohl die Lederausrüstung nicht gerade leicht war, schirmte sie meinen Körper doch vor dem Wind ab und ich war dankbar über Cas' festen Zopf, denn sonst hätte ich die Haare vermutlich überall gehabt.
      Ich hörte den reißenden Fluss und wagte einen Blick nach links. Das blaue Etwas, dass sich wie eine Schlage durchs Tal schlängelte, glitzerte im Licht der Sonne. Dahinter sah ich das Meer glitzern. Kurz schloss ich die Augen und genoss das Gefühl der Freiheit, dass meinen ganzen Körper erfüllte. Genoss den Wind, der um mich herum peitschte und genoss den Geruch von Wald, Meer und Blumen, der meine Nase erfüllte.
       Ein paar Sekunden später, als ich merkte, dass Cas langsamer wurde, öffnete ich die Augen wieder. Der Flug bis zum Treffpunkt war nicht weit, aber laufen hätte zu lange gedauert. An einer Stellte vor dem Wald, der Dalenka und Morlana trennte, tummelte sich ein buntes Meer aus Drachen. Erstaunt weitete sich mein Mund. So viele Drachen hatte ich noch nie auf einmal gesehen. Gut, gestern aber... nicht in ihrer Drachengestalt. Eine bunte Vielfalt an Farben säumte das Gebiet. Lila, Blau, Schwarz, Golden, Silbern, Weiß, Schwarz, Grau... so viele Farben leuchteten in der Sonne.
       »Wunderschön...«, murmelte ich in dem Moment, als Cas zum Landeflug ansetzte. Sein Blick glitt zu mir und ich glaubte in warmes Funkeln in seinen echsenartigen Augen zu erkennen bevor er sanft am Boden landete. Wie von selbst strich ich über seine Schuppen, so wie bei einem Pferd und spürte, wie sein wuchtiger und sonst so starker Körper unter dieser Berührung erzitterte. Schnell zog ich meine Hand weg und glitt von seinem Körper herunter. Mit geröteten Wangen sah ich zu Howlan. Wütend schien er nicht mehr zu sein, denn in seinen Augen funkelte der Schalk.
      Grinsend wandte ich den Blick ab und betrachtete die Drachen vor mir. Es kam mir vor wie in einem Märchen. Sie waren so wunderschön. Mächtig. Erhaben. Majestätisch. Wenn ich malen hätte können, hätte ich dieses Bild gezeichnet. Ein Blick in die Menge zeigte mir, dass nur Conall und Corvin in ihrer menschlichen Gestalt waren. Hinter mir leuchtete ein helles Leuchten auf und ein Teil in mir wusste, dass es Cas war. Als er nach ein paar Minuten neben mich trat, nahm er mir ein Schwert ab und schnallte es sich auf den Rücken. Ich betrachtete seine Ledermontur und spürte, wie mein Mund trocken wurde.
       Sein Lederwams hatte einen Drachen über der Brust, das Metall des Schwertes funkelte im Licht der Sonne, seine schwarze Hose spannte an seinen Schenkeln. An seinen Händen trug er Halbhandschuhe, die nur die Hälfte seiner Finger bedeckten. Messer und Dolche hingen an seinem Gürtel und der entschlossene Ausdruck in seinen Augen zeigte mir, wie bereit er hierfür war. Er sah aus... wie ein Krieger. Ein Drachenkrieger, der vor nichts zurückschreckte.

Dragon Heart ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt