6. Kapitel

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      Kühle Luft umgab mich, während ich auf Wrens Rücken saß. Er war der schwarze Drache, den ich gestern gesehen hatte. Fasziniert strich ich ab und an über seine großen Schuppen, spürte, wie sie rau über meine Handfläche strichen. Er schien sich nicht daran zu stören. Wenn es ihm etwas ausmachte, sagte er es nicht. Er flog unbeirrt weiter. Von hier oben konnte man das ganze Reich sehen. Ich wusste, dass ich in Morlana war, das Randgebiet zu Fallana.
      Neben Morlana lag Dalenka. Das Reich des Waldes, wie es genannt wurde. Morlana war eher weniger mit Wald, sondern eher mit Flüssen und Seen bestückt. Große Klippen zierten sich zu beiden Seiten des weiten Landes. Das Meer schlug immer wieder dagegen und wirbelte Schaumkronen auf. In der Ferne erstreckte sich eine weitere Bergkette. Dahinter lag Morrigan. Das Reich der... Trockenheit und Wüste, wie es mir schien. Da war nichts. Rein Garnichts. Nur ein kleiner Fluss und sonst nur Wüste.
      So sah es von hier zumindest aus. Und dann eine Insel. Asana. Die Insel der Hexen. Sie hatte Berge, Wälder und Flüsse, wie ich wusste. Doch sie lag so weit in der Ferne, dass ich es nicht ganz deuten konnte. Stattdessen beobachtete ich Fero. Seine rot-braunen Schuppen glänzten im Licht der Sonne. Ich beobachtete, wie geschmeidig und elegant er mit seinen Flügen schwang. Beobachtete, wie er majestätisch über den Himmel glitt. Cas war schon etwas weiter weg und viel näher an der Burg dran, die sich in nicht allzu weiter Ferne in die Höhe erhob.
Jedes „Drachenreich" hatte Burgen und kleinere Dörfer. Doch von den Drachen waren nicht mehr viele übrig, da bei der Abschlachtung besonders darauf geachtet wurde, weibliche Drachen zu töten. Nicht alle waren tot, wie ich wusste, doch so viele neue Drachen konnten nicht mehr gemacht werden, wie mir schien. Doch in den Erzählungen hieß es, dass Drachen auch mit Menschen verkehren konnten, ohne dass diese bei der Geburt sterben mussten. Denn Drachen kamen als Menschen zur Welt.
      Ihre Drachengestalt nahmen sie erst mit sieben Jahren an. Vermutlich dachten die damaligen Bewohner nicht, dass irgendwelche Menschen sich mit Drachen einlassen würden. Doch sie waren normal. So wie jeder andere auch. Wren war sogar so nett zu mir gewesen, ein Feuer für mich zu machen, damit ich nicht erfror. Gedankenverloren sah ich zu, wie Cas in der Ferne immer kleiner wurde. Er hatte alle in seiner Familie verloren... nur schlecht konnte ich mir vorstellen, wie das für ihn sein musste.
      Ich hatte meine Eltern noch, doch allein der Gedanke daran, meine Mutter zu verlieren... er war schrecklich. So verdammt schrecklich. Meine Brust schnürte sich bei diesen Gedanken zusammen und eisige Kälte drang durch meine Knochen, durch jede Zelle meines Körpers. Bei der Vorstellung spürte ich, wie ich erstarrte. Er hatte sie verloren. Sogar seine kleine Schwester. Wegen der Gier der Menschen. Etwas, das ich nicht ganz verstehen konnte. Etwas, das ich nicht ganz verstehen wollte.
      Natürlich war es schön, wenn man durch die Energie in den Herzen der Drachen länger leben konnte aber... warum hatten so viele danach gegiert? Warum hatten sie sich gegen die Drachen gewandt? War ihnen das längere Leben denn so verdammt wichtig? Was brachte es, länger zu leben aber mit der Schuld leben zu müssen, dass man einen Drachen getötet hatte? Aus reiner Gier. Eine kalte Böe wehte mir die Kapuze vom Kopf.
      Eilig wollte ich sie wieder aufsetzen, entschied mich aber dagegen. Ein paar Minuten später landete ein Drache nach dem anderen im großen und geräumigen Innenhof der Burg. Mit einem hellen Lichtschein verwandelte sich Cas in den schönen jungen Mann, der er war. Nackt. So wie er geschaffen worden war. Mit geröteten Wangen wandte ich den Blick ab und hörte Kleidung rascheln. »Ziert sich die Prinzessin etwa?« Die Kälte in seiner Stimme war noch immer nicht verschwunden.
      Wut kochte abermals in mir auf, doch ich beachtete ihn nicht weiter, sondern dankte Wren dafür, dass er leicht in die Knie ging, so dass ich ohne Probleme von seinem Rücken rutschen konnte. »Und ich bin kein Mistkäfer, sondern ein Drache«, hörte ich ihn dann sagen und mir wurde klar, dass er meine letzte Beleidigung gehört hatte. Schnaubend rollte ich mit den Augen. »Nein, ein Mistkäfer.« Hinter mir leuchteten zwei helle Blitze auf und ich trat instinktiv einen Schritt nach vorne, ohne nach hinten zu blicken.
      Dafür trat Cas vor mich. In einem frischen Leinenhemd und einer dunklen Hose. Dazu trug er Stiefel. Schwarze Stiefel. »Was soll das sein? Ein Mistkäfer?« Er legte den Kopf schief und zum ersten Mal musterte er mich neugierig. Ohne wirkliche Kälte in seinen Augen. »Ein Mistkäfer ist ein... ähm... Wicht. Ein Idiot. Ein Arschgesicht.« Cas hob eine Braue. »Ich wusste gar nicht, dass verwöhnte Prinzessinnen solche vulgären Ausdrücke benutzen dürfen.« Wütend funkelte ich ihn an. »Ich bin nicht verwöhnt! Ich bin ganz allein hierher geritten, ich habe gelernt mit dem Schwert zu kämpfen und mich selbst zu versorgen. Wenn ich verwöhnt wäre, hätte ich sehr viele Kleider eingepackt, an eine Zofe gedacht und vermutlich noch einen Packesel, der meinen Schminktisch getragen hätte! Und wenn ich so verwöhnt wäre, hätte ich sicher darauf bestanden, ein Bad zu nehmen, weil ich ja so stinke!«
      Jemand hüstelte hinter mir, doch das war mir egal. »Und es wird Zeit, dass mit den Vorurteilen jetzt Schluss ist! Ja, ich bin eine Prinzessin, ist mir das wichtig? Nein. Ich erwarte keinen Knicks oder sonst etwas. Ich bin Covina. Meine Freunde nennen mich Vina. Und diese vulgären Ausdrücke habe ich beim Training mit der Garde meines Vaters gelernt. Männer benutzen sie ständig. Ich dachte, ich passe mich etwas an.«
      Cas musterte mich. »Schön, Covina. Dann wird es dich sicher freuen, dass du, wie jeder andere hier auch, beim Küchendienst helfen darfst aber bitte erst ein „Bad" nehmen und dich umziehen.« Er spuckte meinen Namen aus, als wäre er eine Beleidigung. Bevor ich etwas erwidern konnte, drehte er sich um und lief auf den Eingang der Burg zu. »Mistkäfer«, murmelte ich vor mich hin, was Wren und Fero wieder leise lachen ließ. »Immer noch ein Drache, Covina. Immer noch ein Drache«, sagte Cas, ohne sich umzudrehen. Wütend starrte ich auf seinen Rücken und stellte mir vor, wie mein Blick seinen Rücken verätzte.
      Was dachte er bitte, wie das war, wenn man sozusagen auf der Flucht war? Denn ein Teil in mir wusste, dass ich nicht für die Drachen hier war. Ein Teil in mir hatten den scharfen Klauen des Adels entweichen wollen. Den Klauen meiner Bürde. Doch sie waren noch immer hinter mir. Nur einen Millimeter entfernt, immer breit, wieder zuzuschnappen. »Aber er hat schon recht. Du stinkst wirklich«, erklang Feros Stimme hinter mir. Wütend wirbelte ich zu ihm herum.
      »Sind hier alle Männer so charmant?« Feros grinste, Wren lachte leise. »Wenn du einen Charmeur möchtest, dann wende dich an Howlan. Er weiß, wie man mit Frauen umzugehen hat. Obwohl er sich bei meiner Schwester schon oft die Krallen verbrannt hat.« Ich runzelte die Stirn, doch ehe ich fragen konnte, wer Howlan war, schritt ein junger Mann mit blonden Haaren, die ihm auf die Schultern fielen und grauen Augen die Stufen hinunter. Er klopfte Cas zur Begrüßung auf die Schulter, dann wandte er sich an uns.
      »Wenn du schon hinter meinem Rücken über mich sprichst, Wren, dann erwähne doch bitte das nächste Mal auch, dass ich einen geilen Hintern habe und der größte Drache von euch allen bin.« Ein schiefes Grinsen erschien auf seinen Lippen. Wren rollte mit den Augen, Fero lachte und ich konnte Howlan nur anstarren. Er war... wunderschön. Überirdisch schön. Das waren sie alle... aber... obwohl die Narbe, die über seine Nase hing und unter seinem rechten Auge weiter lief, bis sie unter seinem Haar verschwand, wirklich... also wirklich hässlich war, war er dennoch wunderschön.
      Seine Haare, so blond und golden wie meine eigenen, funkelten im Licht der Sonne. Er überragte Cas um gut einen Kopf, die anderen um fast einen und einen halben Kopf. Vermutlich war er dann wirklich der größte Drache unter ihnen. Er war breit gebaut, so wie alle von ihnen. Doch bei ihm waren die Muskeln gleich noch ein Stück größer. Dennoch hatte er sanfte Gesichtszüge und graue Augen, die dieses warme und helle Funkeln in sich hatten.
      Diese Augen ruhten auf mir. Bei jedem Schritt. Scannten mich von oben bis unten. Mir war klar, dass nicht von mir zu erkennen war. Vermutlich roch er meinen Gestank schon dort, sah meine zerzausten Haare vom Flug und erkannte, dass ich mich unter diesem schwarzen Mantel versteckte. Nur meine schwarzen Stiefel spitzen unten heraus und ein Teil meiner Hose. Dazu erkannte er sicher den Köcher auf meinen Rücken, so wie den Pfeil.
      »Wir haben menschlichen Besuch. Das ich das erleben würde, hätte ich nie gedacht«, sagte er, als er uns erreichte und musterte mich ungeniert weiter. Herausfordernd hob ich eine Braue. »Fertig mit starren?« Howlan lachte schallend auf. Sein Lachen hallte im ganzen Innenhof wider, so dass Vögel aufflatterten und davon flogen. Selbst Cas blieb für einen Moment im großen Türrahmen stehen und sah zu uns. Seine Augen streiften mich wie eine kalte Brise, bevor er davonging.
      »Ich mag dich, Mädchen. Ich bin Howlan. Entschuldige, dass ich so gestarrt habe, es ist nur lange her, dass ich ein Mädchen mit so vielen Waffen gesehen habe und dieser selbstbewussten Haltung. Ich dachte, ich sehe nie wieder ein menschliches Mädchen. Ich wünschte ich könnte versprechen dich nicht mehr anzustarren, aber du bist wirklich hübsch.« Er streckte mir die Hand hin, der erste von ihnen, der das tat. Fero und Wren hatten recht, er war ein Charmeur. Ein richtiger Charmeur, der noch Manieren hatte.
      »Covina, aber meine Freunde nennen mich Vina«, stellte ich mich vor und schüttelte seine warme, raue Hand, die meine fast verschwinden ließ. Er hatte große, von Schwielen besetzte Hände, doch das störte mich nicht. Es war eine feine Abwechslung zu den weichen Männerhänden am Hofe. Denn das kam mir immer so vor, als würden sie nichts tun. Nicht mal ein Schwert schwingen. Dabei hatten sie nur viel Creme und achteten auf ihre Schönheit. Wie dumm sie doch waren. So dumm.
      »Freut mich, dich kennenzulernen, Vina«, meinte Howlan, als er meine Hand schüttelte. Ein leichtes Lächeln auf den Lippen. Fero und Wren musterten Howlan und mich mit hochgezogen Brauen. Howlan ließ meine Hand nach einer Weile los, dann sah er seine Freunde an. »Was glotzt ihr so?« Abwehrend hoben beide die Hände. »Nichts. Wirklich.« Howlan rollte mit den Augen, dann sah er mich wieder an. »Wenn die beiden sich doof anstellen, komm einfach zu mir.« Damit wandte er sich wieder ab und lief wieder auf den Eingang zu.
      Stumm folgten wir ihm, während ich mir die Zeit nahm, die Burg zu betrachten. Einige Zinnen säumten am Boden den Innenhof, in manchen Wänden waren Löcher, nein keine Schießscharten, sondern richtige Löcher. An dem Mast hing keine Flagge. Vermutlich hing dort einmal eine. Jetzt nicht mehr. Vermutlich verbrannt, so wie viele andere. Die Burg war groß. Nicht so groß wie unser Schloss, aber groß. Geräumig genug, dass hier über 100 Leute Platz finden würden.
      Früher mussten hier Menschen und Drachen ein und aus gegangen sein. Früher... es tat weh, das sagen zu müssen. Denn eigentlich hatten die Drachen nichts getan. Sie hatten nur... eine Energie in ihrem Herzen, die das Leben für Menschen verlängern konnte. Das war ihre einzige „Schuld" und vermutlich würden die menschlichen Männer sagen: „Sie klauten uns die Frauen." Wütend schüttelte ich diese Gedanken ab und lief mit ihnen nach drinnen. In der Burg roch es überraschend frisch, als hätte jemand erst vor kurzem die Vorhänge mit Hand gewaschen, so wie Bettbezüge. Generell war der Boden der Eingangshalle verdammt sauber.
      Ein Teil in mir hatte das nicht erwartet. Diese... diese Sauberkeit. Ein Teil in mir hatte erwartet, über Dreck zu stolpern. Doch es war sauber. »Ja, Nila hat ihren Job gut gemacht, wie ich sehe. Toll, nächste Woche bin ich dran... Howlan tust du mir den Gefallen und schwitzt nicht mehr so in dein Bettlaken?«, hörte ich Wren sagen. Howlan drehte sich zu ihm um. »Ich schwitze nicht, ich glitzere.« Kokett zwinkerte er Wren zu und sah dann wieder nach vorne. Leise lachte ich.
      Fero verkniff sich gerade noch so ein Grinsen. »Das stimmt nicht, du schwitzt wie ein Schwein! Was machst du immer in deinem Bett?«, rief Wren ihm nach. Howlan sah über die Schulter zu uns und grinste schief. »Wenn du das wissen möchtest, Wren, dann komm doch einfach vorbei.« Ein freches Grinsen zog seinen rechten Mundwinkel nach oben, dann lief er weiter. Während Fero und ich uns ansahen und leise lachten, blieb Wren an Ort und Stelle stehen und blinzelte ein paar Mal.
      Seine Augen waren groß, seine Lippen einen Spalt geöffnet. Verlegenheit schien ihn zu ergreifen, aber leider konnte man bei ihm keine Röte auf den Wangen sehen. Ich hätte diese Röte zu gerne gesehen. Denn er sah so verlegen aus, wie ich mich vermutlich auch bei diesen Worten gefühlt hatte. »Na komm, Wren«, sagte Fero, als wir eine Abzweigung erreichten, während Wren noch immer an Ort und Stelle stand. Howlan war schon längst verschwunden. Nach ein paar Sekunden hastete er dann rasch zu uns. »Bringst du sie in ein freies Zimmer und holst ihr frische Sachen und ich hole frisches Wasser und einen kleinen Zuber, oder soll ich sie ins Zimmer führen?«, fragte Wren an Fero gewandt.
      Fero sah mich an, dann sah er zu Cas, der mit Howlan schon um die Ecke gebogen war. »Hey, Cas. Welches Zimmer soll sie haben?«, rief er ihm nach. Cas blieb stehen und drehte sich um. Wieder streifte mich sein Blick wie ein kalter Windstoß. Eine Gänsehaut rann meinen Rücken hinab. Bei den Göttern, er schien mich wirklich zu hassen. »Das freie in Howlans und meinem Gang. Neben Howlans Zimmer.« Damit drehte er sich wieder um und lief mit Howlan weiter. Fero grinste. »Dann führst du sie zum Zimmer, Wren.«
      Damit nahm er den anderen Gang um vermutlich den kleinen Zuber zu holen. Wren kratze sich am Nacken, hörte er doch das schallende Lachen von Howlan, der ihm abermals zuzwinkerte. »Ich hasse es, dass er mit jedem flirtet. Bei ihm das Geschlecht egal. Manchmal weiß ich echt nicht, was er ernst meint und was nicht...«, murmelte Wren und seufzte. Ich schenkte ihm ein kleines Lächeln. Zwar kannte ich Wren und alle anderen hier kaum, doch Wren, Fero und Howlan hatten sich schon jetzt irgendwie in mein Herz geschlichen, während ich nicht wusste, was ich von Cas halten sollte.
      Cas war die Art von Mann, bei der ich nicht wusste, wie ich ihn einschätzen sollte. Diese kalte Miene... ich wusste, dass sie Fassade war. Dass er viel verloren hatte, wusste ich von den anderen. Er hatte seine ganze Familie verloren. Sogar seine Schwester. Für ihn musste das hart sein. Das gab ihm aber nicht das Recht, so zu mir zu sein, nur weil ich ein Mensch war. Die Mauer hatte bewiesen, dass meine Absichten rein waren.
      Deswegen war ich ja hier. Wenn ich keine ehrlichen Absichten hätte, wäre ich gestorben. Dennoch war er misstrauisch und schien es für einen Trick zu halten. Allerdings wollte ich ihm die Möglichkeit geben, mich kennenzulernen. Mich wirklich kennenzulernen. Ich wollte ihm die Chance geben, zu erkennen, dass ich nichts Böses wollte und ich wollte ihm die Chance geben mir zu zeigen, dass er nicht so gemein war, wie er tat.
      Denn das war nur Fassade. Hinter seinen harten Worten versteckte sich die Bitterkeit der Ereignisse. »Du wirst schon noch herausfinden, was er so meinte und was nicht«, erwiderte ich. Wren zuckte mit den Schultern. »Wer weiß, morgen flirtet er vielleicht mit dir, übermorgen mit Cas und in drei Tagen mit Fero und dann wieder mit meiner Schwester.« Ich war mir nicht sicher, aber ich glaubte in seinen Worten Enttäuschung zu hören.
      »Oder aber er flirtet morgen mit dir, übermorgen mit dir und für den Rest deines Lebens mit dir«, versuchte ich ihn aufzuheitern, doch es gelang mir nicht. Er zuckte nur mit den Schultern und führte mich Howlan und Cas hinterher. Wir schwiegen. Ich wollte nicht weiter in ihn dringen, dafür kannte ich ihn zu wenig. Es war seine Sache. Deswegen wollte ich nicht näher in ihn dringen, sondern ließ mich zu meinem Zimmer führen. Als wir ein paar Gänge hinter uns gelassen hatten, kamen wir in einen Gang, der auf der einen Seite große Fenster hatte, der das goldene Licht der Sonne hereinließ und einen Blick auf den reißenden Fluss, den wir vorhin überflogen hatten und das kleine Waldstück dahinter freigab, aus dem vorhin Fero, Cas und Wren gekommen waren.
      Für einen Moment nahm ich mir Zeit, das alles zu betrachten, in der Hoffnung, ich könnte das Meer sehen, das sich hinter den Bäumen verbarg, doch die Burg war nicht hoch genug, alles von hier zu sehen. Bevor ich auch nur näher nachforschen konnte, zog Wren bereits eine Tür auf. Mein Zimmer lag ein paar Meter von Howlans Zimmertür entfernt, doch es war das Zimmer neben seinem. Wren führte mich herein. Von hier hatte ich einen guten Ausblick auf den dichten Wald und den See, der zwischen den Bäumen hervorblitze. Der Wald war dicht und bewachsen.
       Wie er hieß, wusste ich nicht. Das Zimmer war geräumig und hatte ein ähnliches Bett wie in meinem Zimmer im Schloss. Es war zwar etwas kleiner, aber immer noch ausreichend für mich. Es gab einen Schrank und einen angrenzenden Raum, den ich als Bad beziehungsweise Klo bezeichnen würde. »Die Aussicht, die ihr habt, ist wunderschön«, meinte ich. Wren nickte gedankenverloren. Keiner von uns beiden sagte etwas, bis Fero mit einem kleinen Zuber und eine großen Krug Wasser kam. Er trug es in den kleinen Raum, den ich als Bad betitelt hatte.
        »Frische Kleidung kannst du erst einmal von meiner Schwester haben. Ich hole sie gleich«, erwiderte Wren, als Fero alles vorbereitet hatte. Ich konnte nur nicken. Das alles kam mir noch wie ein Traum vor, selbst, als ich im Zuber saß und mir kaltes Wasser über den Kopf schüttete.

Dragon Heart ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt